Lorsch. Beim Vorschlag, die Königshalle und den Kirchenrest kunterbunt anzumalen, würde Welterbestätten-Leiter Hermann Schefers zurecht vehement protestieren. Am Dienstagabend kam es dennoch dazu. Das Künstler-Ehepaar Pascal und Daniela Kulcsár verwendete dabei jedoch weder Öl- noch Acrylfarbe, sondern lediglich Licht. Der optische Eindruck war also vergänglich.
Im Rahmen der Jubiläumsaktion zum 75. Geburtstag des Landes Hessen und der hessischen Verfassung kam die Kunstaktion zusammen mit einem 1,9 Meter großen „Hessen“-Schriftzug in die Lorscher Innenstadt. Mit Einbruch der Dunkelheit leuchteten die mannshohen Buchstaben strahlend hell auf dem Benediktinerplatz vor der Torhalle auf.
Kurz darauf startete das Künstlerteam zwei lichtstarken Projektoren für seine Lichtshow „Flashlines“. Von der dazwischenliegenden Klosterwiese aus betrachtet wurden die Torhalle und der Kirchenrest zu Leinwänden. Vor dem einsetzenden Regen in der Torhalle geschützt, zeichnete Pascal Kulcsár mit seinen Fingern auf seinem Tablet-Computer bunte Flächen und Linien, die daraufhin in Echtzeit auf das gegenüberliegende Bauwerk projiziert wurden. Eine speziell dafür entwickelte Software macht’s möglich, erläuterte der Künstler. Die Gebäudestrukturen dienen dabei häufig als Richtschnur für die Formen.
Bei der anschließenden Animation des fertigen Bildes wurden dann die Besucher interaktiv einbezogen. Per Smartphone konnten sie sich mit der Software verbinden und in Echtzeit Einfluss auf die visuelle Darstellung nehmen. Beeinflussen ließen sich beispielsweise die Geschwindigkeit der Farbwechsel, die Transparenz oder die Stärke der Linien.
„Bei den meisten Gebäudeprojektionen sind die Besucher passive Zuschauer“, sagt Pascal Kulcsár. Er sieht seine Aktion hingegen eher als ein „spaßiges Event“, bei dem Künstler und Besucher miteinander gestalten. „Das ist Kunst am Puls der Zeit“, sagt er. Besonders spannend empfindet er zudem den Kontrast beim Aufeinandertreffen von historischen Gebäuden und moderner Technik. Rund 30 Sehenswürdigkeiten, Gegenstände, Naturdenkmäler oder Regierungsgebäude werden auf diese Weise noch bis zum 31. Dezember in den Abendstunden bunt „angemalt“.
„Hessen ist ein fröhliches, ein buntes Land, das zeigt auch das Projekt ,Flashlines‘“, sagte die am Dienstag nach Lorsch angereiste Staatssekretärin Ayse Asar (Bündnis 90/Die Grünen). Nach Einschätzung von Bürgermeister Christian Schönung wurde und wird „Hessen immer weiter entwickelt, ähnlich wie das Welterbeareal Kloster Lorsch.“ Der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete und ehemalige Rektor der örtlichen Werner-von-Siemens-Schule, Philipp-Otto Vock, der Landrat Christian Engelhardt bei dem Termin vertrat, erinnerte an die „enorme Entwicklung der Stadt Lorsch seit Beginn der 1990er Jahre“. Damals erhielt das Kloster den Welterbestatus und im Jahr 1991 wurde in Lorsch der Hessentag gefeiert.
Kirsten Worms, Direktorin der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, bedankte sich beim Land für die Aktion, mit der auch die Jubiläen 75 Jahre Schlösserverwaltung und 30 Jahre Welterbe-Status für das Kloster Lorsch flankiert werden.
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