Zwingenberg. Das Unternehmen Brain Biotech AG hat die verbleibenden Minderheitsanteile an seiner niederländischen Tochtergesellschaft Breatec B.V. übernommen. „Mit dem Abschluss dieser Transaktion befinden sich nun alle Geschäftsbereiche des Segments BrainBiocatalysts vollständig im Besitz der Brain Biotech AG“, wie das Zwingenberger Unternehmen bekannt gibt.
Neuer Standort soll Ende 2025 in Betrieb gehen
Zeitgleich mit dem Erwerb dieser Minderheitsbeteiligung wurde ein Mietvertrag für einen neuen Standort in den Niederlanden unterzeichnet. Die Suche nach einem neuen Standort sei „aufgrund der kommerziellen Erfolge und des schnell wachsenden Umsatzvolumens insbesondere im Bereich Backwaren-Enzyme angestoßen worden“, heißt es dazu von Unternehmensseite. Der neue, verkehrsgünstige Standort im Süden der Niederlande in der Nähe der Großstadt Den Bosch wird eine größere Fläche umfassen, soll als „integriertes kontinentaleuropäisches Produktions- und Lagerzentrum“ fungieren und Ende 2025 in Betrieb genommen werden. Zudem soll an dem neuen Standort ein Testlabor für Backwaren eingerichtet werden.
Belegschaft „im niedrigen zweistelligen Bereich“ von Schließung betroffen
Im Zuge dieser Investition wird der auf Enzyme und Starterkulturen für die Getränkeherstellung spezialisierte Standort im südhessischen Büttelborn geschlossen, wie Brain weiter mitteilt. Die Anlage in Südhessen wurde im Dezember 2019 eingeweiht. In Büttelborn wurden Produkte wie Enzyme, Hefen und Prozesshilfsmittel zur Herstellung von Frucht- und Gemüsesäften, Wein, Bier sowie Bioethanol entwickelt und produziert. „Die Produktion wird an den neuen Standort in den Niederlanden verlagert und das Kompetenzzentrum für Enzyme in der Getränkeherstellung zieht an den F&E-Campus der Brain Biotech AG in Zwingenberg“, so das Unternehmen.
Zu den Gründen für die Schließung des Standortes Büttelborn erklärt Brain auf Nachfrage dieser Zeitung: „Bei der Planung einer neuen Produktionsstätte in den Niederlanden hat sich gezeigt, dass es sinnvoll ist, die Nass-/Flüssigproduktion und die Lager der Breatec B.V. und der bisher in Büttelborn ansässigen WeissBioTech GmbH dort zusammenzulegen. Die Unternehmensgruppe verspricht sich davon die Nutzung von Synergien in der Logistik und verbesserte Betriebsabläufe.“ Die meisten der aktuell in Büttelborn tätigen Mitarbeitenden werden an den Standort in den Niederlanden wechseln. Die Anzahl der Mitarbeitenden, die von der Schließung des Büttelborner Betriebsstandortes betroffen sind, liegt laut Brain „im niedrigen zweistelligen Bereich“.
Pieter-Jan Heijkoop, Vice President Food Enzymes im Segment BrainBiocatalysts, bezeichnet den Erwerb der Minderheitsanteile und die Einrichtung eines neuen Produktionsstandortes als einen „Meilenstein in unserer Investitionsstrategie“.
Michael Schneiders, Finanzvorstand der Brain Biotech AG, fügt hinzu: „Der Kauf der Breatec-Minderheitsanteile war immer avisiert und jetzt gab es ein optimales Zeitfenster, um diese Transaktion erfolgreich durchzuführen. Angesichts des starken Wachstums unseres Geschäfts mit Backenzymen müssen wir an einen größeren Standort ziehen. Dabei ist auch die Realisierung von Synergien eine wesentliche Motivation für die Errichtung des neuen Standorts.“
Trotz des laufenden Umzugs der Produktionsstätte wird die Belieferung der Kunden in gewohntem Umfang und ohne Unterbrechung sichergestellt sein, heißt es.
Umsatzerlöse um 2,4 Millionen Euro gesunken
Zudem hat das Biotechnologieunternehmen die Finanzzahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 vorgelegt. Danach erzielte die Unternehmensgruppe in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres einen Umsatz von 25,2 Millionen Euro (Vorjahreswert: 27,2 Millionen Euro). Als Hauptursache für den Umsatzrückgang um 7,2 Prozent nennt Brain „ein allgemein eingetrübtes wirtschaftliches Umfeld und daraus resultierenden Verzögerungen bei Abschlüssen von Neuverträgen in Tailor-Made-Solutions-Projekten“. Im zweiten Quartal 2024/25 sanken die Umsatzerlöse auf 12,1 Millionen Euro und lagen damit um 2,4 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von 14,5 Millionen Euro. Dazu schreibt das Unternehmen: „Grund hierfür sind die zuvor genannten konjunkturellen Effekte sowie gleichzeitig ein Einmaleffekt aus dem Vorjahr durch die Meilensteinzahlung für den erfolgreichen Projektfortschritt beim investigativen Pharmawirkstoff Deucrictibant (ehemals PHA 121) in Höhe von 1,5 Millionen Euro.“ Der Halbjahresverlust stieg auf 7,2 Millionen Euro (Vergleichswert des Vorjahres: 4,6 Millionen Euro. Zum Ende des Quartals verfügt die Gesellschaft über Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente in Höhe von 14,9 Millionen Euro. Zum Jahresabschluss 2024 lag dieser Wert noch bei 17,8 Millionen Euro.
Brain-CEO Adriaan Moelker sagt zu den Geschäftszahlen: „ Das allgemeine wirtschaftliche Umfeld hat sich für Dienstleister in forschungsintensiven Bereichen leider weiter eingetrübt. Unser Produktgeschäft im Bereich der Enzyme entwickelt sich vergleichsweise besser, allerdings unterhalb der ursprünglichen Erwartungen am Anfang des Jahres. Wir fokussieren uns momentan mit aller Kraft darauf, die Grundlagen für ein beschleunigtes zukünftiges Wachstum zu schaffen und unsere laufende Kostenbasis zu optimieren.“
Prognose nach unten angepasst
Als Folge des Umsatzminus passt Brain Biotech die Prognose für das laufende Geschäftsjahr an. Hintergrund hierfür sind das „anhaltend schwache wirtschaftliche Umfeld“ sowie „deutliche Währungsschwankungen“, insbesondere beim US-Dollar. Für das Kernsegment Brain Biocatalysts erwartet das Unternehmen einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres – „und damit unterhalb der ursprünglichen Prognose“. An der Frankfurter Börse notierte die Brain Biotech-Aktie gestern zum Handelsstart mit 2,05 Euro. Anfang des Jahres notierte das Papier bei 3,50 Euro.
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