Rodau. Die Freiwillige Feuerwehr Rodau stellt ihre Altpapiersammlungen im Zwingenberger Stadtteil ein. Die Sammlung am vergangenen Samstag war vorerst die letzte Aktion dieser Art. „Es lohnt sich für uns nicht mehr“, bestätigt Matthias Schneider. Aufwand und Ertrag stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zueinander, erklärt der Leiter der Rodauer Kinder- und Jugendfeuerwehr.
In Spitzenzeiten 300 Euro pro Sammlung
Ins Leben gerufen wurde die Altpapiersammlung ursprünglich von der Jugendfeuerwehr. Mit den Einnahmen wurden Anschaffungen für die Nachwuchsabteilung oder Ausflüge finanziert. In guten Jahren generierte die Jugendfeuerwehr eine Summe im vierstelligen Bereich bei den vier jährlichen Sammlungen, erinnert sich Schneider. „In den Spitzenzeiten kamen 300 Euro pro Sammlung zusammen.“ Mit diesem Geld als Grundstock besuchte die Jugendfeuerwehr unter anderem den Skisprungweltcup in Willingen oder unternahm eine Reise nach Schweden.
Zeitungen ordentlich in Pakete verschnürt am Straßenrand
In den zurückliegenden Jahren sind die Erlöse deutlich zurückgegangen - auf einen zweistelligen Betrag. „Dieser Schritt fällt uns nicht leicht“, schreibt die FFW Rodau in einer Pressemitteilung. „Viele unserer treuen Altpapierspender, oft Leserinnen und Leser von Tageszeitungen, sind inzwischen verstorben.“ Die Mehrheit der jüngeren Menschen greife verstärkt zu digitalen Informationsquellen. Die Zeiten sind vorbei, in denen die Rodauer das ganze Jahr über Altpapier aufhoben und an den Sammeltagen ordentlich verschnürt als Pakete an den Straßenrand gelegt haben, so Schneider. Mit Kartonagen, die durch den wachsenden Online-Handel zunehmen, lassen sich die Verluste nicht kompensieren. „Das bekommen wir nicht abgenommen, wir brauchen Papier von guter Qualität.“
Unterstützung von vielen Seiten für die Jugendfeuerwehr
Die Jugendfeuerwehr erhielt bei ihren Sammlungen stets Unterstützung von verschiedenen Seiten. Die örtlichen Landwirte stellten die Fahrzeuge inklusive des Kraftstoffs kostenfrei zur Verfügung. Der Container für das Altpapier wurde von der abnehmenden Firma unentgeltlich angeliefert und abgeholt. Nachdem die Jugendfeuerwehr die Sammlung personell nicht mehr leisten konnte, sprang die Einsatzabteilung ein. „Wir hatten immer viele Helfer.“ Und dieses Helfer-Team wurde für seinen ehrenamtlichen Einsatz mit einer Mahlzeit belohnt. „Nach der Papiersammlung haben wir gerne gegrillt, es gab einen Eintopf oder andere Gerichte.“
Wie groß die Unterstützung für die Aktion in Rodau war, zeigte sich während der Corona-Pandemie. In der Hochphase war es den Kräften der Einsatzabteilung nicht gestattet, an solchen Aktionen teilzunehmen, um den Brandschutz weiterhin gewährleisten zu können. Dennoch fanden sich in dieser Zeit ausreichend Helfer, auch aus der Alters- und Ehrenabteilung der FFW, die den Job erledigten. „Das war schon etwas ganz Besonderes“, betont Schneider.
Durchgangsverkehr ein weiteres Problem
Neben dem finanziellen Faktor hat eine weitere Überlegung dazu beigetragen, die samstäglichen Sammlungen einzustellen. Der zunehmende Durchgangsverkehr gerade samstagvormittags habe bei der Entscheidung ebenfalls eine Rolle gespielt. Unter Berücksichtigung sicherheitstechnischer Aspekte wie der Unfallgefahr im Straßenverkehr sei man zu dem Entschluss gekommen, die Altpapiersammlung einzustellen. „Wir tragen die Verantwortung für unsere Leute“, beklagt Schneider die deutlich nachlassende Rücksichtnahme und mangelndes Verständnis andere Verkehrsteilnehmer für das Stop-and-Go der Sammelfahrzeuge.
Christbaumsammlung wird weiterhin durchgeführt
Durch die Einstellung der Sammlung vermindert sich das Budget für den FFW-Nachwuchs zwar, personell sind die Perspektiven der Jugendfeuerwehr dagegen günstig. Die Gründung der Kinderfeuerwehr (sechs bis zehn Jahre) wirkt sich in den nächsten Monaten positiv auf den Personalbestand der Jugendfeuerwehr (10 bis 17 Jahre) aus. Nach und nach wechseln sieben Kinder in die Jugendwehr, die dann zehn Mitglieder haben wird. Matthias Schneider kann sich vorstellen, dass die Jugendwehr weiteren Zulauf kommt. Im kommenden Jahr erhält die FFW Rodau ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser. „Ein neues Fahrzeug zieht Kinder und Jugendliche an“.
Die jährliche Christbaumsammlung wird die FFW weiterhin durchführen, bestätigt Schneider. Geplant ist, diese Aktion im Januar mit einem kleinen Event zu verknüpfen. Wie genau die Veranstaltung aussehen wird, will die Feuerwehr in den nächsten Wochen bekanntgeben.
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