Kommunalpolitik

Ernsthafter Interessent plant Büros und Wohnungen in der Zwingenberger Jugendherberge

Für die ehemalige Jugendherberge in Zwingenberg interessiert sich nach Angaben von Rathauschef Holger Habich ein Investor, der dort gerne Wohnungen und Büros schaffen würde.

Von 
Michael Ränker
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Für die ehemalige Jugendherberge an der Langen Schneise in Zwingenberg interessiert sich nach Angaben von Rathauschef Holger Habich ein Investor, der dort gerne Wohnungen und Büros schaffen würde. Die CDU hatte bei ihrer Sommertour einen Zwischenstopp an der denkmalgeschützten Immobilie eingelegt. © Michael Ränker

Zwingenberg. Die CDU Zwingenberg hatte zur Sommertour eingeladen, im Mittelpunkt stand das Flurbereinigungsverfahren in der Weinlage „Alte Burg“ (wir werden noch ausführlich berichten) – auf dem Weg zur Luciberghütte legten CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Neumeister und die Tour-Teilnehmer einen Zwischenstopp an der ehemaligen Jugendherberge ein, die bekanntermaßen verkauft werden soll. Wie Bürgermeister Holger Habich berichtete, gebe es aktuell „einen ernsthaften Interessenten“, der mit dem Landesverband Hessen im Deutschen Jugendherbergswerk über einen Kauf verhandele.

Der potenzielle Kunde habe auch einen Architekten beauftragt, um zu recherchieren, für welche Nutzungen sich die denkmalgeschützte Immobilie eignen könnte. Der Rathauschef wusste zu berichten, dass der Interessent das Objekt, dessen „Wohnfläche“ vor geraumer Zeit in einem Immobilien-Inserat mit 1700 Quadratmetern angegeben wurde, „weitestgehend für Wohnungen“ nutzen und im Erdgeschoss „eventuell Büros“ einrichten wolle. Wie das in der besagten Immobilien-Anzeige mit 3576 Quadratmetern Fläche angegebene Grundstück genutzt werden soll, das war bei der Sommertour der CDU kein Thema.

Bauleitplanung kommt in Fahrt

Habich kündigte jedoch an, dass das zwischenzeitlich auf Eis gelegte Bebauungsplanverfahren angesichts eines möglichen Verkaufs wieder an Fahrt aufnehmen werde. Das von der Stadt mit der Bauleitplanung beauftragte Planungsbüro Schweiger und Scholz werde in einer der nächsten kommunalpolitischen Sitzungsrunden einen entsprechenden Entwurf vorlegen.

In der Vergangenheit hatte es dem Vernehmen nach bereits mehrere Interessenten für das 80-Zimmer-Anwesen am oberen Ende der Langen Schneise gegeben, unter anderem auch eine Jugendhilfeeinrichtung, die ihr Konzept in nichtöffentlichen Runden auch der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik vorgestellt hatte. Auf Nachfrage des CDU-Fraktionschefs Christoph Neumeister berichtete Rathauschef jetzt bei der Sommertour, dass es den Betreibern der Jugendhilfeeinrichtung aber nicht gelungen sei, ein Finanzierungskonzept vorzulegen.

Auch die Stadt hat von der Idee, die Immobilie in bester Zwingenberger (Hang-)Lage zu erwerben, Abstand genommen. Im vergangenen Dezember beschloss die Stadtverordnetenversammlung, dass der Erwerb der ehemaligen Jugendherberge durch die Stadt Zwingenberg zwar noch weiter „begleitet“ wird, aber dem ursprünglichen Kaufinteresse wurde auf Anraten des Magistrats eine Absage erteilt. Das begonnene Bauleitplanverfahren solle erst nach abschließender Entscheidung über die Nutzung fortgesetzt werden – eben die bahnt sich jetzt offensichtlich an.

Der Magistrat hatte von der Idee, dass die Kommune die ehemalige Jugendherberge eventuell selbst kaufen und vermarkten soll, abgeraten. Er hatte von den Stadtverordneten ursprünglich den Auftrag erhalten, einen möglichen Erwerb vorzubereiten.

Stadt will nicht kaufen

Der Kauf könne jedoch „gegenwärtig nicht empfohlen werden“, hieß es zum Jahreswechsel 2021/2022 aus dem Rathaus, weil „der Schuldenstand der Stadt Zwingenberg sich hierdurch sprunghaft um einen Millionenbetrag erhöhen würde“. Die Stadt Zwingenberg trage zudem „das volle Vermietungsrisiko“ und könne das Objekt „bei vorzeitiger Beendigung des Mietvertrags nicht ohne Weiteres an einen anderen Mieter vermieten“.

Weil über den gutachterlich festgelegten Kaufpreis für die 80-Zimmer-Immobilie auf dem 4000 Quadratmeter großen Areal in bester Zwingenberger Lage Stillschweigen vereinbart wurde, fanden die Beratungen der Gremien kommunaler Selbstverwaltung zu diesem Thema allesamt unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Im Sommer 2021 war zumindest öffentlich von „vielversprechenden Gesprächen“ mit potenziellen Interessenten die Rede, „die tendenziell auf eine gemischte Nutzung durch mehrere Mieter hinauslaufen“:

„Dabei handelt es sich insbesondere um eine Jugendhilfeeinrichtung, einen Jugendbildungsträger, einen Anbieter von Mietbüros (sogenannte „Co-Working-Spaces“), örtliche Winzer und das Jugendherbergswerk selbst, welches sich vorstellen könnte, das Objekt zurück zu mieten.“ Einigkeit bestand bei allen örtlichen Akteuren darüber, dass die Jugendherberge nicht zu einer „Sparbüchse“ für den Steuerzahler werden dürfe. Wenngleich die – vermutlich siebenstellige Kaufsumme - nach wie vor geheim bleibt, gab es zumindest für den Umbau beziehungsweise die Renovierung einen überschlägigen Kostenrahmen – als Preisspanne wurden von der Stadt 1,44 bis 1,74 Millionen Euro ermittelt.

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