Vor wenigen Wochen habe ich in München ein Museum besucht. Es gab dort eine bemerkenswerte Ausstellung mit Werken des britischen Künstlers William Turner. Dicht gedrängt schoben sich die zahlreichen Besucher an den Gemälden aus dem 19. Jahrhundert vorbei. Ein Bild hatte es mir besonders angetan. Meine Frau fotografierte das goldgerahmte Kunstwerk. „Der Gang zum Grab“ stand seitlich auf einem kleinen Schild. Zwischen zwei Hügeln links und rechts, von deren Höhen Menschen herunterkommen, tut sich ein heller Strom auf. Wie das Licht einer umgestürzten Lampe öffnet sich der glänzende Schein in den blauen Himmel.
Ich erinnere mich an dieses lebensfrohe Bild, weil ich gerade von einer Trauerfeier zurückgekehrt bin. Viele Gäste kamen in die alte Friedhofskapelle in Worms-Hochheim. Die Trauernden erhielten dort ein Liedblatt. Es war ein einfühlsames Innehalten am Sarg der Verstorbenen. Ein bretonisches Kreuz mit einem Menschen darunter war auf den schmuckvollen Handzetteln abgedruckt. Später erfahren wir, es war das skizzierte Bild unserer Freundin aus längst vergangenen Tagen. Im turnerschen Gemälde wie in der bretonischen Handzeichnung zeigt sich für mich die Hoffnung, die wir Christen am heutigen Karsamstag, am Tag vor dem Osterfest feiern.
Der Tod Jesu Christi und die Auferstehung des Gekreuzigten gehören zusammen. Ich wünsche uns allen, dass wir das Sterben eines Menschen und den lichtdurchfluteten Himmel als Geschenk annehmen. In meiner hoffnungsfrohen Trauer schließe ich auch Trauernde und Verzweifelte in der Ukraine/Russland sowie in Palästina/Israel ein.
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