Blutspende

Blutspende: Durch einen kleinen Piks anderen Menschen helfen

106 Spenderinnen und Spender bei Termin in der Zwingenberger Melibokushalle. Ortsverband des DRK zieht positive Bilanz.

Von 
Frederik Koch
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14 Entnahmeliegen standen in der Melibokushalle bereit für die Spender beim DRK-Blutspendetermin in Zwingenberg. © Jürgen Strieder

Zwingenberg. Blut spenden heißt Leben retten – genau diese Botschaft nahmen sich am Montagabend wieder viele Menschen in Zwingenberg zu Herzen. Insgesamt 106 Spenderinnen und Spender kamen zum jüngsten Blutspendetermin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in die Melibokushalle, darunter auch zwölf Erstspender. „Das ist ein wirklich gutes Ergebnis und liegt im oberen Mittelfeld im Vergleich zu anderen Orten im Kreis Bergstraße“, erklärt Udo Bächer, Bereitschaftsleiter des DRK Zwingenberg, der gemeinsam mit seinem Team den Ablauf organisierte und die Spender betreute.

Anmeldung erfolgt online oder telefonisch

Seit der Corona-Pandemie läuft die Blutspende mit vorheriger Anmeldung, die online oder telefonisch erfolgen kann. „Das hat sich bewährt, weil wir die Abläufe so besser planen und Wartezeiten vermeiden können“, sagt Bächer. Trotzdem sind auch spontane Spender willkommen: „Keiner wird weggeschickt, wenn er spontan kommt.“ Schon ab 15 Uhr beginnen die Vorbereitungen in der Melibokushalle. Innerhalb weniger Stunden entsteht aus Kisten, Kabeln und Modulen eine voll ausgestattete Spendezentrale. Helfer bauen Entnahmeliegen, mobile Computerstationen und medizinische Geräte auf, bevor um 17 Uhr die Türen für die Spender geöffnet werden. Bis 20 Uhr wird Blut entnommen – pro Viertelstunde sind etwa zehn bis zwölf Spender eingeplant, so dass theoretisch bis zu 136 Termine möglich sind.

Eingespielter Ablauf

Der Ablauf folgt einem eingespielten System. Nach der Anmeldung, die in Zwingenberg von drei ehrenamtlichen Helfern übernommen wird, erfolgen der Datenabgleich und die Identitätskontrolle. Anschließend füllen die Spender einen Gesundheitsbogen aus, bevor im sogenannten „Labor“ Blutdruck und Körpertemperatur gemessen werden. Danach prüft einer der drei anwesenden Ärzte zusammen mit dem potenziellen Spender den ausgefüllten Fragebogen und entscheidet, ob gespendet werden darf. „Ausschlusskriterien sind beispielsweise Blutverdünner, frische Tätowierungen oder kürzlich durchgeführte Operationen“, erklärt Bächer. Wer spenden darf, wird von einem Helfer zu einer der 14 Entnahmeliegen begleitet. Dort erfolgt die eigentliche Blutabnahme, die rund zehn Minuten dauert. „Ein Mensch hat pro Kilogramm Körpergewicht etwa 80 Milliliter Blut, das sind bei Erwachsenen im Schnitt sieben bis acht Liter“, erläutert Bächer. Entnommen werden davon rund 500 Milliliter – also etwa ein halber Liter. Das Blut wird anschließend zum DRK-Blutspendedienst nach Frankfurt gebracht, wo es in seine Bestandteile wie Plasma und Blutplättchen getrennt und später bei Bedarf verschiedenen Patienten zugeführt wird.

Nach der Spende eine herzhafte Mahlzeit

Für Erstspender ist die Aufregung oft groß, doch die Abläufe sind so routiniert, dass Unsicherheiten schnell verfliegen. Nach der Entnahme ruhen neue Spender noch fünf bis zehn Minuten auf der Liege. Anschließend werden sie von sogenannten „Taxis“ – das sind Helfer des örtlichen DRK – in den Ruhebereich begleitet, wo sie sich weitere zehn Minuten erholen können. „Manchen hilft es, den Arm nach der Spende hochzuhalten, um den Kreislauf zu stabilisieren“, erklärt Bächer.

