Zwingenberg. Sie saßen auf den Treppen und am Seitengang: Schon jetzt ist das alljährliche Sommerkonzert der Voice-Akademie ein Klassiker. Bei über 30 Grad war der kühl-temperierte Keller des Theater Mobile in Zwingenberg heiß begehrt und übervoll.
Der Projektchor der Akademie hatte drei Monate lang geprobt und präsentierte bei seinem Abschlusskonzert unter dem Motto „Music was my First Love“ Songs mit Ohrwurmqualität. „Was wäre die Liebe ohne Musik und die Musik ohne die Liebe“, fragte Jeanette Giese, Leiterin des Projektchors und der VoiceAkademie: „Undenkbar!“, für Giese, die mit Leidenschaft und Leichtigkeit im leuchtend roten Abendkleid moderierte und ihre rot und schwarz gekleideten Chorsänger dirigierte.
Spaß und Freude am Singen sollten im Mittelpunkt des Konzerts stehen – und der Funke sprang schnell über. Mit dem Country-Gospelsong von Hank Williams „I Saw the Light“ (1948), den meisten bekannt in der Version von Jonny Cash aus dem Jahr 1974, startete das Konzert. Es folgte eine Softrock-Ballade des US-amerikanischen Folk-Rock-Duos Simon & Garfunkel: „Bridge over Troubled Water“, bei der das Publikum nicht nur den Refrain kannte, sondern auch viele begeistert und durchaus textsicher mitsangen.
Die Ukulele kann auch trösten
Auch Mitglieder des Zwingenberger Ukulele-Orchesters, die „Swinging Ukes“, unter der Leitung von Peter Moss bereicherten das Programm mit ihren Instrumenten und Gesang. Rock’n’Roll-Standards wie „Blue Suede Shoes“ von Carl Perkins (1955), weltberühmt durch Elvis Presley, oder der traditionelle afrikanisch-amerikanische Spiritual „Rock my Soul“ gehören beide heute noch zum Standardrepertoire im Musikunterricht, wie ein Schüler begeistert berichtete.
Dabei kann der „hüpfende Floh“, die Ukulule, so Giese, nicht nur fröhlich und ausgelassen klingen. „Kein Instrument kann so schön trösten“, was die „Swinging Ukes“ mit dem Welthit „Raindrops Keep Fallin’ on my Head“ von Sacha Distel (1958) sofort unter Beweis stellten.
Wie praktisch, dass das Instrument so klein ist und leicht in jedes Zugabteil passt, um bei Bedarf die passende Stimmung zu untermalen. „Zudem ist sie leicht zu erlernen“, weiß Peter Moss, der nicht nur zusammen mit Giese die Voice-Akademie in Zwingenberg leitet, sondern auch ein Profi-Ukulele Orchester in Großbritannien.
Russisches Temperament
Etwas getragener ging es beim Solo-Auftritt von Christian Nungesser zu. Er sang den Chanson „Barbara“ von Joseph Kosma (Musik) und Jacques Prévert (Text), der von der Zeit vor und nach der Bombardierung Brests in Frankreich erzählt. Der langjährige Gesangsschüler von einem weiteren Gast des Abends, Volker Schrewe, überzeugte zuerst mit diesem pathetisch-romantischen Vortrag und später im Duett mit Ramona Dinu beim „Vergeblichen Ständchen“ von Johannes Brahms.
Volker Schrewe, Bariton und selbst Chorleiter in Lippe, begleitete nicht nur viele Stücke am Klavier, sondern verklärte das Publikum auch mit einem Gesangs-Solo und Liebesgedichten von Wilhelm Busch.
Weitere Kabinettstückchen lieferte Berthold Mäurer vom Kulturbüro Bensheim, der Lustiges von Joachim Ringelnatz rezitierte und in einem Sketch von Heinz Erhardt zusammen mit Jeanette Giese das Publikum zum Lachen brachte.
Höhepunkt des Abends war das Medley „Wenn die Sonja Russisch tanzt“ von den Comedian Harmonists in Kombination mit dem weltbekannten russischen Volkslied „Kalinka“: Singend tanzten die Choristen – einige davon verkleidet als russische Mütterchen mit Kopftuch – über die Bühne und mussten diese mitreißende Darbietung natürlich am Konzertende noch einmal als Zugabe wiederholen.
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