Zwingenberg. „Love Nature“, haben die Malerin Barbara Gertitschke und die Fotografin Lucie Heirich ihre Ausstellung betitelt, die am Sonntag in der Remise am ehemaligen Amtsgericht eröffnet wurde. Beide verstehen ihre Arbeiten als Hommage an die Natur in all ihren Facetten und als Einladung, die Beziehung zur Umwelt zu überdenken. „In einer Zeit, in der unsere Umwelt so stark bedroht ist, erinnern uns diese Kunstwerke daran, warum wir die Natur lieben und schätzen. Die Ausstellung fordert uns auf, nicht nur passiv zu bewundern, sondern auch aktiv zu schützen.
Denn Love Nature ist mehr als nur ein Gefühl – es ist eine Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen und einen respektvollen Umgang mit unserer Umwelt zu pflegen“, sagten sie bei der Vernissage und erklärten: „Wir haben uns von unterschiedlichen Aspekten der Natur inspirieren lassen: von der ruhigen Kraft der Wälder und den faszinierenden Details der Pflanzenwelt bis hin zu den bewegenden Geschichten, die in den Strukturen und Farben von Gesteinen und Gewässern verborgen liegen“.
Zwei Formen der Kunst im Dialog mit Natur und Licht
So sind dann sowohl die Fotos als auch die Malereien, wenn überhaupt, dann erst in zweiter Linie realistische Abbilder von Naturformen. Barbara Gertitschkes Bilder etwa greifen vielmehr so etwas wie das universelle Schaffensprinzip auf und zeigen die Vielschichtigkeit der Erscheinungen. Die Acrylmalereien, manchmal kombiniert mit Collage mögen auf den ersten Blick amorph scheinen - wolkige, wie von Licht durchflutete Farbflächen. Doch gibt es vielfältige, überraschend kleinteilige Gliederungen und Abgrenzungen, Linien, die von der Hand der Künstlerin geschaffen wurden oder auch nur im Auge des Betrachters entstehen.
Hat der sich erstmal eingelassen auf das Spiel des Sehens, dringt er unwillkürlich immer tiefer ein in das sich immer stärker offenbarende Strömen und Drängen, Schweben und Wehen.
Barbara Gertitschke war Kunsterzieherin am Goethe-Gymnasium in Bensheim und war zu Studienaufenthalten in Australien, Neuseeland und Indonesien. Sie ist Mitglied des BBK Südhessen und der Künstlerinnengruppe „Valentines“ und ist sowohl mit Einzelausstellungen als auch mit vielen Gruppenausstellungen regional, national und international an die Öffentlichkeit getreten. Die Städte Bensheim, Zwingenberg, Lorsch und Viernheim haben Werke der Künstlerin gekauft.
Fotografien werden weder arrangiert noch digital bearbeitet
Lucie Heirich lebt in Reinheim. Neben ihrer langjährigen Tätigkeit als Flugbegleiterin absolvierte sie ein Fernstudium der Fotografie und war als ambitionierte Reisefotografin unterwegs. Sie ist Mitglied im BBK Süd, im Kulturkreis Reinheim und im Hanauer Kulturverein und hat ihre Arbeiten schon in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. An der Bergstraße waren ihre Fotografien zuletzt im Bensheimer Parktheater bei der Ausstellung des BBK Südhessen im Februar zu sehen.
Ihre Motive findet Lucie Heirich als aufmerksame Beobachterin auch im scheinbar Nebensächlichen und legt Wert darauf, dass ihre Fotografien weder arrangiert noch digital bearbeitet werden.
Eine ganze Serie hat sie dem Blick auf die Natur durch bleiverglaste Fenster gewidmet. Dabei verhindert die Beschaffenheit des Glases jegliche Schärfentiefe – die Natur wird zum grünlich leuchtenden, manchmal fast wie mit Pinselstrichen strukturierten Hintergrund, die Ornamente aus Buntglas und die Glasmalereien wirken als hart davor gesetzte Flächen. Reflexe anderer Art bieten Wasserflächen, in vielfältiger Form - mit spritzenden Wellen oder kaum bewegt, auf alle Fälle mit ihren Spiegelungen den Raum aufbrechend und zum Teil auch fragmentierend. Wasser wird zu Licht, Licht zu Farbe.
Verschmelzung von Malerei und Fotografie
In der Ausstellung hängen Fotografien und Gemälde im Wechsel und erscheinen in manchen Kombinationen verblüffend verwandt. Kaum zu glauben, dass ein Foto einer beschnittenen, noch kahlen Platane und das daneben hängende abstrakte Acrylgemälde „Sakura“ völlig unabhängig voneinander entstanden sind, so ähnlich sind auch die zu Tage tretenden Strukturen und Sichtweisen. Auch in dem Vermögen, die Bildfläche scheinbar aufzulösen und in eine nicht greifbar wirkende Luftigkeit zu überführen, erweist sich ein gewinnbringendes Miteinander der beiden so unterschiedlichen künstlerischen Herangehensweisen.
Die Ausstellung in der Remise am ehemaligen Amtsgericht ist auch an den beiden kommenden Wochenenden zu sehen, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.
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