Kunst - Die Künstlergruppe „Valentines“ stellt noch bis zum 1. März in der Remise beim Alten Amtsgericht aus

Der Mond im Iran – und bei Pink Floyd

Von 
Petra Maria Fliess
Lesedauer: 

Zwingenberg. „Ein großes Mondtreffen ist anberaumt worden. Monde und alles, was mit dem Mond zu tun hat, werden sich da einstellen“, schreibt der Hans Arp – ein Anhänger der Künstlerbewegung Dadaismus – in einem Gedicht, das die Malerin Susa Zimmer bei der Vernissage der Künstlergruppe „Valentines“ vortrug. Und ein großes „Mondtreffen“ war es dann auch, was die Besucher, die am vergangenen Sonntag für eine volle Remise beim Alten Amtsgericht in Zwingenberg sorgten, erwartete:

Der Mond in all seinen Facetten, mal bleich und fahl, mal wild und bunt, gemalt, gezeichnet und in Beton. Das Thema, das die Malerinnen inspirierte, war konkret: „Die dunkle Seite des Mondes.“ Die „Valentines“ fragten sich, was wohl auf der Rückseite des Mondes sei? „Ein Ort des Unbekannten, ein Ort für Fantasien“, so Künstlerin Barbara Gertitschke: „Wir laden Sie ein, den Künstlerinnen auf ihren Spuren zu diesem Ort zu folgen. Sie führen vielleicht in verschiedene Richtungen, aber sie enden alle auf der dunklen Seite des Mondes.“

Starke Frauen präsentieren starke Bilder. Eine schwarze Gestalt, die sehr viele Schuhe unter sich vereint, fällt ins Auge. Das Bild heißt „Schicksal“ und ist inspiriert durch ein Gedicht von der iranischen Dichterin Forugh Farokhzad. „Im Iran ist immer die dunkle Seite des Mondes zu sehen“, so beschreibt Bahareh Abooghadareh die Gedanken, die sie beim Malen dieses Bildes hatte. Sie denkt dabei an Iraner, die für Menschenrechte und Demokratie auf die Straße gehen und dabei ihr Leben riskieren. Oder an unterdrückte Frauen im Iran.

Hoffnung auf Veränderung

Doch Abooghadareh möchte die dunkle Seite des Mondes so nicht stehen lassen: Daneben hängt ein Bild mit einem gemalten Gedicht des iranischen Dichters und Malers Sohrab Sepehri in blauen, schön geschwungenen, persischen Buchstaben. Es steht für die Hoffnung, dass sich etwas ändert, so wie jede Mondseite auch wieder hell wird, ganz so wie auch bei der Künstlerin selbst. Bahareh Abooghadareh wuchs im Iran auf, absolvierte in Deutschland ein Kommunikationsdesign-Studium und lebt nun in Darmstadt.

Mit Tiefe und Wirkung

Ob großformatig und voluminös gemalt oder mit feinem Pinselstrich gezeichnet: Die künstlerische Frauenpower in der Remise fasziniert auch bei anderen Bildern mit Tiefe und Wirkung. Große Flächen, die aus der Ferne ein wenig bedrohlich wirken, wie bei „Mondlandschaft 2“ von Anette Bundschuh, lösen sich aus der Nähe in harmlose abstrakte Strukturen auf, die eine komplett neue Wirkung entfalten: Unsere Welt vom Mond aus gesehen – selbstzerstörerisch und aggressiv und bald nur noch eine öde Mondlandschaft? Oder wie auf dem Bild daneben: Ein wunderschöner Globus, auf dem eine vermeintliche Friedenstaube der Menschheit den richtigen Weg zeigen wird?

Roswitha Sequenz ist das Thema abgesehen von einer Hommage an Pink Floyds „The Dark Side of the moon“ auch plastisch angegangen. Mit Moorlauge und Kasseler Braun bearbeitete sie Beton zu großen Monden, Typ Felsenmeer. Sie regen zum Spielen und Klettern an. Doch auf der Rückseite, im Spiegel, gehören zu den Monden Texte wie dieser von Mark Twain: „Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt.“

Die Malerin und Illustratorin Leila Ajiri hingegen kann einer dunklen Seite des Mondes nichts abgewinnen. Warum sollte die Mondrückseite nicht knallbunt und belebt von Pflanzen und Tieren sein, die man sich immer schon in der Fantasie ausgemalt hat? Ein Hingucker in Übergröße, ein Paradies, wie es vielleicht auf der Erde einmal gewesen sein könnte. Es gibt viel zu entdecken: Jede der Künstlerinnen hat ihren ganz besonderen, eigenen Stil, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die Valentines, das sind Bahareh Abooghadareh, Leila Ajiri, Anette Bundschuh, Barbara Gertitschke, Sabine Nelles, Monika Rudzki, Emili Sahakian, Roswitha Sequenz, Ursula Schlosser sowie Susanne Zimmer. Vor vier Jahren hat die Künstlergruppe zusammengefunden und bei einem Frühstück am Valentinstag beschlossen, gemeinsam in lockerer Folge zusammen zu arbeiten, sich auszutauschen und die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit auszustellen. So entstand der Name der Gruppe: „Valentines“.

„Die dunkle Seite des Mondes“ wird bis einschließlich 1. März jeweils samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr in der Remise beim Alten Amtsgericht (Obertor 1) in Zwingenberg zu sehen sein.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger