Kommunalpolitik

Stadtverordnete wollen wieder einen Jugendrat für Lorsch

Gemeinsamer Antrag aller fünf Fraktionen will erreichen, dass ein Jugendforum veranstaltet wird, das Bewerber für das Jugendgremium gewinnt

Von 
Nina Schmelzing
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Der letzte Lorscher Jugendrat konstituierte sich im Jahr 2021. Anschließend gab es mangels Bewerber keinen Jugendrat mehr. © Thomas Zelinger

Lorsch. 20 Jahre lang gab es in Lorsch einen Jugendrat. 2003 wurde das Gremium gegründet, das es jungen Lorschern ermöglicht, Anliegen von Kindern und Jugendlichen in der Stadt zu Gehör zu bringen und dabei die Spielregeln der Kommunalpolitik kennenzulernen. Anfangs gab es viele Kandidaten, die mitwirken wollten und auch bei den Wählern war das Interesse groß. 2007 etwa beteiligten sich mehr als 50 Prozent der Berechtigten an der Abstimmung. Später bedurfte es öfter einiger Anstrengungen, um Bewerber sowie Wähler zu begeistern. 2023 schließlich war Schluss. Die geplante Wahl musste abgesagt werden, weil es zu wenig Kandidaten gab. Nach mehrjähriger Pause soll es 2026 aber wieder einen Neuanfang geben.

Dafür setzt sich nun die Stadtverordnetenversammlung ein. Für die öffentliche Sitzung heute (11.), die Vorsteherin Christiane Ludwig-Paul um 20 Uhr im Schulungsraum des Feuerwehrhauses in der Nibelungenstraße 134 eröffnen wird, liegt ein entsprechender Antrag vor. Eingebracht wird er von allen fünf Lorscher Fraktionen gemeinsam.

Dass das Interesse am Jugendgremium erlahmte, lag unter anderem an Corona. Die Jugendräte, die in der Pandemiezeit im Amt waren, konnten wegen der zahlreichen Beschränkungen so gut wie nichts bewegen. Alle Veranstaltungen – Partys, Fußballturniere oder Open-Air-Kino – mussten abgesagt werden. Das war für die Jugendratsmitglieder, deren Amtszeit nur zwei Jahre beträgt, damals äußerst frustrierend und demotivierend. Nachfolger konnten sie nicht begeistern.

Junge Menschen von Möglichkeiten kommunaler Mitgestaltung überzeugen

Die Stadtverordneten wollen nun beantragen, dass der Magistrat ein Jugendforum auf die Beine stellt. Ziel soll es sein, das Interesse junger Lorscher an kommunaler Mitgestaltung zu fördern und Kandidaten für eine Jugendratswahl 2026 zu gewinnen, heißt es in dem von CDU-, Grünen-, SPD-, FDP- und PWL-Fraktion unterzeichneten Antrag. Das Konzept des Jugendforums soll noch in 2025 vorgestellt werden, so die Forderung – und zwar in einer Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses. Dieser hat in den vergangenen Jahren höchst selten getagt.

Die Durchführung eines „Demokratietages“ soll der Lorscher Kinder- und Jugendförderung übertragen werden. Diese soll dafür sorgen, dass möglichst alle Jugendlichen der Stadt im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren erreicht und über den Jugendrat informiert werden. Notwendige Finanzmittel soll der Magistrat mit Bürgermeister Christian Schönung an der Spitze im Haushaltsplan für das nächste Jahr veranschlagen und auch mögliche Fördermittel zur Demokratieförderung beantragen.

Dass es wichtig ist, junge Menschen von den Möglichkeiten kommunaler Mitgestaltung zu überzeugen und sie für das ehrenamtliche Engagement zu gewinnen, wissen die Fraktionsmitglieder aus eigener Erfahrung. Immer schwieriger wurde es in den vergangenen Jahren schließlich auch für sie, Interessierte für eine mögliche ehrenamtliche Mitarbeit in der Stadtverordnetenversammlung zu begeistern. Eine Folge davon, dass viele Lorscher bei der Frage nach einer persönlichen Mitwirkung im Ortsparlament den Kopf schütteln und dankend abwinken ist, dass die Stadtverordnetenversammlung nach der kommenden Kommunalwahl verkleinert wird. Statt 37 Mitglieder wird sie ab 2026 nur noch 31 Stadtverordnete umfassen.

Wieso eine neue Kita gebaut wird

Auf der Tagesordnung für die heutige Sitzung steht außerdem der Kindertagesstättenbedarfsplan. Es handelt sich zwar lediglich um eine Kenntnisnahme. Bescheid zu wissen über den aktuellen Stand der Kinderbetreuung ist aber schon deshalb nicht unwichtig, weil in Kürze eine neue große Kita gebaut wird – obwohl die Kinderzahlen in vielen anderen Orten derzeit allgemein zurückgehen und Kitas sogar geschlossen werden. Auch in Lorsch wurde aus der Reihe der Anlieger der Einwand vorgebracht, eine neue sechsgruppige Kita könnte überflüssig sein. Magistrat, Verwaltung und Stadtverordnete sehen das anders und halten den Neubau im Lagerfeld für erforderlich.

