Zwingenberg. Wird der Vorschlag des Zwingenberger Magistrats auch von der Stadtverordnetenversammlung gebilligt, die am 13. November das letzte Wort hat, dann wird die Kommune im Jahr 2027 im Gewerbegebiet „Gernsheimer Straße“ eine Lagerhalle bauen, die im darauffolgenden Jahr 2028 noch um ein Archiv erweitert wird. Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss (BPU) des Kommunalparlaments sowie der Haupt- und Finanzausschuss (HFA) haben die Initiative aus dem Rathaus in ihren jüngsten Sitzungen bereits mehrheitlich gebilligt. Die geschätzten Kosten für die Lagerhalle belaufen sich auf zirka 750.000 Euro, für das Archiv wird die Investition auf voraussichtlich etwa 1,336 Millionen Euro beziffert.
Beide Neubauten sind nach Auffassung des Stadtrats unter der Leitung von Bürgermeister Sebastian Clever unverzichtbar, um endlich ebenso bekannte wie drängende Platzprobleme zu beseitigen: Das ehemalige Bauhofgelände an der Ecke Wiesenstraße/Melibokusstraße, auf dem in absehbarer Zeit „bezahlbarer Wohnraum“, so ein Stadtverordnetenbeschluss, entstehen soll, muss geräumt werden. Noch dient die nach Angaben des Magistrats „stark baufällige“ Liegenschaft der Kommune als Lagerfläche. In der Beschlussvorlage aus dem Rathaus heißt es:
Neue Fläche als Voraussetzung für Wohnbauprojekt
„Um das ehemalige Betriebsgelände entwickeln und vermarkten zu können, sind der Abbruch der Bestandsgebäude sowie die Sicherstellung und Umlegung erforderlicher Infrastrukturen im Vorfeld durchzuführen. Voraussetzung hierfür ist, dass für die heutigen Lagerfunktionen zuvor ein Ersatzstandort geschaffen wird. Die Stadt Zwingenberg plant daher die Errichtung einer Ersatzlagerhalle im Gewerbegebiet ,Gernsheimer Straße‘ auf einem der städtischen Restgrundstücke.“ Die Planung für die Halle soll im Jahr 2026 erfolgen, die Umsetzung dann 2027.
Als zweiter Bauabschnitt ist dann die Errichtung eines kommunalen Archivs als giebelseitiger Anbau an die Lagerhalle vorgesehen. Dafür soll die Planung im Jahr 2027, die Realisierung dann im Jahr 2028 erfolgen. Bevor dieses Projekt jedoch verwirklicht werden kann, muss die geplante Verlegung der Stromtrasse nach Westen an die Autobahn A5 erfolgt sein, denn noch steht der Strommast mit der laufenden Nr. 72 dem Vorhaben im Weg.
Der Bau eines Archivs ist kein neues Thema, er wurde bereits mit Blick auf die Erweiterung und Modernisierung des Feuerwehrgerätehauses am Gießer Weg diskutiert, dann aber mit Blick auf die hohen Kosten verworfen. Bekanntermaßen unterhält die Stadt Zwingenberg derzeit mehrere dezentrale Archivstandorte: teils in Nebenräumen städtischer Einrichtungen (z.B. Stadtbücherei, „Bunter Löwe“, Farbenhaus beim Rathaus, etc.), teils in angemieteten Räumen in der ehemaligen Markthalle (heute Holzbau Wilch) an der Bahnhofstraße, für die aktuell jährlich 16.000 Euro Pachtkosten entstehen.
Aktuelle Archivräume entsprechen nicht den Standards
Für alle als Archiv genutzten Räume stellt der Magistrat in seiner Vorlage fest: „Die derzeitigen Archivräume entsprechen nicht den geltenden Vorschriften und Standards der Archivierung. Es besteht dringlicher Handlungsbedarf, um die gesetzlichen Anforderungen sicherzustellen, insbesondere nach dem Hessischen Archivgesetz.“ Für die Planung und den laufenden Betrieb seien unter anderem DIN- sowie ISO-Normen für die Aufbewahrung von Kulturgut beziehungsweise als Anforderungen an Gebäude für Archive und Bibliotheken als fachliche Referenzen heranzuziehen.
SPD-Stadtverordneter Peter Kaffenberger regte im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss an, bei der Planung der Lagerhalle erst einmal zu sichten, was künftig überhaupt noch eingelagert werden müsse, dasselbe gelte auch für die Dimensionierung des Archivs, schließlich werde auch in Zwingenberg „die Digitalisierung voranschreiten“. Immerhin plane die Kommune eine Millionen-Investition und gebe damit Geld aus, das beispielsweise auch für die Modernisierung der Kanalisation oder anderer Infrastrukturprojekte benötigt werde. Für die Sozialdemokraten gebe es aber keinen Zweifel an der Sinnhaftigkeit beider Vorhaben, so Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen im Haupt- und Finanzausschuss.
Fraktionen unterstützen Vorhaben mit Blick auf Kosten
Mit zwei Millionen Euro lägen die Kosten für den Bau von Lagerhalle und Archiv „fast in der gleichen Größenordnung“ wie für den Erwerb der ehemaligen Jugendherberge, tat sich GUD-Fraktionschef Ulrich Kühnhold im BPU „ziemlich schwer mit der Dimension dieser Investition“. Er schlug vor, die Stadt solle sich umschauen, ob es in der Gemarkung vielleicht passende Leerstände gibt, die genutzt werden könnten. Überdies solle möglichst viel Archivmaterial an andere Archive abgegeben werden. Seine Fraktionskollegin Maria Paulsen erinnerte im HFA an die Verpflichtung der Stadt, bei Investitionen von mehr als 300.000 Euro eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorlegen zu müssen.
CDU-Fraktionsvorsitzenden Christoph Neumeister ließ bei seiner Stellungnahme in den Fachausschüssen keinen Zweifel daran, dass beide Projekte aus Sicht der Union notwendig seien. Zum einen wolle seine Fraktion, dass das ehemalige Bauhofgelände „endlich“ für eine Wohnbebauung genutzt werde, zum anderen seien die dezentrale und überdies nicht fachgerechte Archivierung „kein Dauerzustand“. Deswegen habe seine Fraktion seinerzeit auch gefordert, mit Blick auf die Erweiterung und Modernisierung des Zwingenberger Feuerwehrhauses das Archiv mitzudenken. Bedauerlicherweise sei dann eine Mehrheit der Auffassung gewesen, „dass das zu teuer wird – jetzt wird es möglicherweise noch teurer“. Wir werden noch ausführlicher berichten.
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