Zwingenberg. Noch ist das vielzitierte „letzte Wort“ nicht gesprochen, denn bislang handelt es sich nur um einen städtebaulichen Entwurf und noch nicht um einen Bebauungsplan. Genau den aber will die Stadt Zwingenberg für das Wohngebiet zwischen Wiesenpromenade West, Platanenallee, Ahornstraße und Bleichstraße demnächst aufstellen lassen, um zu verhindern, dass dort auf den noch freien Flächen baulicher Wildwuchs entsteht. Im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss wurde kürzlich das von der „Planungsgruppe Darmstadt“ im Auftrag der Kommune erdachte Konzept vorgestellt. Es soll als Grundlage für eine Bauleitplanung dienen und wurde jetzt auch von der Stadtverordnetenversammlung mehrheitlich gebilligt.
3,3 Hektar ist das von den vier genannten Straßen „umzingelte“ Areal westlich der Bahnlinie groß, 54 Wohneinheiten, so haben die Planer als Bestand ermittelt, gibt es dort bereits. In den nächsten Jahren könnten fast noch einmal so viele Wohneinheiten entstehen, denn die „Planungsgruppe Darmstadt“ schlägt vor, mit einem Bebauungsplan das Baurecht für 48 weitere Wohneinheiten zu schaffen.
Dem Bestand angepasst soll es sich vor allem um Einzel- und Doppelhäuser handeln, auch Anbauten an bestehende Gebäude sollen möglich sein. Baulücken sollen geschlossen und eine Bebauung in „zweiter Reihe“ ermöglicht werden. Zählt man in der zeichnerischen Darstellung des Konzepts die neuen Gebäude, so kommt man auf 32 zusätzliche Einzel- und Doppelhäuser.
Lediglich in Richtung Norden, also an der Platanenallee, soll – wie es entlang dieser Straße bereits der Fall ist – eine „grobkörnigere Kubatur“ der Gebäude vorgesehen werden: Dort weist die Zeichnung weitere fünf, allerdings größere Gebäude aus, die um einen Hof herum angeordnet sind. Die Planer schlagen vor:
„Der Hof soll ein Nutzungsmix aus einem Hotel, Einzelhandelsbetrieben oder Büros und Verwaltungen ermöglichen. Auch gastronomische Nutzungen sind denkbar. Insbesondere die Erdgeschoss-Zonen zur Platanenallee sowie zur Ahornstraße könnten durch Einzelhandelsbetriebe oder Gastronomie belebt werden und wirken sich somit auch positiv auf die angrenzenden Gebiete aus. Ein weiterer Bestandteil innerhalb des Hofes sind die zwei rückwärtig liegenden Geschosswohnungsbauten.“ Zudem soll der Gebäudekomplex sich durch seine Höhe „positiv auf die Lärmimmissionen der Wohnnutzung auswirken“.
Die Erschließung des mischgenutzten Hofes soll über die Platanenallee erfolgen, um die aus der Mischnutzung resultierende Verkehrsbelastung aus den bestehenden Wohngebieten zu halten. Die Erschließung der nachverdichteten Wohngebäude wiederum soll über die vorhandenen Straßen beziehungsweise über zwei kleinere „neue“ Wohnwege erfolgen.
Der städtebauliche Entwurf ordnet jedem bestehenden und neu entstehenden Grundstück Gartenflächen zu. Insbesondere im südlichen Bereich soll durch die Stellung der Gebäude eine „größtmögliche Schonung“ der rückwärtigen Gartenflächen erfolgen. Überdies sei bei der Anordnung von Zufahrten und Stellplätzen auf eine möglichst geringe Versiegelung geachtet worden, behaupten die Planer und stellen fest: „Außerdem können große Teile des Baumbestandes erhalten werden.“
Bei den Zwingenberger Kommunalpolitikern stieß der städtebauliche Entwurf größtenteils auf Zustimmung. CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Neumeister lobte die „zurückhaltende Bebauung“ und die Tatsache, dass die Stadt einer Innenverdichtung Vorzug vor der Ausweisung komplett neuer Baugebiete gibt. Auch die SPD konnte dem Konzept so zustimmen – man werde dann im Zuge des Bebauungsplanverfahrens „sehen, ob wir alles so mitgehen können“, merkte SPD-Stadtverordneter Peter Kaffenberger an. „Der Entwurf gefällt uns gut“, billigte auch Harald Pieler für die FDP das Konzept und schlug angesichts der größeren Gebäude an der Platanenallee vor, dort eventuell ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt zu verwirklichen.
Bedenken meldete die Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie an, für die Fraktionsvorsitzender Ulrich Kühnhold auf ein „Defizit von fast 40 Bäumen“ hinwies. In der Tat haben die Planer bei der Ermittlung des Bestands 95 Bäume gezählt, künftig sollen es – trotz Neupflanzung von sechs Bäumen – noch 63 und damit 38 weniger Bäume sein. Kühnhold forderte die Planer auf, sie sollten „nicht nur in Häusern denken, sondern auch das Grün mitdenken“.
Seine Fraktionskollegin Angela Kannengießer skizzierte gar eine düstere Zukunft: „Ich sehe, wie unser Ort unter der Versiegelung verschwindet“. Sie sprach angesichts des Klimawandels von einer „hohen Verantwortung“, die die Stadt für den Erhalt der Bäume trage.
Für den Antrag der GUD, „in den öffentlichen Grünflächen entsprechend Bäume zu erhalten, so dass in dem Areal durch die Bebauung kein Defizit an Bäumen gegenüber dem heutigen Stand entsteht beziehungsweise durch Nachpflanzungen ausgeglichen wird“, fand sich jedoch keine Mehrheit: GUD und SPD stimmten zu, CDU und FDP lehnten ab beziehungsweise enthielten sich. Während SPD-Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen den Antrag der GUD als „nicht schädlich“ bezeichnete, merkte Harald Pieler für die FDP an: „Das städtebauliche Konzept ist noch kein Bebauungsplan und entfaltet noch keine rechtliche Wirkung.“ Bereits in diesem „ersten Stadium“ Änderungen zu beantragen, das sei unnötig.
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