Lorsch. Ein Klick und die aktuelle Software zur Datensicherung ist bestellt. Gerade mal einen Tag sollte es dauern, bis das Päckchen mit der CD wie geordert in der Packstation 135 neben dem Aldi-Markt in Lorsch ankommt, hatte Amazon versprochen. Ob’s stimmt, lässt sich heutzutage per Smartphon quasi in Echtzeit verfolgen. Und tatsächlich. Noch am gleichen Tag – am vergangenen Mittwoch, 16. Oktober, um 19 Uhr – zeigt die DHL-Paket-App, dass das Päckchen in Neuwied für den „Weitertransport in die Region des Empfängers vorbereitet“ wird. Elektronisch erfasst wird die Sendung bei jedem Zwischenstopp durch einen Scanner. Um 4 Uhr ist die grau-braune Schachtel in Rodgau und um 8.25 wird sie in Heppenheim bereits ins Zustellfahrzeug geladen und befindet sich damit auf dem Weg zur Packstation.
Nur ein Flatterband
Doch dort soll sie nie ankommen. Weder am Donnerstag, noch am Freitag oder Samstag. Der Grund dafür erschließt sich am Wochenende bei einem Vorortbesuch am altbekannten Standort. Dort, wo bislang die DHL-Packstation 135 ihren Dienst tat, ist nichts. Nichts außer einer Absperrung aus Flatterband, einem gesicherten Elektroanschluss und ein paar Verankerungen. Die Sendungsverfolgung per App behauptet zu diesem Zeitpunkt jedoch nach wie vor steif und fest, dass das Paket hierher geliefert wird. Zwei Anrufe bei der zentralen DHL-Service-Nummer (0228/4333112, täglich von 7 bis 20 Uhr) helfen auch nicht wirklich weiter. Die Computerstimme der automatisierte Sendungsverfolgung gibt – natürlich – die gleiche Auskunft wie die Smartphone-App. Der freundliche Mitarbeiter, der dann persönlich zu erreichen ist, weiß aber auch nicht, wohin die Packstation so plötzlich verschwunden ist, ob eine neue installiert wird und wo jetzt das Päckchen mit der Software sein könnte. Sein Rat am Samstag: „Wenn es bis Dienstag nicht auftaucht, rufen Sie am besten noch mal an.“
Die Suche geht weiter. Ein Anruf beim als Postfiliale ausgewiesenen Schreibwarengeschäft Büromaus in Lorsch bleibt erfolglos. Das Päckchen ist nicht da. Die letzte Hoffnung ist die Postfiliale Bahnhofstraße. Und tatsächlich: Nach kurzem Suchen händigt der Mitarbeiter die Sendung aus. Ein letzter Scanvorgang und in der App springt die Statusmeldung auf „Zustellung erfolgreich“. Ein Einzelfall ist die Paketsuche wohl nicht. Auch in örtlichen Gruppen in den Sozialen Netzwerken wunderten sich einige Lorscher, wohin die Packstation so plötzlich verschwunden ist.
Des Rätsels Lösung ist relativ einfach. Der ohnehin schon leicht lädierte Automat – das elektronische Einlesen der Postkundenkarte funktionierte schon seit geraumer Zeit nicht mehr – wurde am 17. Oktober abgebaut, um Platz für ein größeres Exemplar zu machen. „Wir hätten das besser kommunizieren müssen. Da können wir uns nur entschuldigen“, sagt der unter anderem für die Bergstraße zuständige DHL-Pressesprecher. Eigentlich sollten die Kunden entsprechend informiert werden, wo sie die an die Packstation 135 adressierten Päckchen und Pakete abholen können.
Arbeiten haben begonnen
Gestern Morgen wurde dann auch mit den vorbereitenden Arbeiten zur Installation des neuen Automaten begonnen. Statt einsamem Flatterband waren am Standort in der Dieterswiese jetzt ein Bagger und ein Anhänger zu sehen. Bis zum 4. November soll die neue Packstation stehen. Die Anzahl der Fächer, in denen Pakete und Päckchen zum Abholen und Versenden deponiert werden, soll sich dadurch von bislang 70 auf künftig 140 erhöhen. „Die Station war oft pickepackevoll“, erläutert der Pressesprecher und erklärt in diesem Zusammenhang gleich noch: „Auch, wenn eine Sendung hier keinen Platz mehr findet, wird sie in die nächstgelegene Filiale weitergeleitet. In Lorsch ist die in der Bahnhofstraße 28.“
Mit der Vergrößerung der Packstation liegt Lorsch im bundesweiten Trend. „Pakete rund um die Uhr abholen zu können, das entspricht der Lebenswirklichkeit von immer mehr Menschen“, sagt der DHL-Pressesprecher.
2003 wurden in Dortmund und Mainz die ersten Automaten aufgestellt. Heute sind es nach Angaben von DHL in Deutschland rund 4000 Stück. Bis 2021 soll das bestehende Netz um 3000 Exemplare erweitert werden, kündigt das Unternehmen in einer Pressemitteilung an. Den Kunden werden dann rund 7000 Packstationen bundesweit zur Verfügung stehen.
Mittlerweile rund 12 Millionen registrierte Kunden
Rund 12 Millionen registrierte Kunden nutzen nach Angaben von DHL mittlerweile die Packstationen.
Über die Packstation werden Pakete versendet oder abgeholt. Die Frankierung des Paketes erfolgt im Vorfeld online. Empfänger wählen bei einer Bestellung eine ausgewählte Packstation in ihrer Nähe als alternative Zustelladresse.
Sobald die Sendung eingetroffen ist, wird der Kunde via Push-Mitteilung oder E-Mail informiert und erhält gleichzeitig alle notwendigen Informationen. Mit dieser geht der Kunde dann zur Packstation und identifiziert sich, ein Fach öffnet sich und der Kunde kann sein Paket in Empfang nehmen.
Mit den Packstationen will sich DHL laut einer Pressemitteilung dem „Wachstum der Sendungsmengen stellen“. Jährlich werde bei Paketsendungen ein Zuwachs von fünf bis sieben Prozent verzeichnet.
Die Haustürzustellung stehe nicht zur Disposition, heißt es in dem Pressetext. Die Packstation helfe jedoch, unnötige Zustellversuche zu vermeiden. kel
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