Zwingenberg. Am 31. Dezember hat Dr. Hans-Henning Büchler seine Arztpraxis an Nachfolger übergeben und sich zur Ruhe gesetzt Sein Kollege Franz-Josef Thüsing wird ihm demnächst folgen. Grund genug, einmal zurückzuschauen und sich an die bekannte und beliebte Arztpraxis zu erinnern.
Gegründet wurde diese von Dr. med. Harry Büchler, den besonders die Frauen "den schönen Harry" nannten. Er stammte aus Königsberg in Ostpreußen und wurde dort am 15. Juni 1912 geboren. Nach dem Abitur in Königsberg studierte er zunächst dort und später dann an der Charite in Berlin Medizin. Am 9. Januar 1939 heiratete er Sigrid Speisiger in Alienstein, wo auch Tochter Roswitha geboren wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Rückkehr aus amerikanischen Gefangenschaft kam die Familie Büchler nach Rimbach in den Odenwald, wo er ein Jahr lang die Vertretung in einer Arztpraxis übernahm. Von dort ging es dann 1946 nach Zwingenberg, wo Harry Büchler seine erste Praxis an der Bahnhofstraße im Hause Snowdon - gegenüber der Markthalle (heute Holzbau Wilch) eröffnete.
Im Zweiten Weltkrieg waren Harry Büchler und sein Schwiegervater Dr. Ewald Speisiger Sanitätsoffiziere gewesen. Oberstarzt Speisiger und Oberstabsarzt Büchler hat den Polen-, Frankreich- und Russlandfeldzug mitgemacht.
Mit Leib und Seele
An dieser Stelle möge es erlaubt sein, dass der Autor dieses Rückblicks sich auch persönlich an Dr. Harry Büchler erinnert: Zunächst einmal war er mit Leib und Seele Arzt, der sich Tag und Nacht für viele Menschen einsetzte. Er hatte ein hohes Berufsethos, verbunden mit einer politischen Verantwortung. Neben seinem ärztlichen Engagement in und außerhalb von Zwingenberg, das er äußerst persönlich und ohne Ansehen der Person ausübte, lag ihm auch das gesellschaftliche Leben sehr am Herzen. Geprägt von seinen militärischen Erlebnissen und Erfahrungen fühlte er sich jedem Menschen zu medizinischer Hilfe verpflichtet. Er baute seinen Patienten gegenüberschnell beruhigende Beziehungen auf und schuf so Vertrauen. Sein gesellschaftliches Engagement in einer studentischen Verbindung, in Vereinen und in der Politik machte ihn zu einer Persönlichkeit von hoher Integrität - all das hat ihn unvergessen gemacht.
So war er beispielsweise viele Jahre lang Mitglied des Lions-Clubs Bensheim - 1982/83 auch dessen Präsident - oder Sportarzt im Versehrtensportbund, um nur einige seiner ehrenamtlichen Aktivitäten zu erwähnen. Nach seinem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand betreute er noch bis ins hohe Alter kranke und alte Menschen. Er verstarb im Jahre 2004 im gesegneten Alter von 92 Jahren.
Studienkollege als Verstärkung
Nach Tochter Roswitha bekam Familie Büchler am 9. November 1947 noch einmal Nachwuchs. Diesmal war es ein Sohn, der in der evangelischen Bergkirche in Zwingenberg von Pfarrer Adam Höfle auf den Namen Hans-Henning getauft wurde. Er wuchs in der Bahnhofstraße auf und zog 1954 mit der Familie in das heutige Arztpraxis-Anwesen an der Darmstädter Straße 16 um. Nach seinem Abitur am AKG in Bensheim im Jahre 1966 studierte auch Harry Büchlers Sohn Hans-Henning Medizin, er tat das an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, wo er 1974 promovierte. Seine Facharztausbildung zum Internisten schloss er 1982 ab, unterbrochen durch die Zeit als Wehrpflichtiger. Die Bundeswehr verließt er als Stabsarzt. Im Jahr 1977 heiratete er seine Frau Gisela, die als Diplom-Übersetzerin an der Universität Heidelberg arbeitete.
Im November 1982 stieg Dr. Hans-Hennig in die Praxis seines Vaters ein, und so arbeiteten Vater und Sohn bis 1986 zusammen. In jenem Jahr verließ Dr. Harry Büchler seine Praxis aus Altersgründen und wurde von Franz-Josef Thüsing, einem Studienkollegen von Sohn Hans-Henning, abgelöst Mit diesem betrieb Büchler junior dann bis Ende 2016 eine Gemeinschaftspraxis. Ehefrau Gisela Büchler war in all diesen Jahren die gute Seele der Praxis und hat mit den Mitabeiterinnen die Organisation des medizinischen Betriebs gelenkt.
Eine hilfreiche Institution
Was der Vater aufgebaut hatte, das führte der Sohn in dessen Sinne weiter. Sowohl er als auch sein Kollege Franz-Josef Thüsing haben in dieser Zeit als beliebte Hausärzte die Menschen in ihrer Praxis sowie und auch mit Hausbesuchen versorgt. Auch sie beide haben sich in der Stadt und der Gesellschaft engagiert und viele Vereine unterstützt Sie haben die Landarztpraxis von Dr. Büchler zu einer Institution gemacht, die vielen Menschen eine große Hilfe war.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch die Tochter von Hans-Henning und Gisela Büchler, Iris Annekathrin, ihrem Urgroßvater, Großvater und Vater nacheifert. Auch sie hat nach ihrem Abitur am AKG Medizin studiert und ihr Studium an der Goethe-Universität Frankfurt im Jahr 2014 mit ihrer Promotion abgeschlossen. So schließt sich bis hierhin der Kreis der Arztfamilie Büchler in Zwingenberg.
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