Zwingenberg. Rot und Schwarz sind die Farben, die in der aktuellen Ausstellung in der Remise beim Alten Amtsgericht dominieren, denn hier dreht sich noch bis zum 14. Juli alles um den andalusischen Flamenco. Mit "Flamencokunst" präsentieren die Bensheimer Tanzlehrerin Tanja Sattler, alias La Felina und ihre Freundin Sandra Lindemann hier nicht nur wichtige Accessoires rund um den ausdrucksstarken Tanz, der 2010 ins Welterbeprogramm der Unesco aufgenommen wurde, sondern auch Gemälde und Fotos.
Wer bislang geglaubt hat, Fächer und mit Volants besetzte Röcke seien heute einfach nur Folklorekitsch, wird anhand der liebevoll beschrifteten Objekte vom Gegenteil überzeugt. Der Bastón zum Beispiel, eine Art verzierter Spazierstock, ist ein tänzerisches Element und zugleich ein Rhythmus-Instrument, der die Fußarbeit der Tänzer unterstreicht.
Der Mantón, ein großes Schultertuch, ist ebenfalls ein wichtiges Accessoire beim Tanz, das umso wertvoller ist, je länger die Fransen sind. Und für die Bata de Cola, den Schleppenrock, gibt es eigene, nicht ganz leicht zu erlernende Würfe, Lifts und Drehungen, bei denen dieses Kleidungsstück durch die Körperbewegungen der Tänzerin zu einem eigenen Leben erweckt wird.
Die Faszination des Flamencos hat La Felina schon mit mehreren Shows an der Bergstraße demonstriert, nicht zuletzt im Zwingenberger Theater Mobile. Dort lernte auch Sandra Lindemann La Felina kennen und wurde von deren Begeisterung angesteckt.
Die Noch-Bensheimerin, die nach einem drei Jahre langen Intermezzo an der Bergstraße demnächst wieder zurück nach Mecklenburg-Vorpommern ziehen wird, macht derzeit ihr Abitur nach und möchte dann Kunst studieren.
Als Autodidaktin hat sie von La Felina zahlreiche Porträts gezeichnet und gemalt, in vielen Gemälden aber auch den Blick auf besondere Details des Flamenco-Tanzes gerichtet - vorwiegend in den Farben Schwarz und Rot, versteht sich. Wie umfassend der Flamenco La Felinas Leben prägt, zeigt sich auch an dem ausgestellten Katzenkalender für das Jahr 2013 mit von der Tänzerin selbst fotografierten Bildern.
Als "Flamencotiger" posiert ein ganzer Wurf von jungen Kätzchen, der sich an La Felinas reichhaltigem Fundus von Tanzzubehör zu schaffen macht.
Privileg der Gäste bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Samstag war eine eindrucksvolle Vorführung von Rumbas und Sevillanas mit La Felina, die von ihrem Ehemann Michael Sattler (Mick) auf der Gitarre begleitet wurde - rechtzeitig zum Ferienbeginn gab es so auch für die Daheimgebliebenen ein bisschen südländisches Flair.
Gesang, Musik, Tanz, Kleidung und Accessoires wie Fächer und Kastagnetten verschmolzen bei den von La Felina selbst choreographierten Tänzen zu einem untrennbaren Ganzen, bei dem auch klarwurde, dass beim Flamenco jeder Teil des Körpers beteiligt ist. Die Haltung der Hände und Finger und sogar die Blickrichtung sind wichtig. Mit höchster Konzentration und einem ausgeprägten Körpergefühl brachte La Felina auch im Solotanz die leidenschaftlichen Elemente des Tanzes zum Ausdruck.
Die Ausstellung "Flamencokunst" ist am kommenden Wochenende, 13. und 14. Juli, jeweils von 12 bis 20 Uhr, noch einmal zu besichtigen. eba
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