Kultur

Brahms und Schumann voller Wärme bei Musik-Collagen

Zum Auftakt der fünften Ausgabe der Zwingenberger Veranstaltungsreihe spielte das Guadagnini-Trio im Diefenbachsaal

Von 
Klaus Ross
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Das Guadagnini-Trio eröffnete die fünfte Auflage der Zwingenberger Musik-Collagen mit Werken von Clara und Robert Schumann sowie Johannes Brahms. © Dirk Zengel

Zwingenberg. Zum fünften Mal bereits veranstaltet der hiesige Förderkreis für Kunst und Kultur heuer das auf zwei Wochenenden verteilte Festival „Musik-Collagen“. Beim Auftaktabend mit dem Darmstädter Guadagnini-Trio erklang ein rein romantisches Programm, welches Werke des Ehepaares Schumann und seines lebenslangen Freundes Johannes Brahms stimmig zusammenführte. Begrüßt wurden die knapp 50 Besucher im Diefenbachsaal vom früheren Bürgermeister Holger Habich, der gemeinsam mit dem konzeptionell beratenden Cellisten Michael Veit wieder für Festivalleitung und Organisation verantwortlich zeichnet.

Künstlerische Harmonie

Als prägende Impulsgeber des nach einem italienischen Geigenbauer benannten Guadagnini-Trios fungieren die rumänische Geigerin Alina Armonas-Tambrea und der litauische Cellist Edvardas Armonas (Jahrgang 1978). Beide sind nicht nur privat ein Paar, sondern auch kammermusikalisch seit über zwei Jahrzehnten eng verbunden. Ihr aktuelles Ensemble ist aus dem 2017 aufgelösten Trio Enescu hervorgegangen und nach mehreren Wechseln nun seit 2023 mit dem 1990 geborenen belgischen Pianisten Yannick van de Velde besetzt. Wie gut diese Formation künstlerisch harmoniert, fand man beim Zwingenberger Gastspiel schon in Clara Schumanns mittlerweile erfreulich repertoirepräsentem Trio eindrucksvoll bestätigt.

„Es geht doch nichts über das Vergnügen, etwas selbst komponiert zu haben und dann zu hören. Es sind einige hübsche Stellen in dem Trio, und wie ich glaube, ist es auch in der Form ziemlich gelungen“: Auf ihr einziges Klaviertrio g-moll opus 17 von 1846 war Clara Schumann trotz nachgeschobener Koketterien über diese „Frauenzimmerarbeit“ durchaus stolz.

Romantische Schönheit

Zu Recht: Das ebenso klassisch gebaute wie eingängig erfundene, stilistisch eher an Mendelssohn und Chopin als an ihrem Gatten orientierte Stück braucht als eines der schönsten romantischen Genrebeispiele keinerlei prominente Vergleiche zu scheuen. Das wunderbar klangkultiviert und balancesicher gestaltende Guadagnini-Trio ließ daran nicht den geringsten Zweifel. Seine fein beseelte Wiedergabe wirkte vom schmiegsam aufblühenden Kopfsatz über das charmante B-Dur-Scherzo und das liedartige G-Dur-Andante bis zum kraftvoll akzentuierten Allegretto-Finale wie aus einem Guss. Ähnlich stilsouverän warb das Ensemble für Robert Schumanns vernachlässigte vier Fantasiestücke opus 88 von 1842, die als sein erster Gattungsbeitrag überhaupt allemal mehr Aufmerksamkeit verdienen – ein höchst charakteristischer Mix aus innigster Lyrik und kontrastfreudigem Humor.

Unprätentiös abgerundete Brahms-Interpretation

Für die mitteilsame Ausdruckswärme der Darmstädter Gäste stand aber vor allem Brahms‘ populäres H-Dur-Trio opus 8, dessen nach wie vor gängige Spätfassung von 1889 etwa dreieinhalb Jahrzehnte nach der kühn ausschweifenden Urversion komponiert wurde. Das schwelgerisch gestimmte Ehepaar Armonas und ihr hellwach mitgehender Klavierpartner entfalteten im Diefenbachsaal den süffigen Sound wahrer Brahms-Enthusiasten. Diese unprätentiös abgerundete Interpretation hatte nicht nur in den bezwingend weiträumigen Ecksätzen, sondern auch im nuancenreich belebten h-moll-Scherzo und im tief erfüllten H-Dur-Adagio großes sinfonisches Format – künstlerische Erfahrung und expressive Leidenschaft fruchtbar vereinend.

Als Zugabe erklatschten sich die Zwingenberger Zuhörer das vom bekannten Pianisten Cord Garben trefflich arrangierte E-Dur-Andante opus 19b/1 aus Felix Mendelssohns erster, 1829/30 entstandener Sammlung der „Lieder ohne Worte“.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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