Zwingenberg. Gegründet wurde der ehrenamtlich tätige Arbeitskreis Asyl im Jahr 2014, um die Menschen zu unterstützen, die als Flüchtlinge aus Eritrea, Afghanistan oder Syrien in Deutschland und so auch in Zwingenberg Schutz und Hilfe suchen. Wenngleich diese „Flüchtlingswelle“ sozusagen „abgeebbt“ ist, haben die Frauen und Männer des AK Asyl ihre Arbeit allenfalls etwas reduziert, aber nie ganz eingestellt: Sie kümmern sich immer noch um Menschen in schwierigen Lebenslagen, die nach wie vor auch in Zwingenberg Zuflucht suchen – gerade erst wurden zehn Personen aus dem Irak in einer kommunalen Unterkunft untergebracht.
Und die Zahl der Flüchtlinge wird bekanntermaßen wieder enorm steigen: Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem Krieg, nachdem Russland die Ukraine überfallen hat – ein kleiner Teil davon wird auch in Zwingenberg mindestens vorrübergehend eine neue Heimat finden müssen. Am Mittwochabend riefen Christine Eichhorn und Gerhard Harm, zwei führende Köpfe des Arbeitskreises, der sich mittlerweile AK Asyl und Integration nennt, die Bevölkerung bei einer Informationsveranstaltung im Foyer der Melibokushalle zum Mitmachen auf.
Ehren- und Hauptamt vereint
Gemeinsam mit Carmen Rothenhäusler (Leiterin des beim Sozialamt des Kreises Bergstraße angesiedelten Teams „Flüchtlinge und Aussiedler“), Peter Jander (Sozialamt der Stadt Zwingenberg) sowie Stadtrat Reinhold Geierhaas informierte das Duo Eichhorn/Harm zunächst über die bisher geleistete Hilfe für geflüchtete Menschen aus Eritrea, Afghanistan oder Syrien, die sich von der ab sofort nötigen Unterstützung für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nicht wesentlich unterscheidet: Dringend gesucht werden neben den Anbietern von Wohnraum vor allem Deutschlehrer, Paten und Dolmetscher.
„Da rauft man sich zusammen“
Gerhard Harm machte den Unentschlossenen Mut, sich zum Beispiel als Patin oder Pate anzubieten: „Haben Sie keine Sorge, weil Sie nicht wissen, wie das funktionieren soll – die Menschen, die da kommen, die wissen es auch nicht. Da rauft man sich schon zusammen!“ Christine Eichhorn wiederum animierte dazu, beispielsweise Angebote im Bereich Kinderbetreuung im Sinne von Freizeitangeboten zu gestalten: „Tun Sie sich doch mit anderen Müttern und Vätern zusammen und bieten einen Bastelprogramm an.“
Der grundsätzliche Appell von Eichhorn und Harms lautete: Über Wohnraum und Sachspenden hinaus braucht es vor allem eines – nämlich Menschen, die „miteinander füreinander“ da sein wollen, wie es das Motto des Arbeitskreises Asyl und Integration ist.
Bis dato habe es zwar noch keine offizielle Zuweisung von Kriegsflüchtlingen nach Zwingenberg gegeben, war bei dem Treffen am Mittwochabend zu erfahren, trotzdem leben mittlerweile bereits 20 Personen aus der Ukraine im ältesten Bergstraßenstädtchen. Um wie viele Menschen man sich in Zwingenberg und Rodau kümmern müsse, das sei noch nicht bekannt, so Stadtrat Reinhold Geierhaas in Vertretung von Bürgermeister Holger Habich, der an einer zeitgleich stattfindenden Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses teilnehmen musste. „Wir müssen uns gut vorbereiten und gut aufstellen“, bedankte sich der Kommunalpolitiker bei den Akteuren des AK Asyl und Integration für das Engagement. Und er erneuerte den Appell der Stadt, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Bis dato gebe es zehn Angebote, „von einem Platz in einer Wohngemeinschaft bis zu einem ganzen Haus“. Ein entsprechendes Formular, um der Stadt und dem Landkreis Wohnraum anzubieten, steht auf der Webseite der Stadt Zwingenberg zur Verfügung.
Auch am Mittwochabend hatten die Akteure des Arbeitskreises ein Formular vorbereitet: Wer sich in den Kreis der Helferinnen und Helfer einreihen mochte, der konnte seine Kontaktdaten hinterlassen und gleichzeitig auch noch ankreuzen, in welchen Bereichen er sich eine Mitarbeit vorstellen könnte. Überdies hatte der AK einen „Leitfaden für Ehrenamtliche“ vorbereitet, der als übersichtlich gestaltete Broschüre die wichtigsten Informationen und Kontakte rund um das Thema Betreuung von Flüchtlingen enthält.
Kontaktmöglichkeiten
Wer nun im Nachgang zu der Informationsveranstaltung vom Mittwochabend Kontakt mit dem Arbeitskreis Asyl und Integration aufnehmen möchte, der kann das per E-Mail tun: ak.asyl.zwingenberg@t-online.de. Weitere Informationen gibt es auch auf der Webseite des AK: www.asyl-zwingenberg.de.
Überdies trifft der AK sich an jedem ersten Donnerstag eines Monats von 18 bis 19 Uhr im Vereinsraum des Alten Amtsgerichts (Obertor 1), das nächste Treffen findet am 7. April statt. Nach den Osterferien lädt der AK auch wieder ins „Café Z“, das ebenfalls im Vereinsraum zu finden ist, zur „Kommunikation für Geflüchtete“ ein: Jeweils donnerstags von 15.30 bis 17.30 Uhr ist es geöffnet, der Neustart erfolgt nach den Osterferien, also am 28. April.
Wohnraum melden
- Falls die kommunalen Wohnraum-Kapazitäten durch eine erhöhte Aufnahme von Flüchtlingen erschöpft sein sollten, will die Stadtverwaltung schnell reagieren können und bittet dazu die Bürger um Rückmeldungen, wer flüchtenden Menschen eine Herberge bieten kann.
- Dies geschieht mittels eines Formulars, das auf der Webseite der Stadt Zwingenberg zum Download bereitsteht.
- Die Bürger können entscheiden, für wen sie den Wohnraum zur Verfügung stellen würden: ausschließlich für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, für geflüchtete Menschen allgemein oder auch für obdachlose Menschen.
- Mit der Erklärung, Wohnraum zur Verfügung stellen zu wollen, gehen die Bürger nicht die Verpflichtung zu einem Vertragsabschluss ein. Bezahlt würde die nach Sozialhilferecht für Zwingenberg übliche Miete.
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