Zwingenberg. Auf der Tagesordnung der Zwingenberger Stadtverordnetenversammlung, die am heutigen Donnerstag, 19 Uhr, Melibokushalle, zum letzten Mal im zu Ende gehenden Jahr tagt, steht als Thema zur Beratung und Beschlussfassung auch die Anschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte für die Kindertagesstätten. Die CDU-Fraktion hatte die Idee im Sommer ins Kommunalparlament als Prüfauftrag für den Magistrat eingebracht – die Stadträte unter Vorsitz von Bürgermeister Holger Habich kamen zwischenzeitlich jedoch zu der Auffassung, dass auf die transportablen Raumlüftungsgeräte verzichtet werden soll. Stattdessen soll im Haushaltsplan für das neue Jahr ein Budget in Höhe von 3000 Euro eingeplant werden, um Luftgütesensoren für die Kitas anzuschaffen.
Effekt ist nicht erwiesen
Die Christdemokraten hatten in der Begründung ihrer Initiative darauf abgestellt, dass angesichts der Coronavirus-Pandemie „regelmäßiges Lüften (…) ein zentraler Bestandteil des Infektionsschutzes“ sei. Die Antragsteller räumten jedoch gleichzeitig ein, dass „nach jetzigem Wissensstand“ noch nicht abschließend geklärt sei, „ob die Reduktion virushaltiger Partikel“ durch den Einsatz mobiler Luftfilter „allein ausreicht, um eine Infektionsgefahr in dicht besetzten Räumen (…) zu verhindern“. Es gebe aber erste Studien, die die These unterstützen, dass diese Technik „eine sinnvolle Ergänzung zum Lüften“ sein könnte.
Stadtverwaltung und Magistrat haben nun recherchiert, dass selbst Bund und Länder in ihrem gemeinsamen Förderprogramm zur Anschaffung von solchen Filteranlagen zu der Auffassung kommen, dass diese Technik ausschließlich für den Einsatz in Räumen bezuschusst werden kann, die nur über „eingeschränkte Lüftungsmöglichkeiten“ verfügen. In der ausführlichen Vorlage des Magistrats heißt es: „Da die Fenster in unseren städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen jedoch alle zu öffnen sind und daher innerhalb der (Gruppen-)Räume ein Frischluftaustausch durchgeführt werden kann (Querlüften), kann für die Stadt Zwingenberg kein Zuschuss gewährt werden“. Aus diesem Grund und den daraus entstehenden hohen Anschaffungskosten ziehe es die Verwaltung nicht in Betracht, mobile Luftreinigungsanlagen anzuschaffen.
Der Magistrat weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Erzieherinnen regelmäßig auf Corona getestet werden, die Kitas „streng“ nach den mit dem Jugendamt des Kreises Bergstraße abgestimmten und an die jeweilige Pandemie-Lage angepassten Hygienekonzepten arbeiten und überdies für alle Einrichtungen sogenannte „Lolli-Tests“ angeschafft wurden, die kostenfrei von den Eltern zur Selbstkontrolle ihrer Kinder genutzt werden können.
Wörtlich heißt es abschließend zum Thema Luftfilter: Der Magistrat hat sich eingehend mit der Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Luftreinigern in den Kindertagesstätten befasst und letztlich entschieden, diesen nicht zu befürworten. Kinder verhalten sich typischerweise nicht ,hygienisch‘, so dass bezweifelt werden darf, ob der gewünschte Effekt erzielt werden kann. Außerdem stellen die Geräte – jedenfalls die vergleichsweise kostengünstigen Modelle – eine zusätzliche Lärmquelle dar, die dem Personal nicht zugemutet werden sollte.“
Der Magistrat folgt jedoch der Idee der CDU-Fraktion, die in ihrem Antrag auch darum gebeten hatte, Kosten und Nutzen für den Einsatz von CO2-Sensoren zu prüfen. Er empfiehlt den Kauf sogenannter Luftgütesensoren, die die „verbrauchte“ Raumluft anzeigen „und daher ans natürliche Lüften erinnern“.
Vorsorglich mehr Geld einplanen
Der Sozial-, Kultur- und Sportausschuss (SKS) der Stadtverordnetenversammlung schloss sich in seiner jüngsten Sitzung der Magistratsauffassung einstimmig an und billigte gleichzeitig einen Änderungsvorschlag der FDP-Fraktion, das Budget für die Luftgütesensoren vorsorglich von 3000 auf 4000 Euro aufzustocken.
GUD-Fraktionschef Ulrich Kühnhold bezeichnete im SKS den Einsatz der „CO2-Ampeln“ als „gute Lösung“ – „das überzeugt mich“ –; CDU-Stadtverordneter Sebastian Clever begrüßte die Anschaffung dieser Technik ebenfalls sehr. Als Vater von zwei Kindern mit entsprechender Kita-Erfahrung ausgestattet teilte Clever allerdings die Bedenken des Magistrats nicht, wonach der Einsatz von Luftfiltergeräten zu laut sei. Die „natürliche“ Lautstärke in Kitas übertreffe die Geräusch sicher, wie er schmunzelnd feststellte.
Nicht nur wegen Corona sinnvoll
So sah es auch die SPD-Stadtverordnete Natascha Barrett, die als Lehrerin über entsprechende Lautstärke-Erfahrungen in Klassensälen verfügt: „Und wenn man dann bedenkt, wie laut es erst in einer Kita ist...“ Aber auch sie schloss sich der Magistratsvorlage an, wonach auf die Filter verzichtet und die Sensoren angeschafft werden sollen. Die Luftgütesensoren seien auch „unabhängig von Corona“ eine sinnvolle Ausstattung der Kitas, so Frau Barrett.
FDP-Stadtverordneter Rainer Willbrand pflichtete seinen Vorrednern bei, er schätzte jedoch das Budget für die „Ampel-Regelung“ als zu niedrig ein und beantragte, auf den vom Magistrat vorgeschlagenen Betrag noch einen Tausender draufzupacken.
Der Haupt- und Finanzausschuss wiederum folgte einstimmig dem SKS. Die abschließend Beratung und Beschlussfassung erfolgt heute in der Stadtverordnetenversammlung.
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