Lorsch. Dass die SPD noch lebt, zeigte sich beim Lorscher Sommerfest am Samstagnachmittag auf der Anlage des Kleintierzuchtvereins, zu dem mehr als 40 jüngere und ältere Mitglieder erschienen waren und auf den Bänken unter der Pergola Platz genommen hatten.
Das Alter war unter anderem daran zu erkennen, dass der SPD-Ortsverein am 6. August 1905 gegründet worden war und heute, fast auf den Tag genau, 120 Jahre alt ist, erklärte der Vorsitzende Marcel Claros. Das zweite Merkmal war der 81. Geburtstag des Ehrenstadtrats Hans Jürgen Sander, dem die Anwesenden gratulierten. Er ist eines der ältesten Mitglieder der Lorscher SPD.
Alter spielte auch eine Rolle bei der Ehrung langjähriger Mitglieder. Sowohl der Unterbezirksvorsitzende Marius Schmidt als auch Marcel Claros lobten das Engagement von Peter Moll, der seit 45 Jahren der SPD angehört sowie Margot Müller und Nadja Hartmann, beide zehn Jahre Mitglied. Die Jubilare erhielten einen Stadtgutschein und eine Ehrenurkunde. „Die wurden von der Bundesvorsitzenden Bärbel Bas unterschrieben“, betonte Marcel Clarus. „Man soll nicht sagen, dass die SPD in Berlin nichts schafft“.
Von einer lebendigen SPD zeugten drei anwesende Frauen: Simone Reiners mit Tochter Flora, zehn Wochen jung, Birgit Schmidt mit ihrer zehn Monate alten Tochter Emilia, Beate Holdschick mit der dreijährigen Tochter Marie und Nadja Hartmann mit der ebenfalls dreijährigen Tochter Marlene.
Aktuell erlebe man polemische Diskussion um den Sozialstaat
In seiner Rede ging Marcel Claros auf die aktuell niedrigen Umfragewerte für die Sozialdemokraten ein, nannte dabei die verpatzte Richterwahl mit Stimmungsmache der Rechten in konservativen Medien. Er verwies auch auf Erfolge, die die SPD der CDU abgerungen habe, etwa das 500-Milliarden-Paket für Investitionen, die Stabilisierung des Rentengesetzes, das Tariftreuegesetz und den Industriebooster zur Stabilisierung der Industrie. Die SPD agiere staatstragend, versuche, die Koalition am Leben zu erhalten. Klar sollte aber sein, dass eine zweite vermasselte Richterwahl das Ende der Koalition sein dürfte. Aktuell erlebe man eine polemische Diskussion um den Sozialstaat. Es sei undemokratisch, den Sozialbeitrag radikal zu kürzen, allein mit Bürgergeld sei eine gesunde und ausgewogene Ernährung für die Menschen nicht möglich. Sozialleistungen müssten reformiert werden, aber bis jetzt gebe es nichts außer viel Lärm. „Eine höhere Besteuerung von Vermögen und höheren Löhnen ist keine Steuererhöhung, sondern eine Anpassung. Schlimm ist, dass sich an Steuerbetrüger keiner ran traut“. Bürger sorgten sich um ihre Zukunft, um einen sicheren Job, eine bezahlbare Miete, eine erfolgreiche Ausbildung ihrer Kinder und die Erhaltung der Rente. Kommunen müssten mehr Geld bekommen, da dort Demokratie gelebt werde. Wegen all dieser Themen werde die SPD dringend gebraucht.
Ähnlich argumentierte auch der Unterbezirksvorsitzende der SPD, Marius Schmidt. Er komme gerne zur Lorscher SPD, dieses Mal auch mit Familie. Die SPD habe Zukunft, sie schreite voran, auch wenn bei ihm bereits die Haare grau würden. Wichtig sei ein erfolgreicher Kommunalwahlkampf im kommenden Jahr, damit Dirk Sander es in den Kreistag schaffe.
Bau der neuen Grundschule gehe auf Entscheidung der SPD zurück
Es gebe zwar auch Kritik an der Kommunalpolitik, erfreulich sei aber der erste Spatenstich für eine neue Lorscher Grundschule, deren Bau auch auf eine zurückliegende Entscheidung der SPD zurückgehe. Kluge Entscheidungen sorgten auch in Zukunft für Erfolge. „Die SPD verbürgt sich für ein soziales Netz, denn wir können uns den Sozialstaat leisten. Hessen ist das zweitreichste Bundesland. 70 Prozent der Milliarden des Bundes müssen den Kommunen zugutekommen, unter anderem für eine bessere Krankenhausreform“, wünschte sich Schmidt. „Demokratie lebt von Demokratie, das ist die Herrschaft des Volkes. Die Gesellschaft muss sozial gerecht gestaltet werden. Deshalb müssen wir alle miteinander ins Gespräch kommen“. Über Gesellschaft und Politik kamen auch die Mitglieder und Freunde der SPD ins Gespräch. Sie freuten sich dabei über Kaffee und Kuchen, Salate und Gegrilltes. Ihm dankte Marcel Claros mit einer Flasche Kräuterschnaps. Sven Sander sang zur Unterhaltung zwei Lieder, unter anderem das Lied „Sweet Caroline, oh, oh, oh“. Den Text verwandelte er allerdings in „Sweet SPD“, der von den Anwesenden im Refrain lautstark mitgesungen wurde.
Für den 26. Oktober lädt die SPD ihre Mitglieder und Freunde zu einem Kulturausflug nach Aschaffenburg ein. Am 12. November ist eine Mitgliederversammlung zur Erstellung einer Liste und des Programms für die Kommunalwahl im nächsten Jahr.
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