Theater Mobile

Französisches Flair im Mobile in Zwingenberg

Von 
Thomas Tritsch
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Mme Brell & die Filous bei ihrem Konzert im Theater Mobile. © Thomas Neu

Zwingenberg. Französische Lebensfreude mit rheinhessischem Einschlag genoss das Publikum am Samstag im Theater Mobile. Rund 50 Gäste beklatschten im Gewölbekeller ein in vielerlei Hinsicht originelles Quartett, das sein Faible für Musette und Chansons mit glänzender Musikalität und ironischem Charme auf die Bühne bringt.

Und gerade deshalb ist ein Konzert mit Mme Brell & den Filous so erfrischend unpathetisch, sinnlich und leger. Nur getanzt wurde den gesamten Abend nicht.

Dabei hatte Sänger und Kontrabassist Jürgen Dorn die Zwingenberger mehrfach mit Gratis-CDs und Konzerteinladungen „bestochen“. Doch es half nichts: Trotz inspirierender Tango- und Bossanova-Klänge blieben die Zuhörer lieber auf ihren Plätzen. Aber womöglich war auch einfach kein tänzerisch versiertes Paar anwesend, das seine körperliche Harmonie vor aller Augen in taktvollen Einklang hätte bringen können.

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Somit hatte das Publikum durchweg freie Sicht auf Dorn und seine Kollegen Erik Buhne und Jens Mackenthun, die der glänzenden Sängerin Susanne Brell einen fein gewebten Klangteppich ausgerollt haben, auf dem sich die studierte Konzertsängerin wunderbar leichtfüßig und authentisch frankophil bewegt hat.

Ihre erstklassigen gesanglichen Qualitäten wurden beim italienischen Lied „Sorrento“ ebenso deutlich wie bei Charles Trenets musikalischer Liebeserklärung an das Pariser Künstlerviertel „Ménilmontant“ oder Dorns Eigenkomposition „August“, das sie im Duett mit dem Bassisten singt. Beide hatten sich vor über 25 Jahren über Engagements am Staatstheater Wiesbaden kennengelernt. Er spielte dort in zahlreichen Musicalproduktionen und war Begleitmusiker von Evi Niessner, Paul Kuhn, Lee Konitz und Joe Henderson. Mit dem studierten Jazzgitarristen Mackenthun und Buhne an Akkordeon und Saxofon bildet Dorn ein sorgsam austariertes Instrumentaltrio, das viel französische Stimmung ausstrahlt, ohne in gekünstelte Imitationen abzugleiten.

Es ist ein augenzwinkerndes Spiel mit Klischees und Erwartungen, mit dem sich die Formation nah an ihrem Publikum bewegt und musikalische Geschichten erzählt: Von der Sehnsucht nach dem Süden, lauen Nächten an der Loire oder Kompositionsblockaden an der französischen Riviera, die Jürgen Dorn so überzeugend besingt. „Vierzig Grad am Strand von Saint Tropez und ich wart’ auf eine Chanson-Idee.“

In „That’s Jazz“ hat Jürgen Dorn seine spröde Liebe zu dieser Musik artikuliert, und bei dem berühmten „La ballade des gens heureux“ von Gérard Lenorman singt das Mobile-Publikum nicht nur textsicher (ein Refrain-Spickzettelchen half dabei), sondern auch sprachlich einwandfrei mit. Das „Lied der glücklichen Leute“ schien im Theater an diesem Abend absolut am richtigen Ort.

Die 2018 gegründete Combo beherrscht die komplette Bandbreite vom melancholischen Chanson über verjazzte Instrumentalstücke bis zu vitalem Swing. Auch die deutsch getexteten Titel offenbaren einen unbemühten französischen Einschlag, das Zusammenspiel der Musiker ist souverän und energiegeladen auch in den leiseren Passagen. Mme Brell & die Filous machen Musik, die die Ohren küsst.

Langer Applaus und zwei Zugaben im Mobile.

Freier Autor

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