Zwingenberg. Laut Landeskriminalamt (LKA) wurden im vergangenen Jahr 14.435 Fahrraddiebstähle in Hessen registriert – rund 500 weniger als im Jahr zuvor. Das entspricht etwa 40 gestohlenen Fahrrädern pro Tag, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte. Besonders hochwertige Räder geraten dabei schnell ins Visier von Dieben, die sie oft gewinnbringend über Flohmärkte oder Onlineplattformen verkaufen.
Um Radfahrer besser zu schützen, bietet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Bergstraße (ADFC) regelmäßig Codieraktionen an. Dabei wird jedes Fahrrad mit einem individuellen Code versehen, der eine eindeutige Zuordnung zum Eigentümer ermöglicht. Am vergangenen Samstag war der Verein mit seiner letzten Aktion in diesem Jahr beim Fahrradgeschäft „Rad und Tat“ in Zwingenberg vor Ort.
Insgesamt konnten in diesem Jahr 179 Räder codiert werden – fünf mehr als im Vorjahr. „Wir sind mit zehn Helfern recht breit aufgestellt“, erklärt ADFC-Vize Friedhelm Höcker. An diesem Tag waren für die Aktion, neben Höcker zwei weitere Mitglieder vor Ort. „Heute war kein Stau und alles lief angenehm“, berichtet Karla Vrba. Höcker ergänzt rückblickend: „Dieses Jahr hatten wir keinen einzigen Fehler beim Codieren.“
Bis zu 15 Fahrräder pro Stunde
Der ADFC führt Codierungen bereits seit über 20 Jahren durch. „Seitdem wir 2018 das neue Gerät angeschafft haben, sind wir viel schneller“, erklärt Höcker. Früher mussten die Fahrräder fest eingespannt werden, und der gesamte Prozess dauerte deutlich länger, sodass pro Stunde maximal drei Codierungen möglich waren. Mit dem neuen Gerät werden bis zu 15 Fahrräder pro Stunde codiert, der Rekord liegt sogar bei 18 Fahrrädern – erreicht bei einer Aktion im Kronepark in Auerbach im August 2024. „Da hat wirklich alles gepasst“, erinnert sich Höcker.
Die Codierung folgt einem festen Ablauf: Zunächst wird die Codierstelle am Fahrrad gereinigt und ein kleiner Silberling aufgeklebt. Dann wird die Codiermaschine programmiert, das Fahrrad codiert, und bei Bedarf Wachs aufgetragen, um die Lesbarkeit zu verbessern. Zum Abschluss wird der Code-Aufkleber aufgebracht. Bei Akkus wird in der Regel kein Silberling verwendet, nur die blauen oder orangefarbenen ADFC-Aufkleber. Bei besonders empfindlichen Materialien wie Carbon kann ein sogenannter „Fake-Code“ aufgebracht werden, da die Oberfläche spröde ist und nicht gestanzt werden darf.
Häufig wird das Sattelrohr unterhalb des Fahrradsattels als Codierstelle genutzt. Eine Codierung besteht aus mehreren Komponenten: dem Ortskennzeichen, der Landkreisnummer (in Zwingenberg die 22), der „Straßennummer“, den Initialen des Eigentümers und dem Jahr der Codierung. Für Nichtmitglieder kostet eine Codierung 14 Euro, für Mitglieder 10 Euro, ein Akku wird mit 3 Euro berechnet.
Der Nutzen der Codierung liegt auf der Hand: Das Fahrrad erhält einen individuellen Code, der Eigentümer kann schnell ermittelt werden. Diebe haben es schwer, das Rad weiterzuverkaufen, und die Polizei erkennt sofort, ob der Nutzer tatsächlich der Eigentümer ist. „GPS funktioniert nur, wo Internet verfügbar ist“, erklärt Karla Vrba, „eine Codierung ist unabhängig davon ein verlässlicher Schutz.“ Ein Besucher der Aktion sagte: „Jetzt, wo ich mir ein so teures Fahrrad gekauft habe, mache ich das präventiv zur Abschreckung, auch wenn mir bisher noch nie mein Fahrrad gestohlen wurde.“
Phil Wagner, Mitarbeiter von „Rad und Tat“, ergänzt, dass neben der Codierung auch ein gutes Schloss oder ein GPS-Tracker wichtige Sicherheitsmaßnahmen sind. „Kein Schloss ist unknackbar, aber entscheidend ist, wo und wie man es anschließt. Alarmboxen sind derzeit im Trend, da sie bei Bewegung sofort Aufmerksamkeit erzeugen.“ Wagner berichtet weiter, dass etwa einmal im Monat Kunden in den Laden kommen und Diebstähle melden würden. Häufig würden diese Vorfälle wellenartig auftreten.
Der ADFC organisiert durchschnittlich drei Codieraktionen pro Jahr bei „Rad und Tat“ in Zwingenberg. „Mittlerweile fragen die Kunden schon nach den nächsten Terminen im Geschäft“, berichtet Höcker. Auch für 2026 sind bereits Termine fest geplant, unter anderem beim Stadtradeln in Bensheim am 1. Mai und beim Frühlingsmarkt in Lorsch am 10. und 11. Mai . „Wir wollen ein Stück Sicherheit für Fahrräder organisieren, da Diebstähle häufig passieren. Das ist unser Beitrag, den Menschen ihren Besitz zu erhalten“, so Höcker.
Die Codierung ist dank der neuen Technik ein kleiner Aufwand für die Radfahrer, der großen Nutzen bringt: Sie verhindert, dass Fahrräder schnell weiterverkauft werden, erleichtert der Polizei die Rückgabe und vermittelt den Eigentümern ein sicheres Gefühl. Für den ADFC ist es zugleich ein Beitrag, das Bewusstsein für die Sicherheit von Fahrrädern zu stärken und präventive Maßnahmen bekannt zu machen.
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