Viele erfahrene Spender verzichten dagegen mittlerweile auf die Ruhepause, weil sie wissen, dass sie die Spende gut vertragen. Im Anschluss wartet auf alle Spender eine Stärkung im Imbissbereich. Dort gibt es traditionell eine herzhafte Mahlzeit – diesmal wahlweise eine Käseplatte oder Rinds- oder Bockwurst mit Kartoffelsalat. Getränke stehen reichlich bereit, um den Flüssigkeitshaushalt wieder aufzufüllen. „Ich mache das auch für die eigene Gesundheit – und natürlich für die Rindswurst“, sagt ein Teilnehmer schmunzelnd.

Spende eine Selbstverständlichkeit

Die Beweggründe für eine Blutspende sind vielfältig, aber bei allen steht der Gedanke des Helfens im Mittelpunkt. „Ich spende, weil man damit Leben retten kann – heute war es meine elfte Spende“, erzählt ein Mann, der sich regelmäßig beteiligt. Ein anderer ergänzt: „Man kann anderen helfen und braucht vielleicht selbst irgendwann einmal Blut. Ich bin Motorradfahrer und deshalb auch Organspender – bisher habe ich schon über 50 Mal gespendet.“ Für viele ist die Spende eine Selbstverständlichkeit geworden, für andere ein Ritual. „Ich bin ehemaliger Bundeswehrsoldat und habe die Blutgruppe A negativ, die sehr selten ist. Deshalb gehe ich so oft wie möglich, bis zu sechsmal im Jahr“, berichtet ein Spender. Ein anderer hat seine 109. Spende hinter sich: „Ich habe mit 18 angefangen, und solange ich es gut vertrage, mache ich weiter.“

Lob für Helferteam und Organisation

Doch auch viele Jüngere sind dabei. Eine junge Frau erzählt: „Mein Papa spendet schon lange und hat mich beim letzten Mal mitgenommen. Heute bin ich zum zweiten Mal da.“ Ein Erstspender aus Auerbach berichtet: „Ich wollte etwas Gutes tun. Meine Eltern spenden schon lange, und ich wollte einfach mal wissen, welche Blutgruppe ich habe. Es war nur ein kleines Piksen – ich mache das bestimmt wieder.“ Besonders gelobt wird die Organisation. „Die Anmeldung ging super schnell, und die neue Armablage an den Liegen ist richtig angenehm“, meint eine Spenderin, die regelmäßig in Zwingenberg dabei ist. Auch das Engagement der Helfer fällt positiv auf: freundlich, aufmerksam und stets bereit, mit einem Lächeln zu unterstützen.

Drei Prozent der Bevölkerung spenden regelmäßig

Dass Blutspenden so wichtig sind, daran erinnert Udo Bächer immer wieder. „Nur etwa drei Prozent der Bevölkerung in Deutschland spenden regelmäßig Blut – und sie decken damit den gesamten Bedarf ab“, erklärt er. Viele Menschen denken, Blut werde vor allem nach Verkehrsunfällen benötigt. „In Wirklichkeit gehen die meisten Spenden an Patienten mit schweren Erkrankungen, zum Beispiel an Menschen mit Blutkrebs“, sagt der DRK-Bereitschaftsleiter. Da Blut bislang nicht künstlich hergestellt werden kann, bleibt die freiwillige Spende unverzichtbar. „Solange man gesund ist, kann man spenden – eine feste Altersgrenze nach oben gibt es nicht mehr“, erklärt Bächer. Viermal im Jahr organisiert das DRK Zwingenberg die Blutspendeaktion in der Melibokushalle, jedes Mal mit großem ehrenamtlichem Einsatz.

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Am Ende des Abends, als die letzten Tische abgebaut und die Liegen wieder verstaut sind, blickt das Team auf einen erfolgreichen Tag zurück. 106 Menschen haben ihr Blut gegeben – und damit potenziell Leben gerettet. „Wenn man bedenkt, dass aus einer einzigen Spende oft mehreren Patienten geholfen werden kann, ist das eine beachtliche Leistung“, sagt Bächer. Und vielleicht sind einige der zwölf Erstspender beim nächsten Termin schon wieder dabei – ganz selbstverständlich, als Teil einer stillen, aber lebenswichtigen Gemeinschaft.

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