Zwingenberg. Ein halbes Dutzend Angebote von Bürgern, die Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellen wollen, ist bereits im Zwingenberger Rathaus eingegangen, erneuerte Bürgermeister Holger Habich in dieser Woche den entsprechenden Aufruf der Stadtverwaltung. Die Bandbreite der bisher gemachten Angebote reiche vom einzelnen Zimmer bis zur Wohnung, weist der Rathauschef auf die Wohnraum-Abfrage hin, die nach wie vor per Download-Formular auf der Startseite der städtischen Homepage beantwortet werden kann (wir haben berichtet). Die bis dato eingegangenen Rückmeldungen seien bereits an den Landkreis Bergstraße weitergegeben worden, der die Koordination bei der Unterbringung der Flüchtlinge übernimmt.
Zweiter Rettungsweg fehlt
In diesem Zusammenhang reagiert der Zwingenberger Bürgermeister auch auf Hinweise aus der Bevölkerung, die Stadt solle sich doch dafür einsetzen, dass die ehemalige und zurzeit leerstehende Jugendherberge als Flüchtlings-Unterkunft genutzt werden könne. Holger Habich schließt angesichts der steigenden Zahlen von Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auch in Deutschland Zuflucht suchen, diese Möglichkeit nicht aus. Er hat bereits selbst daran gedacht, „aber ganz so einfach ist das nicht: die Jugendherberge verfügt im Nordflügel, wo sich die meisten Zimmer befinden, nicht über einen zweiten Rettungsweg“. Der Teil des Gebäudes werde nur über ein einziges Treppenhaus erschlossen, Auflagen des Brandschutzes würden nicht erfüllt.
Mit dem Geschäftsführer des Landesverbands Hessen im Deutschen Jugendherbergswerk habe er sich trotzdem bereits über diese Frage ausgetauscht. Das Jugendherbergswerk sei aber „eher zurückhaltend“. Man habe allerdings vereinbart, ein erneutes Gespräch zu führen, „wenn der Druck sehr groß wird“. Völlig aus der Luft gegriffen ist der Vorschlag, die Jugendherberge zu nutzen, nicht: Als die Einrichtung noch ganz klassisch in Betrieb war, hatte der Landkreis Bergstraße – beispielsweise im Jahr 2016 – dort 30 Betten mit Menschen aus Eritrea, Afghanistan oder Syrien belegt.
Im Jahr 2020 – da war die Jugendherberge aber bereits „vom Netz genommen“ und nicht mehr in der Vermietung durch den Jugendherbergsverband – wurde die Idee, dort Geflüchtete aus dem griechischen Flüchtlingslager Moria unterzubringen, aber nicht weiterverfolgt.
Der Hessische Jugendherbergsverband hatte sich seinerzeit zwar der internationalen Initiative „Leave No One Behind“ („Lasst niemanden zurück“) angeschlossen und ein entsprechendes Hilfsangebot „über mehrere Kanäle in die politischen Entscheidungsgremien auf Landesebene gegeben“. Dafür standen aber andere Herbergen zur Verfügung.
Wohnraum melden
Falls die Wohnraum-Kapazitäten der Stadt Zwingenberg durch eine erhöhte Aufnahme von Flüchtlingen erschöpft sein sollten, will die Stadtverwaltung schnell reagieren können und bittet dazu die Bürger in der Kernstadt und im Stadtteil Rodau um Rückmeldungen, wer flüchtenden Menschen eine Herberge bieten kann.
Dies geschieht mittels eines Formulars, das auf der Webseite der Stadt Zwingenberg zum Download bereitsteht. Abgefragt werden Angaben zum Objekt (Haus, Wohnung, einzelnes Zimmer), der Wohnfläche, der Ausstattung (möbliert, teilmöbliert, Kücheneinrichtung) sowie der Lage des Objekts.
Darüber hinaus können die Bürger entscheiden, für wen sie den Wohnraum zur Verfügung stellen würden: ausschließlich für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, für geflüchtete Menschen allgemein oder auch für obdachlose Menschen.
Mit der Erklärung, Wohnraum zur Verfügung stellen zu wollen, gehen die Bürger nicht die Verpflichtung zu einem Vertragsabschluss ein, es handelt sich zunächst nur um eine Willensbekundung. Die Rolle des Mieters würden im Bedarfsfall die Stadt Zwingenberg oder der Kreis Bergstraße übernehmen. Bezahlt würde die nach Sozialhilferecht für Zwingenberg übliche Miete.
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