Theater Sapperlot

Berühmte Künstler kommen auf die Bühne in Lorsch

Stars, die große Häuser bespielen, gastieren in der Klosterstadt. Der Spielplan des Theaters Sapperlot bis April präsentiert aber auch zahlreiche neue Gesichter.

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Thomas Tritsch
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Das Trio Ganes stammt aus Südtirol und wurde einem größeren Publikum mit Texten auf Ladinisch bekannt. © ZG/Sapperlot

Lorsch. Und sie bewegt sich doch, die Kleinkunst. Die Alten verlassen langsam die Bühne und eine junge Generation macht sich bereit. „Die Szene ist derzeit stark in Bewegung“, sagt Hans-Peter Frohnmaier. Der Chef vom Lorscher Sapperlot spürt gerade eine neue Dynamik in der Branche – und damit auch viel Potenzial für aufregende Entdeckungen.

Das Theater reagiert darauf mit berufsbedingter Neugier und experimenteller Lust. Der Spielplan bis April 2024 vereint knapp 20 frische Gesichter und Ensembles, die in den kommenden Monaten erstmals im Sapperlot gastieren.

Als Kabarettist und Jongleur bekannt ist Timo Wopp. © ZG/Sapperlot

Frohnmaier will Newcomer fördern, ohne die Klassiker zu vernachlässigen. Entsprechend finden sich im aktuellen Programm zahlreiche bekannte oder sogar berühmte Künstler, die sich in Lorsch in den vergangenen 20 Jahren ein treues Publikum erobert haben.

Das Lorscher Theater wurde Ende 2002 als eine der wenigen freien Bühnen in Deutschland gegründet und hat sich mit einem feinen Kulturangebot bald weit über die regionalen Grenzen hinaus einen klangvollen Namen gemacht. Mit ein Grund, warum so viele große Namen in die kleine Location kommen, die sonst vor weitaus größerem Publikum spielen.

Fischer, Ratzke, Kreis und Tretter

Zu den Premiumkünstlern der laufenden Saison zählen Perlen wie Pigor & Eichhorn, Tim Fischer, Friedemann Weise, Robert Kreis, Jürgen Becker, Mathias Tretter und Sven Ratzke. Flankiert von charismatischen Klassikern wie dem weltbekannten Clownsduo Les Founambules mit Joseph Collard und Jean-Louis Danvoye, die nach über 20 Jahren auf die Bühne zurückkehren, oder der wunderbaren fränkischen Folkband Gankino Circus, die es in ihrem aktuellen Programm nach Skandinavien zieht.

Die Liedermacher Simon & Jan haben in Lorsch schon mehrfach für bombastisch leise Abende gesorgt, und die Gruppe Dreiviertelblut hatte 2021 auf der Sommerbühne mit einem wilden Stilmix überzeugt.

Unter anderem als „Kanzlersouffleuse“ begeistert Simone Solga. © D. Reichenbach

Aber auch das Südtiroler Frauentrio Ganes schaut wieder vorbei, ebenso wie Timo Wopp mit seinem Jubiläumsprogramm und Andreas Rebers, der im November im Bensheimer Parktheater gastiert. Das Kulturhaus in der Nachbarstadt soll demnächst wieder mehr bespielt werden, so Hans-Peter Frohnmaier, der dort unter anderem schon Alfons präsentiert hat. Im Herbst 2024 werden dort – neben Alfons – Klavierkabarettist Hagen Rether und der deutsch-russische Comedian, Autor und Cartoonist Nikita Miller erwartet. Für das Sapperlot eine reizvolle Chance, ein größeres Publikum zu erschließen.

Bereits Ende des Monats (20. bis 23. Oktober) finden außerdem die nächsten Kleinkunsttage in der Mehrzweckhalle im nahen Einhausen statt.

Zuhause an der Stiftstraße hat sich im laufenden Jahr einiges verändert. Der Theatersaal wurde ebenerdig gemacht und das Mobiliar neu positioniert. Die neue Gastronomie aus Darmstadt bietet mehr kulinarische Abwechslung und Vielfalt. Nach der Zitterpartie während der Pandemie blickt das Sapperlot wieder optimistischer in die Zukunft.

Euphorische Sorglosigkeit stellt sich aber nicht ein. Dafür ist das Genre insgesamt noch zu volatil, die Rekonvaleszenz in der Kleinkunstszene dauert an. Doch die Veranstaltungslandschaft beginnt wieder zu blühen, und das – auf Lorsch bezogen – sogar mitten im Herbst.

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ts/red
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„Viele der jungen Kabarettisten und Comedians gehen ihren eigenen Weg“, so Frohnmaier. Jenseits etablierter Kleinkunst-Strategien und ausgeleierter Bühnen-Dramaturgien spürt er einen Mut zum Neuen, Eigenwilligen und Frischen, der sich auch im aktuellen Programm spiegeln sollte.

Gemeinsam mit dem Förderverein Sappalostra, der mit seinen derzeit 320 Mitgliedern die meisten Gastspiele unterstützt, werden in diesem Herbst und Winter viele Künstler präsentiert, die noch jung in der Szene sind oder zum ersten Mal im Sapperlot gastieren. Im Programmheft sind sie mit einem „neu“-Stempel markiert.

Berhane Berhane etwa geht mit seinem zweiten Solo-Programm „Deutscher als Du“ auf Tour. Als er mit sechs Jahren aus Äthiopien nach Deutschland kam, hatte er praktisch nichts, nicht einmal einen Nachnamen, so der Künstler über sich selbst. Stand-up Comedian Jochen Prang ist ein Ex-Punkrocker, der jetzt als zweifacher Vater in einem Reihenhaus in Stuttgart lebt und sich heute in einem Vakuum zwischen Anarchie und Babynahrung gefangen sieht.

Patrick Neederkorn kommt aus Amsterdam und ist laut Theaterleitung ein Anwärter auf die ganz großen Hallen. Im kleinen Lorsch zeigt er mit „Die Orangene Gefahr“ seine erste Show auf Deutsch. Er war nominiert für Prix Pantheon und gewann den Obernburger Mühlstein.

Abendfüllend: „Mama ohne Plan“

Tina Häussermann hatte bereits im Kultursalon das Publikum begeistert, jetzt kommt sie mit ihrem Weltenrettungsprogramm in abendfüllender Länge. Ihr erstes Solo „Mama ohne Plan“ serviert auch die Schauspielerin und Sängerin Marie Lumpp im Sapperlot. William Wahl war bisher vor allem als Autor und Sänger des Kölner a-cappella-Ensembles basta bekannt. Vor gut zwei Jahren veröffentlichte er sein erstes Klavierkabarettsolo.

„Pigor & Eichhorn“ zählen zu den Premiumkünstlern. Das Duo ist unter anderem mit Kabarett-Liedern berühmt geworden. © Thomas Nitz

Nicht neu, aber in bester Erinnerung, ist der Preisträger des Lorscher Abts 2018, Thomas Schreckenberger. Die Planungen im Theater gehen bereits bis Ende nächsten Jahres. Unter den gebuchten Acts sind Namen wie Rolf Miller, Michael Hatzius, Florian Schröder und Matthias Egersdörfer.

Indes laufen auch die beliebten Formate wie Kultursalon, Tanzwirtschaft, Comedy Royal und Kneipenquiz im Sapperlot weiter, die seit vielen Jahren ein geneigtes Publikum nach Lorsch locken. Der Kultursalon von und mit Daniel Helfrich und Gästen ging jüngst zum 105. Mal über die Bühne.

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