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Sabine Murza brachte Lorsch in Wallung

Die Bauchrednerin und -sängerin begeisterte die Zuschauer in der gut besuchten Tabakscheune

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eh
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Murzarella Bauchgesänge im Sapperlot. © Lotz

Lorsch. Um es im Ruhrpott-Slang der Gelsenkirchener Kanalratte Kalle zu sagen: „Hömma ey, dat war ne geile Show!“ Kalle sowie Dudu, Frau Adelheid und Leonie, der Rest der Puppen-Belegschaft von Sabine Murza, brachten die alte, gute besuchte Tabakscheune am Samstagabend in Wallung. Am Ende der rund zweistündigen Vorstellung erhob sich das Theater Sapperlot von den Plätzen und applaudierte der Puppenspielerin, Bauchrednerin und Bauchsängerin aus Baden-Baden lautstark.

Die Kunstform des Bauchgesangs ist das Alleinstellungsmerkmal von Sabina Murza alias Murzarella. Für ihre „Music-Puppet-Show“ wurde Murzarella in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet; unter anderem war sie 2019 Finalteilnehmerin um den Lorscher Abt. Im Sapperlot feierte „dat Schneckchen“, wie Kalle seine Chefin nennt, nun die umjubelte Premiere ihres zweiten Programms „Bauchgesang - ab in die zweite Runde“.

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So unterschiedlich Aussehen und Charaktere der vier Puppen, so unterschiedlich auch ihr Gesang zu bekannten Melodien mit teilweise veränderten Texten. Kalle, ein liebenswürdiger Ruhrpott-Sprücheklopfer, steht auf Ultra-Hardrock der Marke AC/DC und Rammstein. Frau Adelheid, Sekretärin und Managerin von Murzarella, ist divenhaft unterwegs und schmettert Opern-Arien. Kakadu Dudu, ein Charmeur, benötigt viel Zuneigung und ist eher im Schlager zu Hause.

Auspuff mit Zahnpasta gereinigt

Löwin Leonie, die schüchterne Praktikantin im Team, mag es eher poppig und soulig. Murzarella, im richtigen Leben ausgebildete Musicaldarstellerin und Gesangslehrerin, hat (bauch-)stimmlich alle Genres drauf: von „Habanera“ (Carmen) über „Herzbeben“ (Helene Fischer) und „TNT“ (AC/DC) bis zu „Take Five (Dave Brubeck-Quartett).

Bei den gesprochenen Comedy-Einlagen ist Kalle ganz vorne mit dabei. Er ist Schalke-Fan, Zocker und Auto-Narr. Den Auspuff seines Autos bringt er mit Zahnpasta zum Glänzen. In Flensburg hat er mehr Punkt erreicht als jemals bei den Bundesjugendspielen. Da Murzarella gebürtige Gelsenkirchenerin ist, entfalten sich zwischen Kalle und Murzarella liebenswerte Dialoge mit dem besonderen Ruhrpott-Kick. Und Kalle versichert, „dat die Töne alle aus den Schneckchen rauskommen.“

Frau Adelheid betritt die Bühne im Astronautinnen-Anzug. Sie will dabei sein beim ersten Flug zum Mars, um die Mars-Männer zu checken. Bis es soweit ist, begnügt sie sich mit Jens aus der ersten Reihe des Sapperlot, den sie in ihre Garderobe bestellt.

Außerdem träumt Adelheid von einem Engagement an einem großen Haus. Wohl ebenfalls erfolglos, obwohl ihre Interpretation von „Barcelona“ durchaus beeindruckend ist. Dudu bemüht sich irgendwie in einer Castingshow unterzukommen, hat allerdings Probleme bei der Songauswahl. Das Sapperlot kann nicht wirklich weiterhelfen. So verschwindet Dudu immer wieder in der Aufbewahrungskiste. Die Ahnenreihe von Löwin Leonie reicht von Richard Löwenherz bis zu Clarence, dem schielenden Löwen aus der TV-Serie Daktari.

Nun ist Leonie auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Sängerin, schlägt Murzarella vor. Keine schlechte Idee, findet die junge Löwin und trällert mit kindlicher Stimme eine Version von „The Lion sleeps tonight“.

Kultur unterstützen

Bei der dritten Zugabe lassen es Kalle, Murzarella und das Sapperlot nochmal richtig krachen: TNT. Das Publikum gibt den Oi-Oi-Oi-Chor. Zum Abschluss hat Kalle eine Botschaft. Er fordert dazu auf, die Kultur in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen. „Hömma, kauft Eintrittskarten.“

Zudem bemerkenswert an diesem Abend im Sapperlot, dass bereits dem Anfang der Vorstellung ein gewisser Zauber innewohnte. Sapperlot-Chef Hans-Peter Frohnmaier und sein Mitarbeiter Carsten Keil erledigten die Anmoderation im Bauchredner-Puppenspieler-Stil. Originell und ausbaufähig. eh

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