Lorsch. Im Rahmen einer vom Kuratorium Unesco-Welterbe Kloster Lorsch organisierten zehntägigen Reise besuchte eine Gruppe von 17 Personen Armenien. Die Planung erfolgte durch den Armenien-Kenner Ernst Ludwig Drayß. Nelly Pilliposian, die bereits in der Vergangenheit etliche Lorscher Gruppen begleitete, führte durch ihr Land.
Neben dem Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes der armenisch apostolischen Kirche im Kloster Geghard standen die Besichtigungen kultureller Stätten und besonders auch Begegnungen mit der Bevölkerung und einzelnen Persönlichkeiten auf dem Programm.
Repräsentative Architektur
Josua Mattern übergibt Tafel zum Lorscher Bienensegen
Der Heppenheimer Künstler Josua Mattern vom Verein Noah übergab im Rahmen der Armenienreise eine von ihm erstellte Tafel über den Lorscher Bienensegen an den armenischen Bischof Bagrat.
Animiert wurde Josua Mattern zu dem Geschenk bei einer Armenien-Reise im Jahr 2019, als Bischof Bagrat stolz die Honig-Produktion in den Klöstern seiner Provinz präsentierte. Die Verbindung von Honig und Kloster stellte die ideale Brücke zum Kloster Lorsch dar, bei dessen Unterstützern wie Kuratorium und Stiftung sich Josua Mattern lange Jahre engagierte.
Der Untergrund der beidseitig illustrierten Tafel besteht aus einem gehärteten Gemisch von Sand und Asche, das dann poliert und als Collage von Josua mit Fragmenten aus den Aufzeichnungen Lorscher Mönche und dem Bienensegen versehen wurde. Dann wurde es mit flüssigem Bienenwachs überzogen. Bischof Bagrat zeigte sich mehr als erfreut über dieses Geschenk und versprach einen besonderen Platz in der Diözese.
Der Lorscher Bienensegen gehört zu den ältesten gereimten Dichtungen in deutscher Sprache. Das Manuskript entstand im mittel- oder oberrheinischen Raum und wurde ab etwa dem Jahr 900 im Kloster Lorsch aufbewahrt. Dort dürfte der Eintrag des Bienensegens im 10. Jahrhundert erfolgt sein. Der Spruch sollte vermutlich ein schwärmendes Bienenvolk an einen Bienenstock zurückrufen. red
Besucht wurden die Genozid-Gedenkstätte mit dem daran angeschlossenen Museum, das Museum Matenadaran, in dem neben sakralen auch umfangreiche naturwissenschaftliche Schriften des Kulturraums aus den ersten Jahrhunderten gehütet werden. Das moderne Yerewan beeindruckte durch repräsentative Architektur und rege Bautätigkeit. Wahrzeichen der quirligen Metropole sind die an den Berg angelehnten Kaskaden mit den im Inneren ausgestellten künstlerischen Objekten.
Begegnungen waren organisiert mit den Mitarbeitenden des C-Quadrat Ampega Asset Management Armenina, den Sängerinnen des Luis-Chors und des Geghard-Chors mit dessen Leiter, die jeweils private Konzerte gaben.
Im Kloster Geghard wurde die Gruppe von Rev. Father Paruyer Avestisyn empfangen. Dabei überreichte Joachim Steinbiss als Vertreter des Kuratoriums ein Geschenk zur Unterstützung der Arbeit des Klosters.
Im Laufe der Reise standen weitere persönliche Kontakte auf dem Programm. Der berühmte Komponist Robert Amirkhanyan gab ein Privatkonzert für die Gruppe. Im Auftrag der Stadt Lorsch wurde ein Geschenk überreicht. Der ehemalige Abt Artur Ghevondyan begleitete die Gruppe zeitweise und begeisterte durch sakrale Gebetsgesänge in historischen Mauern.
Bei einem Besuch des Nork Youth Center wurde der Gruppe die Arbeit dieser Organisation zur Förderung der Jugendlichen vorgestellt. Höhepunkt dabei war eine Vorführung der jugendlichen Tanz- und Artistik Gruppen.
In Ijrvan, einer ehemaligen Karawanenstadt an der Seidenstraße wurde Station gemacht. Rev. Father Simeon empfing die Gruppe in der dortigen Diözese.
Strukturschwaches Grenzgebiet
Eine weiteres im Aufbau befindliches Kinder- und Jugendzentrum im strukturschwachen nördlichen Grenzgebiet des Landes wurde in Novemberyan besucht. Der dortige Beauftragte der apostolischen Kirche, Father Sambat, stellte das Projekt vor.
Bischof Bagrat legte einen Zwischenstopp auf seiner Reise zu dem armenischen „Vatikan“ ein, um die Gruppe zu begrüßen. Dabei überreichte der Mitreisende Künstler Josua Mattern im Rahmen des Vereins Noah das von ihm angefertigte Bild „Lorscher Bienensegen“.
Abt Aristakes empfing die Gruppe in dem im Wiederaufbau befindlichen Kloster St. Hovhannes in Moshaghbyur. Ein weiteres Mal begleitete er die Gruppe um das von ihm restaurierte und jetzt wieder in neuer Pracht erstrahlende Kloster Hagharzin zu zeigen. Für den Wiederaufbau hat er hier zehn Jahre gewirkt.
Am Ende der Rundreise besuchte die Gruppe die Stadt Gyumri, die durch das große Erdbeben 1988 stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und erst jetzt langsam wieder zu alter Größe zurückfindet. Hier wurde die Gruppe von Alexander Ter-Minasyan, Ehrenkonsul der Bundesrepublik Deutschland, in seinem Künstlerhotel „Berlin“ empfangen. Ter-Minasyan initiierte und unterstützt mehrere ökologische und kulturelle Projekte. Bei dem von ihm unterstützen ortsansässigen Puppentheater konnten die Besucher aus Deutschland an eine Theaterprobe teilnehmen.
Während der Reise besuchte die Gruppe die Klöster Hovhannavank, Geghard, Noravank, Moshaghbyur, Chor Virap, Sewanavank, Hagharzin, Hagbat und Haritschavank mit einem Ausbildungszentrum für Diakone.
Im Kloster Geghard konnte die Gruppe dem sonntäglichen armenisch apostolischen Gottesdienst mit eindrucksvollem Wechselgesang des Geghard Chores und den Priestern beiwohnen. Im Kloster Hovannavank konnte eine typisch armenische Hochzeitszeremonie beobachtet werden.
Für Leib und Wohl sorgte die armenische Küche mit frischen Kräutern und Gemüsen, gegrilltem Fleisch und Kartoffeln, Soßen, Dips, Lavash (dünnes Brot aus Holzöfen) und vielem mehr. Beim Besuch von zwei Fischfarmen kamen fangfrische Fische vom Grill hinzu. Dazu Weine teils aus endemischen Trauben. Auch Einkaufstouren und ein Bummel durch die Stadt waren möglich.
Pittoreske Landschaft
Beeindruckt hat die pittoreske Landschaft: Steile Felsen verschiedenster Farbschattierungen, weite steinreiche Hochebenen, bewaldete Episoden, steile Flusstäler, terrassenartige Plateaus. Der malerische gelegene Sewansee auf 1900 Metern Meereshöhe, Einer der größten Hochgebirgsseen der Welt. Lediglich der majestätische Ararat hat sich den Blicken verschlossen. red
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