Lorscher DRK

Zu wenige kennen „Paula“

Christina Adler-Schäfer informierte über Hilfsangebot für Senioren ohne Pflegegrad

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ml
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Stephan Thomas, Leiter der Gruppe Betreuung beim Lorscher DRK und Christina Adler-Schäfer informierten die Zuhörer. © Weinbach

Lorsch. Die Gruppe Betreuung und Soziales beim Lorscher Roten Kreuz informiert die Bevölkerung einmal pro Monat zu besonderen Themen. In der DRK-Unterkunft in der Dieterswiese stellte sich die Diplom- Psychologin Christina Adler-Schäfer vor, verbunden mit der Information zu dem mit ihr durchgeführten Programm „Paula“, die Abkürzung steht für „Psychosoziale Fachkraft auf dem Land“.

Die Aktion „Paula“ sei bereits vor rund vier Jahren im Odenwald gut angekommen. Es gelte, Lebenskrisen zu meistern oder zu verhindern. Früher, so erklärte Adler-Schäfer, habe es in kleineren Kommunen sogenannte Gemeindeschwestern gegeben, die oft mit dem Fahrrad zu den Menschen gekommen seien, um Hilfe in besonderen Lebenslagen anzubieten. Man habe sie auch als „Kümmerin“ bezeichnet.

Vor allem in strukturschwachen Regionen sei ihre Tätigkeit wichtig gewesen. Damals wie heute seien menschliche Bindungen das A und O gewesen, um das Leben bewältigen zu können. Christina Adler-Schäfer, 57 Jahre alt, die von dem DRK-Bereitschaftsleiter Thomas Stephan begrüßt worden war, ist gebürtige Heddesheimerin, wohnt in Viernheim und hat ihr Büro in Bürstadt. Sie hatte 25 Jahre eine eigene Praxis für Kinder- und Jugendpsychologie, nebenbei aber auch Kontakt zum Kreis Bergstraße, für den sie jetzt seit einem Jahr arbeitet.

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Sie habe 2023 bereits 40 bis 50 Anfragen gehabt zu ihrer Tätigkeit, auch von Hausärzten, in deren Praxen psychosoziale Aspekte oft zu kurz kämen, berichtete sie. Ihr Arbeitsbereich umfasst die Kommunen Biblis, Bürstadt, Groß-Rohrheim, Lampertheim und Lorsch. In der Region, für die sie zuständig ist, leben rund 80 000 Menschen.

Notwendig sei es, die Arbeit als „Psychosoziale Fachkraft auf dem Land“ in der Bevölkerung bekannter zu machen, sagte Adler-Schäfer. Das ist ein Angebot, das in Kommunen eingesetzt wird, die eher ländlich strukturiert sind, in denen die medizinische Versorgung nicht, oder in naher Zukunft nicht mehr, in ausreichendem Maße vorhanden ist, hieß es in Lorsch.

Fachkraft, die Senioren aufsucht

Wegen des Mangels an Hausärzten hätten sich Politik und Ärzte im Kreis Bergstraße zusammengesetzt und nach Lösungen gesucht. Es gelte, die Versorgung, vor allem der alternden Bevölkerung, zu sichern. Herausgekommen sei die Idee, eine Fachkraft einzusetzen, „die aufsuchend tätig ist und sich einen Überblick über die Versorgungssituation der alten und hochbetagten Menschen schaffen soll“.

Es dürfe sich aber nicht ausschließlich um medizinische Themen handeln. Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit folgendermaßen: „Ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.“ Um sich gesund zu fühlen, so die Referentin, gehöre die soziale Teilhabe dazu, das Gefühl, sozial eingebunden zu sein, sich ernst genommen zu fühlen, gut pflegerisch versorgt zu sein, zu wissen, an wen man sich wenden könne, wenn man Hilfe und Unterstützung benötige.

Paula berate Senioren, die noch keinen Pflegegrad haben. Sie wolle erreichen, dass Menschen möglichst lange in ihren vier Wänden wohnen bleiben können. Hierfür werde die passende Unterstützung gesucht. Auch pflegende Angehörige und Personen aus dem persönlichen Umfeld würden beraten, wenn sie Fragen zur Versorgung eines älteren oder hochbetagten hilfsbedürftigen Menschen hätten.

Paula selbst erbringt die Leistungen nicht direkt, etwa Pflegeleistungen, sie vermittle aber entsprechende Unterstützungsangebote vor Ort, unabhängig, neutral und kostenlos. Darum sei es notwendig, die Versorgungsstrukturen zu kennen, so Adler-Schäfer. Menschen könnten zuhause besucht werden, in die Sprechstunde kommen oder telefonisch beraten werden.

Anrufen, faxen oder mailen

Zu erreichen ist Christina Adler-Schäfer in der Rathausstraße 2 in Bürstadt unter der Rufnummer 06206-701510, Fax 06252-154226, E-Mail: paula-norie@kreis-bergstrasse.de. Sprechzeiten sind Mittwoch von 9 bis 11 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung. Diskutiert wurden verschiedene Maßnahmen zur Hilfe, etwa die Unterbringung in einer Wohngemeinschaft oder ein Fahrdienst, möglichst auf ehrenamtlicher Basis, meinte eine Besucherin. Die Referentin verteilte auch Flyer an die Zuhörer mit den nötigen Hinweisen. ml

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