Bürgerversammlung

Belegung der Jugendherberge mit Geflüchteten hat begonnen

Bürgermeister Holger Habich informierte zur Flüchtlingssituation. Aktuell sind in der denkmalgeschützten Immobilie 40 Personen aus der Türkei untergebracht.

Von 
Michael Ränker
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In der ehemaligen Jugendherberge sollen zunächst maximal 70 Menschen, vor allem Familien mit Kindern, untergebracht werden. © Thomas Neu

Zwingenberg. Die Belegung der ehemaligen Jugendherberge mit Geflüchteten hat in diesen Tagen begonnen, wie Bürgermeister Holger Habich am Donnerstagabend im Rahmen der Bürgerversammlung berichtete. Mittlerweile sind dort rund 40 Menschen aus der Türkei untergebracht.

Bekanntermaßen hat die Stadt Zwingenberg die denkmalgeschützte Immobilie für rund 2,3 Millionen Euro inklusive aller Nebenkosten vom Hessischen Jugendherbergsverband erworben, der wiederum hatte das Anwesen an der Langen Schneise 11 während der Coronavirus-Pandemie geschlossen und zum Verkauf angeboten.

27 Personen pro Quartal

Weil die Stadt vom Landkreis Bergstraße pro Quartal eine Zuweisung von 27 Personen zur Unterbringung erhält, für die aber keine Räume mehr zur Verfügung stehen, hatte die Stadtverordnetenversammlung auf Initiative des Magistrats entschieden, das 80-Zimmer-Anwesen zu erwerben – „das ist eine nachhaltigere Investition als die Miete oder der Kauf von Containern“, wie Rathauschef Habich bei der Bürgerversammlung im Diefenbachsaal des „Bunten Löwen“ erläuterte.

Plätze reichen nicht

Zunächst sollen in dem denkmalgeschützten Objekt maximal 70 Menschen untergebracht werden. Mit dem Kreis habe man vereinbart, dass bevorzugt Familien mit Kindern nach Zwingenberg kommen sollen, weil auf dem 3600 Quadratmeter großen Grundstück auch ausreichend Platz zum Spielen ist.

Dass die nun geschaffenen Plätze allerdings nicht ausreichen werden, um auch künftig für die Unterbringung von Flüchtlingen gut aufgestellt zu sein, dazu braucht es keine großartigen Rechenkünste: „Wir mussten zunächst in Sachen Zuweisung auch noch ein Defizit ausgleichen“, kündigte Habich an, dass die Kommune demnächst schon wieder vor der Frage stehen wird: Wohin mit den geflüchteten Menschen? Auf diese Frage, die am Donnerstagabend auch aus der Bürgerschaft kam, „habe ich aber keine Antwort“, so Habich ernüchtert. Die Finanzierung des Immobiliengeschäfts ist zunächst – dank einer soliden Kassenlage – sozusagen von städtischen „Girokonto“ erfolgt, sie soll aber langfristig über ein Darlehen geschehen.

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Der Magistrat hat vorsorglich bei der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WI-Bank) ein sogenanntes Investitionsfondsdarlehen in Höhe von 2,3 Millionen Euro beantragt. Das Geld stünde der Stadt im Falle einer Zuteilung für einen Zinssatz von 3,1 Prozent zur Verfügung, die Laufzeit des Kredits würde 30 Jahre betragen.

Bei der Bürgerversammlung interessierten die Zwingenberger sich auch dafür, was denn mit der Immobilie geschehen solle, wenn sie einmal nicht mehr zur Unterbringung von geflüchteten Menschen genutzt werden müsse. Ein langfristiges Nutzungskonzept für das Gebäude mit seinen 1700 Quadratmetern Nutzfläche stehe indessen noch aus, wie Habich berichtete. Er selbst habe schon eine Idee, die sei aber mit den politischen Gremien noch nicht erörtert oder abgestimmt:

„Azubi-Campus“ denkbar

„Ich würde dort gerne etwas für junge Leute machen“, schwebt dem Bürgermeister die Schaffung eines „Azubi-Campus“ vor. Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, um den Kreis Bergstraße als Wirtschaftsstandort zu stärken und durch die Gewinnung von Auszubildenden dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Für so ein Projekt braucht es aber einen Träger“, so Habich.

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Der Main-Kinzig-Kreis beispielsweise plant so einen „Azubi-Campus“, der über die Schaffung von Wohnraum hinausgehend auch die Betreuung von Azubis sicherstellen soll, um den Nachwuchs auf seinem beruflichen Weg umfassend zu unterstützen.

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