Firmenporträt - Die Auftragslage der beiden Weiß-Standbeine ist gut bis vielversprechend, aber offene Stellen können nicht besetzt werden

Familienbetrieb in vierter Generation

Von 
Michael Ränker
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Der Rodauer Standort aus der Luft betrachtet: Die Aufnahme aus dem Jahr 2016 zeigt das Gelände der Weiß Tankwagenreinigung GmbH. © Weiß

Rodau/Bickenbach. Begonnen hat die erfolgreiche Firmengeschichte mit einer Kohlenhandlung des Großvaters in Auerbach. Heute verfügt das Unternehmen über zwei Standorte, in denen rund 70 Mitarbeiter mit der Rekonditionierung sogenannter Intermediate Bulk Container (IBC) sowie der Reinigung von Tankwagen beschäftigt sind.

Während die Geschäftsidee der Gegenwart im Vergleich zur Vergangenheit eine völlig andere ist, hat sich am Geist des Unternehmens nichts geändert: Die Weiß Tankwagenreinigung GmbH im Zwingenberger Stadtteil Rodau sowie die NCG / WEISS IBC-Servicecenter GmbH in Bickenbach sind nach wie vor fest in familiärer Hand – und das in mittlerweile vierter Generation.

Im Gespräch mit Zwingenbergs Bürgermeister Holger Habich und Stadträtin Sigrid Marquardt-Wendel – die beiden Magistratsmitglieder sind zurzeit auf Rundreise durch verschiedene örtliche Unternehmen – ist es nicht die Auftragslage, die Christiane Weiß und ihrer Schwester Ursula Weiß-Schäfer Sorge bereitet: Die Tankwagenreinigung am Standort Rodau ist zwar längst kein boomendes Geschäft mehr, aber die Rekonditionierung des Großpackmittels IBC in Bickenbach läuft gut und hat eine vielversprechende Zukunft.

Auszubildende gesucht

Sorge bereitet den beiden Geschäftsführerinnen (und Schwestern) der Firma Weiß Tankwagenreinigung vielmehr der Fachkräftemangel und die Besetzung von Ausbildungsplätzen am Standort Rodau.

Am Standort Bickenbach, der seit 2018 in nächster Generation von Madlien Weiß und Benedikt Roth (Cousine und Cousin) geführt wird, will man beispielsweise eine Fachkraft für Lagerlogistik sowie eine(n) Kaufmann/-frau für Büromanagement ausbilden, doch nach wie vor sind die beiden Azubi-Positionen unbesetzt. Außerdem erweist es sich als schwierig die offenen Stellen Lkw- und Staplerfahrer im Werk Bickenbach neu zu besetzen.

In der nördlichen Nachbarkommune Zwingenbergs werden Intermediate Bulk Container (IBC), die in der Regel ein Behältervolumen von 1000 Liter haben, geprüft und –sofern für in Ordnung befunden – gereinigt beziehungsweise mit einer neuen Kunststoffinnenblase versehen. Anschließend werden sie dem Wirtschaftskreislauf wieder zur Verfügung gestellt. Die IBC wiederum, die nicht mehr fit zu machen sind, werden recycelt.

Dabei arbeitet Weiß mit dem Geschäftspartner Mauser Packaging Solutions im Rahmen eines Joint Venture zusammen: Die nicht mehr brauchbaren Kunststoffblasen werden zu einem sekundären Rohstoff verarbeitet, um diesen dann wieder in Produktion von Neuware einbringen zu können. Die NCG / WEISS IBC-Servicecenter GmbH ist zu diesem Zweck von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) als Inspektionsstelle zugelassen und ist ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb.

Während sich das Geschäft rund um den IBC gut entwickelt und es zwischenzeitlich nötig machte, den vor knapp einem Jahrzehnt in Bickenbach errichteten Standort nun erneut zu erweitern, stehen mit Blick auf die Tankwagenreinigung in Rodau „Zukunftsinvestitionen nicht mehr auf der Agenda“, wie es Christiane Weiß formuliert. Aufgrund der Entwicklung auf dem Transportverpackungsmarkt, der mittlerweile vom IBC vereinnahmt worden sei, zeichne sich eine zunehmende Stagnation der Transporte mittels bemannter Tankfahrzeuge ab.

Der klassische Tanklastzug oder Tankwagen werde mehr und mehr vom Tankcontainer verdrängt, der sich für den sogenannten „Trimodalentransport“ eignet. Dabei handelt es sich um stapelbarer Container, die sowohl auf der Straße, mit der Bahn oder dem Schiff bewegt werden können. Weil der Umgang mit Tankcontainern ein völlig anderer als der mit Tankwagen ist - die Rodauer Reinigungsanlage müsste einem komplett unterschiedlichen Arbeitsablauf angepasst werden - und zudem große Lagerflächen für Depots und Containerstapler für Schwerlasten benötigt werden, ist die Tankwagenreinigung ein Auslaufmodell. Christiane Weiß: „Vor zwei Jahren wurde die Entscheidung getroffen den Standort in Rodau nicht mehr dieser neuen Marktentwicklung anzupassen.“

Wohnen und Arbeiten ?

Weil das Geschäft jedoch noch auskömmlich sei und man sich den zum Teil langjährigen Mitarbeitern verpflichtet fühle, will die Familie Weiß die Tankwagenreinigung einstweilen weiter betreiben. Was aus dem großen Firmengelände einmal wird, das ist noch offen. In Verwaltung und Politik wurde das Thema bereits erörtert, auch im Rahmen des Bürgerbeteiligungsprozesses zur Gestaltung der Rodauer Mitte war das Areal südlich der Zwingenberger Straße (K 67) Thema. Eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten wäre denkbar.

Info: www.ncg-weiss.de www.weiss-service-center.de

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