Lorsch. Für die Mitglieder des Förderkreises Große Pflanzenfresser gibt es immer etwas zu tun. Gerade steht besonders viel Arbeit an. Denn die Aktiven des Vereins mit Sitz in Lorsch, die sich um die Rückzüchtung des ausgestorbenen Auerochsen kümmern, weiden die Wasserbüffel um. Die kleine Herde imposanter Tiere wird ab morgen wieder in Lorsch daheim sein.
Diesmal ist ein Baby an Bord
In zwei Transporten werden die Rinder von der Bensheimer Erlache in den südlichsten Zipfel der Lorscher Gemarkung gefahren: Besonders umsichtig sind die Helfer am Werk, denn diesmal ist neben drei Kühen und einem Ochsen auch ein Baby an Bord. Wilma heißt der jüngste Spross der Büffelfamilie.
Geboren wurde das Kleine vor knapp zwei Monaten, berichtet Vereinsvorsitzender Claus Kropp. Im Vergleich zu den Kühen, die jeweils rund 600 Kilogramm auf die Waage bringen, ist Wilma noch ein Leichtgewicht. Maximal 150 Kilo wiegt das Kälbchen, schätzt Kropp. Derzeit wird es noch mit Muttermilch versorgt, ab einem Alter von drei Monaten bekommt es dann Heu.
Wer die großen Rindviecher und das Jungtier einmal aus der Nähe beobachten möchte, ist an der Weide willkommen, heißt es vom Verein. Ab 10 Uhr am Sonntag sollen die Büffel angekommen sein auf dem Areal nahe am Hüttenfelder Friedhof.
„Sandgrube“ heißt das Lorscher Gelände. Im vorigen Jahr waren die Büffel erstmals dort. Sie haben sich auf der vier Hektar großen Fläche offenbar wohlgefühlt und das sieht man ihrem Aufenthaltsort auch an. Die Kolosse haben in dem umzäunten Bereich viel herumgetrampelt und sich mit Herzenslust auf dem Boden herumgewälzt, wie es so ihre Art ist.
Sie haben damit gute Arbeit geleistet und genau das getan, was sich die Naturschützer erhofft haben. Mit ihren schweren Tritten und ihren großen Kothaufen haben die Tiere schließlich die Artenvielfalt gefördert. Denn ihre Fladen sind eine Brutstätte für Insekten – und damit ein gefundenes Fressen für viele Vogelarten. Mit ihrem Wälzen schaffen die Wasserbüffel neue kleine Teiche und nützen so zahlreichen Amphibien wie zum Beispiel der Knoblauchkröte. Mit Blick auf die vergangenen dürren Jahre ist diese Unterstützung besonders wertvoll.
Dass die Büffel Vegetarier sind und – anders als viele andere Rinderarten – Geschmack sogar am Seggegras haben, ist besonders vorteilhaft. Mit dieser Fressvorliebe tragen sie zur Offenhaltung der Landschaft bei, erläutert Claus Kropp. Der Bereich um die Sandgrube war – bevor die Lorscher Büffel tätig wurden – im Begriff zu verbuschen. Die Beweidung mit den großen Tieren macht aus dem Gelände wieder ein attraktives Biotop.
Weidefläche erweitert
In diesem Jahr wird die Fläche für das erfolgreiche Projekt noch um einen weiteren Hektar erweitert, so der Vereinsvorsitzende. Bis Anfang des kommenden Jahres hat die Büffelherde Zeit, das Areal zu gestalten, anschließend werden die Rinder wieder umgesetzt, eventuell nach Einhausen.
Jeden Tag ist ein Vereinsmitglied vor Ort und kontrolliert, dass es den Tieren gut geht. Wenn nötig, bringen sie ein bisschen Kraftfutter, Äpfel und Karotten mit. Ein besonderes Augenmerk werden die Aktiven des Kreises, der inzwischen auf fast 60 Fördermitglieder angewachsen ist, natürlich auf Wilma und ihre drei Jahre alte Mutter Gina legen. Vater Willi gehört nicht zur Herde, er lebt in Grasellenbach. Mit zwei Jahren gilt ein Wasserbüffel als ausgewachsen.
Mit großem Aufwand, so Kropp, wurde der bevorstehende Umzug der vereinseigenen Herde in den vergangenen Tagen vorbereitet. Auch Helfer des Naturschutzbundes Nabu haben sich beteiligt, um die Zauntrassen anzulegen.
Spendenbox am Zaun
Das Interesse der Bergsträßer an den Büffeln ist groß, weiß Claus Kropp. Der Verein hat deshalb eine Flyer-Box an der Weide angebracht, damit sich jeder über das Projekt informieren kann. Auch eine Spenden-Box gehört dazu. Der Verein kauft von dem Geld Futter. Eigenes Obst oder Gemüse sollten Besucher nicht mitbringen, bitten die Förderer der Großen Pflanzenfresser.
Auf keinen Fall sollte das umzäunte Gelände betreten werden. Das sollte ein Außenstehender auch auf jeder anderen Rinderweide unterlassen, nicht nur wenn Kalb und Mutterkuh präsent sind. Interessierte, die hinter dem Zaun bleiben, sind gern gesehen. Die Tiere „freuen sich über Besuch“, meint Kropp. Wer nicht mit dem Rad kommt: Das Auto kann man am Hüttenfelder Friedhof parken, von dort sind es 300 Meter zu Fuß bis zur Weide.
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