Bewegender Gottesdienst

Bewegender Abschied von Pfarrer Äneas Opitek in Zwingenberg

Zwingenberg. Bereits die gelb-weißen Kirchfahnen an der Bundesstraße kündigten an, es gibt einen Verlust. Zwingenberg verabschiedete sich von seinem langjährigen „Pfarrer mit Herz", Äneas Opitek.

Von 
Markus Bissinger
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Mitten unter der den Menschen zu sein, ist ein Leitziel von Äneas Opitek. So zeigte er sich auch im Rahmen des Verabschiedungsgottesdienstes in der Zwingenberger Kirche. Opitek wechselt nach 14 Jahren ins bayrische Freystadt. Zahlreiche Personen aus dem kirchlichen und gesellschaftlichen Bereich sagten Danke und Adieu. © Markus Bissinger

Zwingenberg. Bereits die gelb-weißen Kirchfahnen an der Bundesstraße kündigten an, es gibt einen Verlust. Es zeigte sich große „Anteilnahme“. Das Gotteshaus war voll besetzt und der Vorplatz der Kirche mit Menschen gefüllt. Zwingenberg verabschiedete sich von seinem langjährigen „Pfarrer mit Herz“, Äneas Opitek.

Nicht nur ein feierlicher und bewegender Gottesdienst, zahlreiche Redebeiträge, unzählige herzliche Umarmungen, Geschenke und Segenswünsche über den ganzen Sonntag zeigten, der Seelsorger der katholischen Gemeinden Mariae Himmelfahrt Zwingenberg und Sankt Bartholomäus in Bensheim-Fehlheim hat im Laufe seines 14-jährigen Wirkens zahlreiche Menschen erreicht, die ihn nun vermissen werden.

Grußworte und Dankeschön-Beiträge zu seinem Abschied kamen aus kirchlichen und politischen Bereichen, aber auch von Vereinen, persönlichen Weggefährten und Freunden, die er an der Bergstraße gefunden hat.

Sie alle bescheinigten, Opitek ist kein Priester, der darauf wartet, dass die Menschen in die Kirche kommen. Er geht bewusst dorthin, wo die Menschen leben und zusammenkommen und gibt damit Zeugnis für seinen Glauben. Karl-Heinz Zecher, der sich im Namen von Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat für das segensreiche Wirken des Priesters bedankte, verwies darauf, Opitek habe sich das von Anfang an zu seinem Leitspruch gemacht: „Auf die Menschen zugehen, ohne sie zu fragen, was sie denken und wollen“. Heute sei Äneas Opitek fester Teil von Zwingenberg, er habe viel angeregt und umgesetzt, sei eigentlich unverzichtbar geworden. Nicht nur für Kirchenrenovierungen in Zwingenberg und Fehlheim habe er gesorgt, er habe viel Neues angestoßen und mit ihm habe es auch immer lebendige Gottesdienste und Veranstaltungen gegeben.

Wie Pfarrsekretärin Conni Lulay berichtete, hatte Opitek allein in Zwingenberg bei 280 Taufen, 56 Hochzeiten, 313 Erstkommunionen und 104 Firmungen in einer besonders persönlichen Weise die Menschen auf die Sakramente vorbereitet und diese gespendet. Claudia Willbrand, die Vorsitzende des Kirchenvorstandes der evangelischen Kirchengemeinde lobte das ökumenische Miteinander, das über all die Jahre hinweg nicht nur erfolgreich gewesen sei, sondern auch sehr viel Freude bereitet habe.

Beim Lauftreff und der Feuerwehr

Wie kaum ein anderer Pfarrer beteiligte sich Opitek auch am gesellschaftlichen Leben. So spielte er aktiv bei den „Alten Herren“ des SV Eintracht 1948 Zwingenberg mit, nahm an einem sonntäglichen Lauftreff teil oder engagierte sich, wie Wehrführer Reiner Schellhaas bescheinigte, auch bei den örtlichen Feuerwehren. „Äneas ist einer von uns“, hieß es im Reigen der Grußworte immer wieder. Erste Stadträtin Karin Rettig verlas das Grußwort für den erkrankten Bürgermeister Holger Habich und bedankte sich für die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der katholischen Pfarrgemeinde, die mit Opitek immer weiter ausgebaut werden konnte.

Habich würdigte, dass Opitek im Leben der Menschen stets präsent sei, sich auf sie einlasse und ihnen nicht abgehoben, sondern auf Augenhöhe begegne. „Das macht, so glaube ich, Deinen ganzen Erfolg, Deine Beliebtheit über konfessionelle Grenzen hinweg und die Sympathie aus, die die Leute Dir entgegenbringen.“

Ob nun die Schar an Ministranten, die ihn auch bei seinem letzten Gottesdienst begleiteten, der Kreis der Engagierten bei „Wort-Gottes-Feiern“, Mitwirkung des Kirchenchors oder auch die Übergabe eines mit Geldscheinen gefüllten Reisekoffers durch den Pfarrgemeinderat, alle sehr persönliche Aktionen und Präsente zeigten die enge Verbundenheit der Gemeindemitglieder mit ihrem Seelsorger.

Renate Flath, Dekanatsreferentin des nun aufgelösten katholischen Dekanates Bergstraße-Mitte würdigte das Engagement von Opitek als stellvertretender Dekan. Er werde der Kirche an der Bergstraße fehlen. „Das Herz fällt uns schwer“, formulierte sie ihr Bedauern. Ebenso äußerte sich das Pastoralteam der Gemeinde, mit dem Opitek sich die seelsorgerlichen Aufgaben teilte und als Teamplayer agierte. Opitek hinterlasse eine große Lücke.

„Ich war sehr gerne in meinen Pfarreien und hier im Dekanat mit so vielen unterschiedlichen Menschen tätig. Die Vielfalt, die gute Mischung macht das Leben so wertvoll, spannend und einfach schön“, resümierte Opitek in seiner Predigt selbst seine Zeit an der Bergstraße und fügte hinzu: „Ich habe bei meiner Arbeit gelernt, dass nur das, was von Herzen kommt, zu Herzen gehen kann“.

Er sei dankbar für tausende Einladungen, bei denen er viele Menschen privat und näher kennenlernen durfte. An der Bergstraße habe er persönlich seine Heimat gefunden.

Zwei Bitten gab Opitek seiner Gemeinde bewegt mit auf den weiteren Weg: „Halten Sie die Tür unserer Kirche offen. Wenn diese nur zu Gottesdienstzeiten geöffnet ist und der Zugang zur Gemeinde verschlossen bleibt, dann verfehlt die Kirche ihren Auftrag“.

Und er fügte hinzu: „Heißen Sie jeden Menschen willkommen. In jedem Menschen begegnet uns Gott selbst.“ Begegnen wird Äneas Opitek den Menschen von der Bergstraße sicher auch in Zukunft. Zum einen hatte er immer wieder darauf verwiesen, so oft wie möglich die Region besuchen zu wollen, zum anderen haben zahlreiche Gruppen angekündigt, ihn sobald wie möglich in Freystadt zu besuchen.

„Wir bleiben also in Kontakt“, so die Hoffnung des Seelsorgers und sicher auch die seiner gewonnenen Freunde.

Freier Autor Rubrik "Wegzeichen" in der Wochenendbeilage. Berichte zu den Themen Soziales, Gesellschaft und Kirche.

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