Voraussichtlich könne zwar allen Familien, deren Kinder bis Juli 2026 drei Jahre alt werden und die einen Betreuungsplatz suchen, ein solcher angeboten werden, heißt es von der Stadt. Eine beträchtliche Zahl der mehr als 630 Plätze könne aber nicht regulär belegt werden. Das liegt zum einen am Fachkräftemangel, zum anderen an einem „besonderen Förderbedarf“, den immer mehr Eltern für ihr Kind geltend machen. Auch die Zahl der „Auffälligkeiten“ steigt und damit die Zahl der Integrationsmaßnahmen. Integrationsmaßnahmen binden Personal besonders stark, zumeist sei sogar eine 1:1-Betreuung erforderlich. Für die nicht-auffälligen Kinder fehlt es dann an Kita-Plätzen.

Der Neubau sei wichtig, um künftige Betreuung langfristig qualitätvoll zu sichern. Mittelfristig steht zudem die Sanierung des Kindergartens St. Nazarius an, rund 100 Kinder müssen dann übergangsweise andernorts untergebracht werden. Ein Teil von ihnen soll vorübergehend in der Dieterswiese betreut werden. Auch dem dort zuletzt in Containerbauweise errichteten Kindergarten „Morgentau“ wurde die Betriebserlaubnis damals allerdings nur unter der Bedingung erteilt, dass 2026 eine neue Einrichtung gebaut wird.

Zwei Beschlüsse zu Bebauungsplänen sind ebenfalls zu fassen. Zum einen geht es um die Seehofstraße Nord-Ost. In der jüngsten Bauausschuss-Sitzung erinnerte Planer Dirk Helfrich daran, dass dort keine Gewerbeflächen „vernichtet“ würden, wie mancher einwende. Die dortige Nutzung sei vielmehr „sehr stark zurückgegangen“. Aus der Abwägung der eingegangenen Stellungnahmen ergaben sich keine Änderungen.

Bürgermeister: Es wird grüner

In dem Gebiet am südlichen Stadtrand sollen einmal etwas mehr als 500 Lorscher eine neue Bleibe finden. Mehrfamilien- und Doppelhäuser sind im Rahmen der Nachverdichtung unter anderem vorgesehen. Es wird ein Baulandumlegungsverfahren geben. Man setze sich mit den Eigentümern zusammen, berichtete Bürgermeister Christian Schönung und betonte, dass es sich bei dem Gelände Seehofstraße Nord-Ost eigentlich um eine „Entsiegelung“ handle. Durch die Umgestaltung von Gewerbe- in Wohngebiete und Gärten werde das Gelände „viel grüner sein als zuvor“.

Es werde nichts neu versiegelt, zeigte sich auch Dirk Sander (SPD) sehr einverstanden mit der Planung dort. Das Gelände sehe derzeit zudem „nicht schön aus“. Simon Santiard (Grüne) argumentierte ähnlich. Das Gewerbe dort liege brach, Wohnungen aber würden gebraucht. Die Planung sei „gut und zukunftsorientiert“, erklärte er im Bauausschuss. Das Gremium hat eine einstimmige Beschlussempfehlung für die heutige Stadtverordnetenversammlung getroffen.

Auch die Odenwaldallee wird als Tagesordnungspunkt aufgerufen. Hier geht es um die Errichtung eines seit vielen Jahren gewünschten zentralen Ankunftsortes vor allem für Touristen der Welterbestätte. Früher gab es viel Ärger um einen möglichen „Parkplatz-Ost“. Inzwischen ist der Streit beigelegt und man hat sich darauf verständigt, dass der Wohnmobilstellplatz ausgebaut und um Bus- und Pkw-Stellplätze erweitert werden soll. Bei der Neugestaltung des Welterbe-Areals habe leider vom Start an der Parkplatz gefehlt, vergebens habe man später auf Fördergelder vom Land gehofft, erinnerten Mitglieder des Bauausschusses in der jüngsten Sitzung.

Werden nun 15 Bus- und 22 Pkw-Stellplätze geschaffen, steigere Lorsch die Aufenthaltsqualität, so Jonathan Heim (CDU). Auch mit einer geplanten Ausstattung – möglich wären WC-Häuschen, Mülleimer und Beschilderungen – sorge Lorsch für einen guten ersten Eindruck.

Für die jetzige Planung sollten Zuschüsse machbar sein, meinte Dirk Sander (SPD). Gut sei auch die geplante Wendeschleife, war er sich unter anderem mit Christian Walter (PWL) einig. Kulturachse und Besucherinfo-Zentrum sollten aber nicht abgehängt werden, sagte Walter. Simon Santiard erinnerte daran, dass sich die Grünen stets gegen einen Parkplatz-Ost aussprachen, es sei erfreulich, diese Diskussion ad acta legen zu können, der jetzige Bebauungsplan sei nun richtig. Vom Bauausschuss liegt eine einhellige Beschlussempfehlung für heute vor.

Redaktion

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