Kommunalpolitik

Die Standort-Suche für den Zwingenberger Jugendtreff geht weiter

Von 
Michael Ränker
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Das Areal der Zwingenberger Dirtbiker könnte ein möglicher Standort für den Jugendtreff-Bauwagen sein. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. Die Stadt Zwingenberg wird einen Bauwagen anschaffen, um dort einen Jugendtreff einzurichten – das letzte Wort hat zwar die Stadtverordnetenversammlung, die am 13. Juli tagt, aber deren Zustimmung ist nur noch eine Formsache: Alle drei Fachausschüsse des höchsten Beschlussgremiums haben bei ihren Sitzungen in dieser Woche den Kauf gebilligt.

Und einen Grundsatzbeschluss, einen mobilen Jugendtreff zu schaffen, gibt es ohnehin schon: Schließlich hat die Kommune sich mit dem als „Jugend ins Zentrum“ bezeichneten Projekt vor gut einem Jahr um eine Förderung aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ beworben und einen entsprechenden Zuschlag erhalten (wir haben berichtet).

Mit sanitären Anlagen

Jetzt muss die Stadt sich allerdings mit der Bestellung des Bauwagens sputen, denn wenn die Rechnung für den Kauf nicht spätestens am 30. November bezahlt ist, geht der Zuschuss verloren. Als Budget stehen im Haushalt des laufenden Jahres 120.000 Euro zur Verfügung, die Höhe der Förderung beläuft sich auf 100.000 Euro. Das ist viel Geld für einen Bauwagen, allerdings führt der Begriff auch auf die falsche Fährte:

Bauwagen ist nur als Arbeitstitel zu verstehen. Angeschafft werden soll vielmehr ein Vehikel mit einer Länge von bis zu zwölf Metern, das mit einer funktionalen Möblierung, sanitären Anlagen, vielleicht einer Kochmöglichkeit, auf jeden Fall aber mit einer Heizung beziehungsweise der erforderlichen Haustechnik (Wasser, Abwasser, Strom) ausgestattet ist.

Die Details wird mit Blick auf die Kürze der Zeit der Magistrat festlegen: Statt einer Kompost-Toilette wird’s wohl eher ein klassisches Klo werden, das in den öffentlichen Kanal entwässert, so der Bürgermeister, allerdings wolle man bei der Stromversorgung auch auf eine Fotovoltaikanlage setzen, die auf dem Wagendach installiert wird. Das letzte Wort ist auch in Sachen Heizung noch nicht gesprochen, grundsätzlich stehen als Energieversorgung Gas, Strom oder Pellets zur Auswahl.

„Das Budget sollte reichen“, meinte Rathauschef Holger Habich auf Nachfrage der Kommunalpolitiker – er hat sich in der Nachbarschaft bei den Gemeinden Bickenbach und Alsbach-Hähnlein erkundigt, die vergleichbare Projekte umgesetzt haben. „Die Verwaltung hat bereits mehrere Anbieter von geeigneten Bauwagen ausfindig gemacht, die um Angebote gebeten werden sollen. Alle Hersteller bieten hochwertig eingerichtete Wagen unterschiedlicher Größe an, teilweise sogar mit integrierter Toilette“, heißt es in der entsprechenden Vorlage aus dem Rathaus. Als Lieferzeit werden bis zu fünf Monate angegeben.

Während der Kauf des Bauwagens jetzt sozusagen „in trockenen Tüchern“ ist, bleibt die Frage nach dem Standort offen – fest steht allerdings: Auf dem ehemaligen Güterbahnhof wird das Vehikel nicht stehen.

Reaktivierung der Skateranlage

Wie in der entsprechenden Beschlussvorlage aus dem Rathaus erläutert wird, „konnte zwischenzeitlich mit der Deutschen Bahn AG letztverbindlich geklärt werden, dass das Areal nicht zur Verfügung steht“. Weiter heißt es: „Die DB AG plant in den kommenden Jahren – nicht aber aktuell – den Verkauf des Grundstücks und möchte sich zuvor nicht in irgendeiner Weise vertraglich binden. Die Stadt könne zu gegebener Zeit ein Kaufangebot unterbreiten.“

Nun denkt man im Rathaus darüber nach, den „flexiblen, offenen Begegnungsort für junge Menschen in Kombination mit der Reaktivierung der Skateranlage“ vielleicht auf dem ehemaligen Bauhof an der Ecke Wiesen-/Melibokusstraße oder auf dem Areal der Dirtbiker im Norden Zwingenbergs am Weg zum Hundesportplatz zu platzieren. Über den endgültigen Aufstellungsort muss also noch beraten und entschieden werden. Dabei soll auch eine Jugendbeteiligung stattfinden.

Zustimmung für das JUZ-Projekt, aber auch Vorbehalte

Für die Zwingenberger Sozialdemokraten geht mit dem mobilen Jugendzentrum ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung, stellte Peter Kaffenberger in der jüngsten Sitzungsrunde der Fachausschüsse fest. „Wir haben uns schwer getan, das JUZ aufzugeben“, so Kaffenberger angesichts der Notwendigkeit, das Gebäude in der Tagweide abzureißen, um Platz für einen Kita-Neubau zu schaffen. Umso mehr könne es seine Fraktion „nur unterstützen, dass das JUZ-Projekt jetzt zu einem guten Abschluss kommt“.

SPD-Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen griff einen Redebeitrag der GUD-Stadtverordneten Maria Paulsen auf, die zuvor festgestellt hatte, dass im Rahmen des Workshops „Jugend denkt Stadt“ nie die Rede von einem JUZ im Bauwagen gewesen sei. Stattdessen hätten die Teenager ein JUZ im Bahnhof oder der alten Güterhalle bevorzugt. Frau Nethe-Jaenchen brachte es pragmatisch auf den Punkt: „Beide Lokalitäten stehen jedoch nicht zur Verfügung.“

Auch die Freidemokraten begrüßten, „dass das Projekt jetzt Fahrt aufnimmt“, so Harald Pieler. Sein Fraktionskollege Sven Krimmelbein forderte jedoch angesichts der großen Investition dazu auf, das Projekt mit einem geeigneten Konzept zu hinterlegen. Und FDP-Fraktionschef Wolfgang Dams hielt einen Betreiber für nötig, „um das JUZ zum Erfolg zu führen“. In alleiniger Selbstverwaltung der Jugendlichen werde das Projekt nicht funktionieren können.

Ähnlich sah es auch Detlef Kannengieße für die Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie: Während Dams nur von einem „Betreiber“ sprach, forderte der GUD-Stadtverordnete jedoch ausdrücklich die Beschäftigung eines Jugendpflegers, mindestens mit einigen Stunden pro Woche. Sonst sei so ein Jugendzentrum „nicht vernünftig zu betreiben“. „Daran ist nicht gedacht“, so Bürgermeister Holger Habich auf die entsprechende Nachfrage von Kannengießer.

Auch die Christdemokraten befürworten das Vorhaben, so CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Neumeister – was mit der CDU allerdings nicht zu machen sei, das ist das Aufstellen des Bauwagens auf dem ehemaligen Bauhofgelände.

Bekanntermaßen will die Stadt dort „bezahlbares Wohnen“ schaffen und eben dafür gelte es das Areal frei zu halten: „Wir halten den Bauhof auch als Übergangslösung für völlig ungeeignet.“ mik

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