Lorsch. Unsere Gesellschaft wird roher und egoistischer, heißt es oft. Es ließen sich viele Beispiele zur Untermauerung dieser Aussage auflisten. Wer will, kann aber genausogut auch Gegenbeispiele finden. Beim Blutspende-Termin des DRK etwa trifft man zahlreiche Menschen, die etwas sehr Wertvolles zum Wohl der Allgemeinheit geben, ohne dafür finanziell entlohnt zu werden. Eine beeindruckende Zahl von Freiwilligen meldete sich auch jetzt wieder zu der jüngsten Aktion in Lorsch an: 240 Blutspender.
Die Tage zwischen Heiligabend und Silvester nutzen viele für einen Kurzurlaub und manche doch selbstverständlich auch dazu, Blut zu spenden – und das regelmäßig seit Jahren. Günter Diehl gehört dazu. Der Lorscher wurde jetzt für seine 150. Blutspende ausgezeichnet. „So einen kleinen Piks kann man schon verkraften“, begründet der 71-Jährige sein außergewöhnlich langes Engagement völlig unspektakulär.
Noch kaum Blut aus dem Labor
Fragt man ihn, warum er sich immer wieder Blut abnehmen lässt, dann verweist er – wie viele andere Spender auch – darauf, wie wichtig Blut im Gesundheitswesen ist. Es ist nicht nur lebenswichtig für jeden von uns, sondern bislang noch immer unersetzbar. Irgendwann wird es sicher gelingen, Blut zuverlässig in großen Mengen auch im Labor herzustellen, aktuell ist die Forschung aber noch immer nicht so weit. Ohne Blutkonserven von Freiwilligen könnten Krankenhäuser also nicht ihre üblichen Operationen durchführen, wären viele Therapien etwa in der Krebsbehandlung nicht möglich. Mit einer Spende wird bis zu drei Patienten geholfen.
Nicht zuletzt aus dem Wissen heraus, dass sie auch selbst einmal in eine Notlage geraten und auf eine Blutspende angewiesen sein könnten, kommen viele Menschen zum DRK-Termin. Günter Diehl musste eine solche Erfahrung bisher nicht machen, er hat noch nie Blut benötigt, aber mit seiner 150. Spende nun bereits 75 Liter für andere gegeben.
Diehl hat nicht nur längst den Spenderausweis in Gold, er ist auch seit mehr als 50 Jahren ehrenamtlich im DRK engagiert. Zum Sanitätsdienst kam er einst über seinen Vater und er hat das Interesse ebenfalls weitergegeben. Auch Diehls Ehefrau Wanda und sein Sohn bringen sich seit vielen Jahren beim DRK für die gute Sache ein.
242 Blutspenderinnen und -spender waren vor Ort
Insgesamt 16 Helfer des DRK kümmerten sich bei dem Blutspende-Termin in Lorsch darum, dass alles glatt lief. Das Team übernimmt unter anderem die Anmeldung und die Verpflegung der Spender mit Essen und Getränken. Es sorgt für den Auf- und den Abbau der Liegen, Stühle und Tische in der Sporthalle an der Werner-von-Siemens-Schule und unterstützt den ärztlichen Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen, der für die Blutentnahme und das Labor zuständig ist.
Zu den jüngsten Helfern gehörte in Lorsch der Sohn des Bereitschaftsleiters Peter Held. Nick, neun Jahre alt, übernahm es, den Spendern jeweils eine Tafel Schokolade sowie eine DRK-Tasse als Dankeschön zu überreichen.
Insgesamt waren 242 Spendenwillige erschienen. Nicht jeder, der möchte, darf aber auch Blut spenden. Es ist ein ärztliches Okay dazu notwendig. Mögliche Rückstände von Arzneimitteln im Blut oder die Übertragung von Krankheiten sollen ausgeschlossen werden. Zudem müssen Spender, das ist eine weitere Vorgabe, mindestens 50 Kilo Körpergewicht auf die Waage bringen.
Zwölf Erstspender in Lorsch
Die im Vorfeld erforderliche Untersuchung schätzen nicht nur die Blutempfänger, sondern auch die Spender. „Es ist eine regelmäßige Gesundheitsvorsorge, die den Spender nichts kostet“, erinnert Günter Diehl. 19 „ Ausfälle“ waren in Lorsch beim jüngsten Termin zu verzeichnen.
Erfreulich war für das DRK erneut die Zahl von Erstspendern. Zwölf waren es diesmal, hat Schriftführer Markus Ruh notiert. Insgesamt konnten 223 Blutkonserven gewonnen werden. Auch konnten mehrere Mehrfach-Spender geehrt werden. Seine 50. Spende gab Klaus Bangert aus Heppenheim ab, ebenfalls zum 50. Mal spendete Sascha Nicolai Blut. Der 38 Jahre alte Bensheimer war auch deshalb am Freitagabend eigens nach Lorsch gefahren, weil er eine besonders gesuchte Blutgruppe hat.
Ob A oder B – jede Blutspende rettet Leben, am gefragtesten ist die Blutgruppe 0 Rhesus negativ, denn fast jeder Patient kann diese als Transfusion erhalten, heißt es vom DRK.
Bei Frauen weniger Rekorde
Für die jeweils 25. Spende wurden in der Siemens-Halle Ingrid Koch aus Bensheim und Claudia Hasslinger geehrt. Zum zehnten Mal nahm die Lorscherin Astrid Leveque an der Blutspende teil. Rekorde gibt es bei Frauen jedoch seltener als bei Männern, denn sie dürfen – unter anderem wegen der Bluteisenverluste durch die Menstruation – nur maximal vier Mal im Jahr spenden. Zudem sind sie bei Schwangerschaften und Stillzeiten zurückgestellt.
Männer dürfen dagegen bis zu sechs Mal im Jahr Blut spenden. Eine Höchstaltersgrenze gibt es seit dem vorigen Jahr außerdem nicht mehr. Die bisherige Begrenzung wurde im Rahmen des Transfusionsgesetzes geändert. Es sind somit auch öfter einmal Jubiläen wie die 150. Blutspende zu erwarten – und noch höhere. Sowohl im Mai als auch im August dieses Jahres hatten Personen für ihre jeweils 150. Blutspende in Lorsch geehrt werden können – beide Spender kamen damals aus Bensheim.
Auch Günter Diehl will weiterhin Blut spenden, solange er fit bleibt und sein Arzt dem zustimmt. Regelmäßiges Blutspenden, abgenommen wird jeweils ein halber Liter, soll zudem auch für den Spender gesund sein, heißt es vom DRK. Es senkt zum Beispiel den Blutdruck bei Bluthochdruck-Betroffenen.
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