Inspektionsübung - Die Probe des Ernstfalls auf dem Bauhofgelände hatte es in sich / Kinder vermisst und Wassermangel

Feuerwehr und DRK bewältigten knifflige Aufgabe sehr gut

Von 
Monika Hälker
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Zwingenberg. Um Punkt 15 Uhr pfiff Schiedsrichter Mark Clattenburg in St. Etienne das erste Spiel im EM-Achtelfinale - Polen gegen die Schweiz - an. Auch für die Feuerwehrmannschaften aus Zwingenberg und Rodau sowie für die DRK-Bereitschaft fiel - allerdings fernab von der Europameisterschaft - ein Startschuss. Nicht die schrille Pfeife, aber die Sirene rief die Retter zu voller Konzentration auf:

Die passionierten Fans im Fußballfieber unter ihnen bedauerten sicher, dass für sie am Samstagnachmittag der Bauhof der Ort des Geschehens war. Dort spielte sich die groß angelegte Übung ab, für Stadtbrandinspektor Reiner Schellhaas und sein Stellvertreter Karl-Heinz Zecher ein durchaus kniffliges Brand-Szenario entworfen hatten und dessen "Löschaktion" der stellvertretende Kreisbrandinspektor Werner Trares kritisch unter die Lupe nahm.

Trotz des sportlichen Highlights im TV oder beim Public Viewing ließ sich auch so mancher Bürger nicht die Chance entgehen, seinen "Blauröcken" über die Schulter zu schauen und bei der Lösung der durchaus diffizilen Aufgabe sein Interesse zu bekunden. Unter ihnen weilten Bürgermeister Dr. Holger Habich sowie die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Evelyn Berg.

Das brannte wie Zunder

Kaum ertönte die Sirene, fuhren die Feuerwehrfahrzeuge der beiden Wehren mit Blaulicht vor. Die Einsatzleitung hatte Zugführer Claus Nickels. Er sah bereits von Ferne die "Rauchschwaden" aus der Garage im Bauhof "aufsteigen". Oberhalb dieser verwinkelten und mit vielen Türen versehenen Räumlichkeiten parken dann im ersten Geschoss die schweren Gerätschaften. Erschwerend kommt hinzu, dass die Decke zwischen den beiden Etagen aus Holz besteht und brennen könnte wie Zunder.

Trotzdem wollte man das Szenario nicht bei einem einfachen Brand belassen. Bei der Übungsaufgabe ging man zusätzlich davon aus, dass eine Schulklasse just den Bauhof besichtigte, als das Feuer ausbrach: Nun wurden auch Kinder vermisst. Die genaue Anzahl: Unklar! Kaum hatte Claus Nickels die Infos erhalten und sich ein Bild von der desolaten Lage machen können, war er mit einer weiteren Nachricht konfrontiert: Aufgrund eines "Rohrbruchs" floss kein Wasser durch die öffentlichen Leitungen. Einen Hydranten konnte man somit nicht mehr anzapfen. Klaus Nickels eröffnete zeitgleich mehrere "Baustellen". Die Rodauer Feuerwehrleute beauftragte er damit, eine Wasserleitung vom Brunnen am Gasthaus "Zur Traube" zur Wiesenstraße aufzubauen. Bis die Schläuche gelegt waren, griff man auf die Kapazitäten im Tanklöschfahrzeug zurück. Parallel machten sich sieben Atemschutzträger bereit und durchkämmten das vernebelte und stockdüstere Untergeschoss. Jeder Winkel der mit abgestellten Utensilien gefüllten Räume wurde auf der Suche nach Vermissten durchleuchtet.

Natürlich wurden die Personen zeitnah gefunden und dem DRK unter Einsatzleitung von Tobias Räffle übergeben. Die Sanitäter legten den Verletzten Halskrausen an oder bandagierten Beine. Räffles Team hatte gerade einen realen Einsatz in Heppenheim hinter sich und stieg ohne Pause in die Übung ein.

Komplexe Lage im Griff

"Die Aufgabe ist sehr gut bewältigt worden", urteilte Werner Trares: "Der Einsatzleiter hat die komplexe Lage gut gelöst."

Im Ernstfall müssen schnell Entscheidungen über das Vorgehen getroffen werden. Ist der Einsatz gut verlaufen, ist alles in Ordnung. Falls nicht, dann müssen die Verantwortlichen vor Ort selbst vor Gericht Rechenschaft für ihr Tun ablegen, wirft Karl-Heinz Zecher am Rande ein. Umso wichtiger sind Fortbildungen und Übungen, so dass im Ernstfall fundierte Entscheidungen unter Zeitdruck einfacher fallen. Selbst wenn komplexe Situationen vorliegen.

Die beiden Mädels Shanice und Lilly sowie Ben - die drei sind Aktive in der Jugendfeuerwehr - mimten die "verschollenen" Verletzten. "Man hat ja die Hand vor den Augen nicht mehr gesehen. Die Situation verängstigt ja schon ein bisschen", gaben die drei unumwunden zu. Eine Schrecksekunde habe sie durchlebt, als sie das schnaufende Geräusch vom Atemschutzgerät aus unmittelbarer Nähe gehört hatte, aber in der Düsternis niemanden entdecken konnte, erzählte Lilly.

Das Wetter machte den Jungs um Wehrführer Reiner Schellhaas kräftig zu schaffen. Trotz hochsommerlicher Temperaturen und tropischer Luftfeuchtigkeit stiegen die Blauröcke in die dicken feuerfesten Monturen und setzten sich die Helme auf.

Zwischendurch öffnete Petrus die Schleusen. Regen prasselte wie im Sturzbach nieder. Die Zuschauer suchten Schutz unter den Dachüberständen.

Und der eine oder andere Feuerwehrmann begrüßte das kühlende Nass schweißgebadet.

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