Lorsch. Eine Feierstunde gab es gestern in der Viehweide. Kinder und Eltern trafen sich mit den Erzieherinnen um Leiterin Brigitte Heim und Vertretern der Stadt mit Bürgermeister Christian Schönung an der Spitze in der Kurt-Schumacher-Straße. Grund: Der Erweiterungsbau der städtischen Kita wurde eingeweiht. In Betrieb sind die neuen Räume zwar bereits seit ein paar Wochen. Aber jetzt sind alle Maßnahmen bis ins Detail abgeschlossen, so dass gefeiert werden konnte.
Mit Augenklappen und Fernrohren
Eingezogen sind „Piraten“. Die Drei- bis Sechsjährigen haben sich diesen Namen für ihre Gruppe selbst ausgesucht – und damit gegen die Alternativen wie „Igelgruppe“ oder „Raupe Nimmersatt“-Gruppe gestimmt. Mit schwarzen Augenklappen im Gesicht, Seeräuber-Tüchern auf dem Kopf und selbst gebastelten Fernrohren in der Hand begrüßten die Kinder die vielen Gäste mit einem dreistrophigen Piraten-Lied sowie einem mehrsprachigen Willkommen.
800 000 Euro wurden in den Anbau investiert. „Eine Menge Geld“, wie Bürgermeister Schönung in seiner Ansprache einräumte. Die Standards aber seien hoch – und die Baupreise ebenfalls. Erweitert werden mussten die Räume relativ zügig, denn der Bedarf an Betreuungsplätzen wächst.
Öffnungszeit bis 16 Uhr
Dass den Lorschern die Kinderbetreuung lieb und teuer ist, daran erinnerte der Verwaltungschef mit der Information, dass der Zuschuss der Stadt zu den laufenden Kosten im Jahr 3,7 Millionen Euro beträgt. Damit ist er im Vergleich zum Vorjahr um 700 000 Euro gestiegen.
95 Kinder werden insgesamt in der Viehweide betreut, 20 davon in der städtischen Krippe. In den neuen Räumen für die Piraten werden vorrangig die Kindergartenkinder spielen, die die langen Öffnungszeiten nutzen und bis 16 Uhr bleiben. Elf sind das derzeit.
Lilly, Merle, Lucas und all die anderen Kita-Kinder und ihre Erzieherinnen haben mit der Erweiterung zwei Nebenräume hinzugewonnen, die zum einen als Bau-, zum anderen als Bewegungszimmer Verwendung finden, berichtete Heim. Auch als Ruheraum werden sie genutzt.
Bürgermeister Schönung machte deutlich, dass es nicht so einfach war, die beiden bereits bestehenden Gebäude der Kita durch den Anbau geschickt zu verbinden. Drei Architekten waren in der Viehweide im Laufe der Zeit tätig.
250 Quadratmeter Nutzfläche
Lob gab es für Bauleiter Christoph Turetschek. Der Bauingenieur aus dem Lautertal erläuterte auf Nachfrage, dass neben den Räumen für die Kinder auch ein Personalraum, ein Lagerraum und Sanitäranlagen entstanden. Errichtet wurde der Anbau in Holzständerbauweise, die Bodenplatte aus Beton kam von einer Firma aus Lorsch.
Die nutzbare Fläche bezifferte Turetschek auf rund 250 Quadratmeter. Die Möbel für die Einrichtung wurden von einem Lorscher Möbelhaus geliefert.
Pfarrer Renatus Keller überbrachte die Glückwünsche der evangelischen Kirchengemeinde und, stellvertretend, auch für die katholischen Pfarrgemeinde St. Nazarius. Er freute sich über die „schönen und hellen Räume“. Keller erinnerte an den Ausbau des evangelischen Kindergartens in der Biengartenstraße, der vor zwei Jahren abgeschlossen wurde. „Ein größerer Aufwand“, so Keller mit Blick auf die nun größte Kita in Lorsch mit rund 120 Plätzen. Die Erweiterung sei gelungen. Renatus Keller verhehlte aber nicht, dass eine Zunahme an Kindern auch bedeutet, dass der Geräuschpegel steigt.
Spielzeug als Geschenk dabei
Pfarrer Keller sprach ein Vaterunser zur Einweihung und sang, begleitet von der Gitarre, mit allen Gästen ein mehrstrophiges Dankeslied: „Lieber Gott, Dankeschön, wenn wir in die Kita geh‘n“. Bürgermeister Schönung las den Kindern eine kurze Seefahrer-Geschichte um einen dicken Kapitän vor und hatte zudem Geschenke für sie dabei. Die zwei Pakete mit Spielzeug – Playmobil-Piratensets – fanden großen Anklang und wurden gleich ausgepackt.
Schon bald wird die nächste Kita gebaut
In Lorsch gibt es bereits zahlreiche Kindergärten – in Kürze steigt die Zahl weiter. Zu den städtischen Einrichtungen Villa Kunterbunt und Viehweide, den Kitas in katholischer Trägerschaft (St. Nazarius, St. Benedikt), dem evangelischen Kindergarten, dem Naturkindergarten sowie Einrichtungen in privater Trägerschaft (etwa Dachwichtel und Krippe Flohkiste) soll noch in diesem Jahr ein Neubau kommen.
In der Dieterswiese soll die große Einrichtung mit Platz für sechs Gruppen Ende 2019 ihren Betrieb aufnehmen. Der erste Spatenstich soll etwa um Ostern gesetzt werden.
Bis die Kindergartenkinder einziehen können, sind – neben den Kindergärten – auch zwei „Notgruppen“ eingerichtet. Im Depot wird die Gruppe „Sandhasen“ betreut, ins Martin-Luther-Haus zieht ab nächste Woche die Gruppe „Wiesenkinder“ ein. / sch
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