Bauausschuss

Unmut in Lorsch über Skizzen ohne erklärenden Text

Die Sitzung des Bauausschusses verlief ohne erwartete Infos zur Freiraumplanung Innenstadt. Eine Sondersitzung wird nötig.

Von 
Nina Schmelzing
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2022 gab es einen Stadtrundgang mit Bürgerbeteiligung. Auch aus dem Bereich um die Pfarrgarage könnte man mehr machen, wurde festgestellt. © lichteland

Lorsch. Ein spannendes Thema stand auf Punkt eins der Tagesordnung für die öffentliche Sitzung des Bau- und Umweltausschusses: Der freiraumplanerische Fachbeitrag für das Stadtzentrum sollte präsentiert werden. Was sperrig klingt, ist durchaus von erheblicher Bedeutung. Es geht dabei schließlich um die Gestaltung des öffentlichen Raumes in der Ortsmitte. Ziel ist es, ihn an einigen Stellen neu zu betrachten und nach Möglichkeit hochwertiger zu gestalten. In der Sitzung des Ausschusses am Donnerstagabend gab es aber dann doch noch keine neuen Informationen zum Thema.

Denn die Vertreter des Planungsbüros hatten kurzfristig krankheitsbedingt ihre Vorstellung in Lorsch absagen müssen. Mitglieder des Ausschusses äußerten daraufhin Unmut. Denn es waren auch dem Unterlagenmaterial zur Sitzung keine sachdienlichen Informationen zu dem wichtigen Thema zu entnehmen. Beschlossen wurde nun, eine Sondersitzung mit den Planern zu terminieren – und diesen Fragen der Ausschussmitglieder vorab zuzuleiten. Letzteres gestaltete sich allerdings schwierig bis unmöglich.

„Unterlagen zum Einstampfen“

„Diese Unterlagen kann man einstampfen und wegschmeißen“, ärgerte sich etwa Dirk Sander (SPD) über die Seiten des Materials, die Skizzen zu verschiedenen Entwicklungszielen etwa am Marktplatz oder dem Kirchenumfeld zeigten, denen aber erklärender Text fehlte.

Stattdessen waren die Blätter nur mit lateinisch anmutenden Sätzen gefüllt. „Lorem ipsum dolor sit amet“, war zu lesen – und damit konnten weder Sander noch die weiteren Gremiumsmitglieder etwas anfangen. Das lag nicht etwa an mangelnden Lateinkenntnissen der Gremiumsmitglieder. Bei den Zeilen handelte es sich vielmehr um sinnfreies Kauderwelsch. Denn es ist der übliche Blindtext, der als Platzhalter in einem Layout für Textbausteine verwendet wird, die noch ausstehen.

Unter dem Mikroskop lesbar

Wegen jeglicher fehlenden Information könne man nun auch keine inhaltlichen Fragen stellen, bemängelte der SPD-Fraktionssprecher. Er fühle sich „veralbert“. Die Zeichnungen mit kleinen Beschriftungen seien bestenfalls unter dem Mikroskop lesbar, monierte auch Matthias Schimpf.

Er wüsste nicht, was er zum jetzigen Zeitpunkt zum Tagesordnungspunkt fragen könnte, so der Grünen-Fraktionssprecher. Ohne den textlichen Inhalt sei das Thema nicht nachzuvollziehen. Beim Auftakt-Spaziergang zum freiraumplanerischen Fachbeitrag habe es durchaus auch interessante Aspekte gegeben. Zur Sitzung lägen jetzt verschiedene Zeichnungen vor, „aber wir wissen gar nicht, was auf den Flächen passieren soll“, rügte er.

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Im Frühjahr 2022 waren Lorscher zu dem Stadtrundgang in Begleitung des Frankfurter Büros „lichtelandschaften“ eingeladen. Jeder Interessierte konnte sich dem abendlichen Bürger-Spaziergang durchs Zentrum anschließen – die Gruppe der Teilnehmer blieb damals überschaubar. An verschiedenen Stationen wurde Halt gemacht und über mögliche Verbesserungen nachgedacht.

Die Bereiche um die Nibelungenhalle und den Jäger-Pavillon zählten zum Beispiel dazu. Der Eingang zum „Lorscher Bürgerhaus“ sei wenig einladend, wurde festgestellt, das vor einigen Jahren befestigte Gelände am Pavillon werde abends oft gemieden, denn es gelte als ein Treffpunkt für Jugendliche „zum Abgammeln“. Mehr für Fußgänger und Fahrradfahrer in Lorsch zu tun, hatten Teilnehmer des Rundgangs ebenfalls gefordert. Auch der Bereich um die katholische Kirche könnte aufgewertet werden, hieß es.

Zeitplan wird sich gut vier Wochen verschieben

Bürgermeister Christian Schönung bedauerte, dass der Ausschuss ohne die Planer in der Sitzung in der Luft hing. Der Fachbeitrag war als eine Maßnahme im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vorgeschlagen worden, ISEK wurde von einem Darmstädter Büro zusammen mit Lorschern erarbeitet. Auch der Frühlingsmarkt 2022 habe eine Möglichkeit zur Beteiligung gegeben. Denn die Stadt solle gemeinsam entwickelt werden, Feedback sei erwünscht. Eine Vorstellung zum Beitrag habe es in der Sitzung der Lokalen Partnerschaft LoPa gegeben.

Dieses Gremium, eine Art Beirat aus Haupt- und Ehrenamtlichen, tagt nicht-öffentlich und war offenbar zuletzt von ehrenamtlicher Seite schlecht besucht. Sowohl Schönung als auch Schimpf kritisierten die „sehr dürftige“ Resonanz. Über die Zusammensetzung müsse man sich Gedanken machen. Schimpf forderte, dass das Büro bald Text liefern solle. Denn die Kommunalpolitiker hätten zu beschließen und wollten sich gut vorbereiten können. Der Förderzeitraum ist begrenzt, zügige Arbeit geboten. Der Zeitplan wird sich nun gut vier Wochen verschieben. Ursprünglich war ein Beschluss im Ausschuss über den freiraumplanerischen Beitrag für März geplant.

Redaktion

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