Lorsch. Die Sanierung und Modernisierung der Nibelungenhalle war Thema in der Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag. Es ging erneut um das Bauprogramm – und es kam zu einer Überraschung. Denn die Zustimmung zu dem Vorhaben am Wingertsberg, für das derzeit bereits rund 13,5 Millionen Euro veranschlagt sind, ist geschrumpft. Unerwarteterweise sprachen sich die Ausschuss-Mitglieder der PWL nämlich gegen die vorliegende Beschlussempfehlung des Magistrats aus. Auch die SPD stimmte dagegen. Während die Sozialdemokraten allerdings von Anfang an eine Sanierung nie befürworteten, war die Ablehnung von Seiten der PWL neu.
Überrascht von der Vollbremsung
An der geplanten energetischen Sanierung der in den 1960er Jahren gebauten Halle und dem Umbau plus Integration des Jugendtreffs ändert sich dadurch zwar nichts. Denn CDU und Grüne beschlossen die Fortführung mit ihrer Stimmenmehrheit. Dass die PWL nun angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage kalte Füße zeigte und warnte, das Projekt könne sich Lorsch derzeit so nicht beruhigt leisten, sorgte aber für Aufregung in der Sitzung.
„Überrascht“ äußerte sich Bürgermeister Christian Schönung. Matthias Schimpf (Grüne) warnte, mit einem jetzigen Aussteigen aus den Sanierungsplänen könnte langfristig eine „Ruine dauerhaft am Leben gehalten“ werden. Erstaunt zeigte sich auch Ferdinand Koob (CDU) über die „Vollbremsung“ auf halber Strecke der PWL.
Es sei eine „Vernunftentscheidung“, legte PWL-Fraktionschef Christian Walter in seiner Rede dar. Niemand könne momentan mit Gewissheit sagen, wie sich die Finanzlage entwickeln werde. Am Ende könnten die Kosten jedenfalls noch „deutlich höher“ als die 13,5 Millionen Euro werden, befürchtete er. Ohne Not werde eine Sanierung begonnen, für die bald vielleicht noch mehr Geld aufzubringen sei. Die Nibelungenhalle sei wohl nicht das schönste Gebäude, aber doch noch nutzbar. Im Ehlried sei zudem gerade der Spatenstich für die Dreifeldhalle erfolgt, in die ein Ausweichen bei Bedarf möglich sein könnte.
Die Nibelungenhalle sei selbstverständlich „wichtig“, räumte auch Walter ein. „Leider“ sei es seiner Fraktion aber wegen der „deutlich geänderten Situation“ nicht möglich, zuzustimmen. Andernfalls könnten Steuererhöhungen die Folge sein. Es sei jetzt ein Wille zu Einsparungen zu zeigen, so der PWL-Fraktionsvorsitzende.
Bei einem jetzigen Stopp werde das Projekt verzögert und durch steigende Preise teurer, wandte Bürgermeister Schönung ein. Die zuletzt geführten Gespräche mit den Vereinen und Hallennutzern würden zudem „ad absurdum“ geführt. Die Dreifeldhalle im Ehlried, für die der Spatenstich gesetzt wurde, werde eine Sporthalle, erinnerte Schönung und stehe daher nicht immer für Kulturveranstaltungen zur Verfügung. „Wir alle wissen, welche Defizite die Nibelungenhalle hat“, verwies Schönung etwa auf die fehlende Klimaanlage und bat, die Ablehnung der Sanierung zu überdenken.
Energetisch eine „Katastrophe“
In der Ehlried-Halle gibt es eine Teilnehmer-Begrenzung, erinnerte Matthias Schimpf. Die Nibelungenhalle sei nicht vollfunktionsfähig. Es fehle an Möglichkeiten zu verdunkeln, es gebe Probleme mit dem Heizsystem. Energetisch sei die Halle am Wingertsberg „eine Katastrophe“, zudem müsse das Dach saniert werden und die Toiletten seien nicht barrierefrei. Wer das Gebäude in diesem Zustand erhalten wolle, werde jährlich Geld durch den Schornstein blasen. Die Sanierungssumme sei viel Geld, gab Schimpf zu, aber die Nibelungenhalle sei immerhin die einzige städtische Halle und das Lorscher „Bürgerhaus“.
Eine Förderung für den Umbau gebe es außerdem nur für den jetzigen Standort, so Schimpf an die Adresse der SPD, die immer wieder für einen Neubau plädiert hatte, aber keinen passenden Platz dafür benannt hatte. Die 13,5 Millionen Euro würden sicher nicht „das Ende der Fahnenstange“ sein, zeigte sich Dirk Sander (SPD) überzeugt. Es sei bedauerlich, dass seine Fraktion keine Mehrheit für einen Neubau gewinnen konnte. Die Beratungen über das Bauprogramm zeigten doch, dass bei einer Sanierung viele Einschränkungen bei den Wünschen der Nutzer hinzunehmen seien. Nach der ersten öffentlichen Vorstellung des Bauprogramms im April hatten Gremiumsmitglieder Verbesserungen angeregt, etwa mehr Platz in den Umkleidebereichen, die eingearbeitet wurden.
„Rausgeschmissenes Geld“
Die Nibelungenhalle sei am Ende ihrer Nutzungsdauer angekommen, argumentierte Ferdinand Koob. Jeder Euro für Instandsetzung sei „rausgeschmissenes Geld“, eine Förderung gebe es für eine jetzige Sanierung. Die Investition sei hoch, rechnerisch belaufe sie sich auf tausend Euro für jeden Bürger. Eine weitere Kostenüberschreitung müsse aber „kein Automatismus“ sein. Mit den Architekten habe man abgeklärt, dass ein Puffer vorhanden sei. „Auch wir wollen nicht, dass die Summe noch steigt“, sagte Koob.
Es sei jedenfalls „falsch, das Verfahren zu stoppen“, fasste der CDU-Fraktionschef zusammen. Vom Versuch „Untote über Jahre mit viel Geld am Leben zu erhalten“ habe letztlich niemand etwas, mahnte auch Matthias Schimpf.
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