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Jugendkart-Turnier bei großer Hitze in Zwingenberg

Trotz Temperaturen über 30 Grad fand das Jugendkart-Turnier auf dem Zentralparkplatz der Melibokushalle statt.

Von 
Niklas Wagner
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Gefahren wird auf einem festen Parcours mit zwei Wertungsläufen, wobei Fehler wie das Umwerfen eines Kegels mit Zeitstrafen geahndet werden. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. Lange Hose, langärmliges Oberteil und festes Schuhwerk. Wer mit diesem Outfit am Sonntagnachmittag in Zwingenberg oder auch anderswo unterwegs gewesen wäre, den hätte man angesichts der Temperaturen über 30 Grad sicherlich für verrückt erklärt. Auf dem Zentralparkplatz der Melibokushalle hingegen sorgte die Bekleidung für keine Irritationen, ganz im Gegenteil. Für das Kartfahren ist sie notwendig, auch im Hochsommer. Und dennoch konnte man schon ein wenig Mitleid mit den über 70 Fahrerinnen und Fahrern empfinden, die zu dem Jugendkart-Turnier des Motor-Sport-Club Zwingenberg angereist waren.

Es handelte sich um das letzte Turnier der Saison, in dem Punkte für den Endlauf zur Deutschen Meisterschaft gesammelt werden konnten. Der Endlauf findet am letzten Septemberwochenende in Großheubach statt. Um sich für diesen zu qualifizieren, werden die vier besten Ergebnisse aus den insgesamt sechs Wertungsläufen gewertet. Als Referenzwert dient die Zeit des besten Fahrers in der jeweiligen Klasse. Erreicht ein Fahrer bis zu 70 Prozent der Bestpunktzahl qualifiziert er sich für den Endlauf. Parallel war das Rennen auch der achte und letzte Wertungslauf zur DMV-Hessenmeisterschaft.

Interesse am Motorsport wächst

Das Interesse an dieser Form des Motorsports hat in den vergangenen zwei Jahre zugenommen, berichtete der zweite Vorsitzende Lars Gußmann. „Vor zwei Jahren hatten wir eine Gruppe von fünf bis sechs Jugendlichen. Nun sind es mehr als doppelt so viele.“ Das wöchentliche Training, das immer samstags stattfindet, könne so über einen längeren Zeitraum und in zwei Gruppen durchgeführt werden, so Gußmann. Auch beim diesjährigen Saisonfinale waren mehr als zehn Teilnehmer des MSC über alle Altersklasse - mit Ausnahme der Klasse 0 - vertreten. In dieser Klasse fahren Sechs bis Siebenjährige. Die Klasse 1 beginnt mit den Jahrgängen 2016 und 2017. Das Ganze setzt sich fort bis zur sechsten Klasse. In dieser fahren Jugendliche bis einschließlich 23 Jahren. Auch jene aus der „Rentnerklasse“, so die humorvolle Bezeichnung der Klasse 7 ab 23 Jahren, fahren bei dem Rennen mit. Für die besten von ihnen gab es am Ende des Turnieres keinen Pokal wie für die anderen Altersklassen, sondern mehrere Kaltgetränke. Wichtiger sei ohnehin der Spaß am Fahren und die Qualifikation für den Endlauf zur Deutschen Meisterschaft. Für diesen könnten sich ohnehin nur die Klassen eins bis sechs qualifizieren.

Je nachdem wie viele Fahrer in einer Klasse an den Start gehen, beeinflusst dies die Anzahl an Punkten, die man für seine Tageszeit erhält. Gewertet werden die zwei besten Durchgänge, der dritte wird gestrichen. Es werden jeweils zwei Runden durch den Parcours gefahren, vor dem ersten Lauf gibt es eine Proberunde.

Nur ohne Fehler landet man auf dem Treppchen

Das Manövrieren des Karts durch den Parcours ist beileibe keine einfache Angelegenheit, eine kleine falsche Bewegung und ein Kegel plumpst um. Dies wird mit einer Strafe von zwei Sekunden sanktioniert, die zur gefahrenen Zeit addiert werden. „Wenn du einen Fehler machst, reicht das nicht mehr für einen Platz auf dem Treppchen“, sagt Gußmann. Die Fahrer in den jeweiligen Altersklassen seien nahe beieinander, die Leistungsdichte entsprechend gering. Bei einem Fahrer passiert genau dieses Szenario kurz vor dem Ziel. Er quittiert dies mit einem genervten Kopfschütteln.

Wenn man sich als neutraler Beobachter einen Überblick über das Geschehen verschafft, sieht man die Mitglieder der verschiedenen Vereine, die sich unter einem der vielen Pavillons eine gemütliche Sitzmöglichkeit eingerichtet haben. Auf den T-Shirts, die viele von ihnen tragen, ist die Vereinsmitgliedschaft abzulesen. Ob aus Zotzenbach oder Großheubach, alle eint die Freude am Motorsport. Teilweise gibt es Vereine aus Nordbayern, die weiteste Anreise beträgt jedoch nur etwas mehr als eine Stunde. Unter einem Zelt wird das parallel stattfindende 24-Stunden Rennen auf dem Nürburgring verfolgt. Die Vereine sind sich freundschaftlich verbunden. Ein Beispiel, dass diese Gemeinsamkeit zeigt, betrifft die Situation mit den Karts. Normal ist es, dass der Gastgeber die beiden Karts stellt, mit denen alle Fahrer den Parcours durchfahren müssen. „Vor einigen Wochen war uns klar, dass wir mit einem unserer Karts nicht fahren können“, sagt Gußmann. Also sprang der MSC Großheubach ein, und stellte seine beiden Karts zur Verfügung. Das Schiedsrichter-Trio, das sich bei jedem Turnier aus drei Gastvereinen zusammensetzt, bestand darauf, dass beide Karts gleich sind und folglich auch gleiche Bedingungen für alle herrschen, erläutert Gußmann die Situation.

Reifen leiden unter der Hitze

Die enorm hohen Temperaturen, so hat man das Gefühl, üben keinen allzu großen Einfluss auf die Fahrer und Gäste aus. „Wir haben das Turnier jedes Jahr im Hochsommer“, hat Gußmann eine Erklärung dafür parat. Unter einem Zelt steht eine große Kühlbox, aus der immer wieder gekühlte Getränke hervorgeholt werden. Zur besonders süßen Abkühlung steht vor dem Zentralparkplatz an der Seite der Eiswagen bereit. Einzig die Reifen leiden unter der Hitze. Dies wiederum hat einen Effekt auf das Fahren und somit auf die Leistung der Fahrer. Empfehlenswert sei daher schon in den ersten Durchgängen zu versuchen, die beste Zeit zu fahren, sagt Gußmann.

Für Liam Tausch (Klasse 1) und Jonas Gerhardt (Klasse 6) haben sich die Strapazen besonders gelohnt. Sie belegten beide den ersten Platz und wurden dadurch auch Hessenmeister in ihrer jeweiligen Klasse.

Bei den Mannschaftsrennen belegte das Team „Trödeltrupp“ den ersten Platz. Lennard Lustig (Klasse 4) kam mit einer Zeit von 74,59 Sekunden ins Ziel und qualifizierte sich ebenso wie Gerhard und Tausch für die Deutsche Meisterschaft. Dann wird das Fahren sicherlich wieder unter entspannteren Bedingungen stattfinden.

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