9. November

Spaziergang um das einstige Synagogen-Gelände

Gedenken an Pogrome und Antisemitismus

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sch/red
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An der Gedenkstätte in der Schulstraße werden Bürgermeister Schönung und Heimat-und Kulturvereinsvorsitzender Thilo Figaj sprechen. © Stadt Lorsch

Lorsch. Die Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen 1938 soll in Lorsch in diesem Jahr auch ein Zeichen „gegen den wachsenden Antisemitismus im Land setzen“. So heißt es in einer Mitteilung der Stadt zum 9. November. Zum Gedenken an die Opfer der Pogrome lädt der Magistrat mit Bürgermeister Christian Schönung an der Spitze alle Bürger ein. „Erinnerung – Wachsamkeit – Verantwortung“ lautet das Motto der Gedenkstunde.

Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 markiert den Auftakt der organisierten und flächendeckenden Vertreibung und Verschleppung der Juden in Deutschland. Jüdische Geschäfte wurden geplündert, Synagogen niedergebrannt. Auch Polizei und Feuerwehr sahen dabei zu, griffen nicht helfend ein. Zerstörungen und Schändungen begleiteten den Beginn der Naziherrschaft, die letztlich zum Holocaust führte. Sechs Millionen jüdische Frauen, Männer und Kinder wurden von den Nationalsozialisten ermordet, das jüdische Leben in Deutschland wurde ausgerottet.

Auch in Lorsch griffen Bürger zu Benzinkanistern und setzen das Gotteshaus der Juden, Symbol und Mittelpunkt der Gemeinde, in Brand. Die Feuerwehr, damals unweit des Brandortes in der Kirchstraße 5 stationiert, griff nicht ein. Drei Augenzeugenberichte liegen über diese Nacht vor, in der manche Nachbarn zu Verbrechern wurden, angestiftet durch eine menschenverachtende Diktatur, unterstützt durch eine schweigende Mehrheit.

Stiller Gang zur Bahnhofstraße

Der Lorscher Magistrat lädt alle Bürger am 9. November (Samstag) um 18 Uhr zur Gedenkstätte in der Schulstraße ein. Nach einer kurzen Begrüßung wird ein „stiller Spaziergang“ rund um das ehemalige Gelände der Lorscher Synagogen stattfinden – vorbei an verschiedenen Stolpersteinen und hin zu der im September von Gunter Demnig verlegten Stolperschwelle in der Bahnhofstraße.

Die Lorscher Synagoge befand sich in der Bahnhofstraße. Erinnert wird an die beiden Lorscher Synagogen, die insgesamt über zwei Jahrhunderte bestanden. Alle Teilnehmer erhalten eine kleine Karte an die Hand, mit der man die Lage der ehemaligen Gebäude gut nachvollziehen kann.

Nach dem Spaziergang finden sich alle wieder an der Gedenkstätte ein. Hier werden Bürgermeister Christian Schönung und der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Thilo Figaj, zum Themenkomplex Antisemitismus heute und früher sprechen. sch/red

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