St. Nazarius

Lorscher Katholiken erinnern an Papst Benedikt

In Lorsch hat der deutsche Papst zwar nicht gewirkt und auch von einem Besuch der Klosterstadt ist nichts bekannt, Pfarrer Michael Bartmann hat aber nicht lange gezögert, ob er für Benedikt ein Requiem ausrichten soll.

Von 
Nina Schmelzing
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Der Lorscher Pfarrer Michael Bartmann hat den späteren Papst als Kardinal Ratzinger persönlich kennengelernt. © Funck

Lorsch. Die Weihnachtsfeiertage, an denen die meisten Christen einen Gottesdienst besuchen, sind vorbei. Anlässe, in die Kirche zu gehen, gibt es aber auch im Januar nicht wenige, zumindest in der Pfarrgemeinde St. Nazarius ist das so. Der Kalender der Lorscher Katholiken sieht allein in dieser Woche von der feierlichen Aussendung der Sternsinger am kommenden Freitag (6.) bis zum großen Konzert mit dem beliebten Nachweihnachtlichen Singen am kommenden Sonntag (8.) mehrere Termine vor. Nun ist – ungeplant – noch ein weiterer Termin hinzugekommen: Am Donnerstag (5.) wird es ein Requiem geben.

Erinnert wird mit der Totenmesse an den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. Ein zentrales nationales Requiem im eigenen Land für den aus Bayern stammenden früheren Papst gibt es nicht. Jeder Pfarrgemeinde ist es selbst überlassen, ob sie eine solche Würdigung gestalten möchte. Im Liebfrauendom in München zum Beispiel wird ein Requiem unter Leitung von Erzbischof Kardinal Reinhard Marx gefeiert, schließlich war der spätere Papst Joseph Ratzinger auch einige Jahre Erzbischof von München und Freising.

In Lorsch hat der deutsche Papst zwar nicht gewirkt und auch von einem Besuch der Klosterstadt ist nichts bekannt, der Lorscher Pfarrer Michael Bartmann hat aber trotzdem nicht lange überlegen müssen, ob er für Benedikt ein Requiem ausrichten soll. Er hat sich umgehend dafür entschieden.

Gerade erst zurück aus Rom

Michael Bartmann ist gerade erst am Neujahrstag aus Rom zurückgekehrt. Die Zeit zwischen den Jahren verbringt der Lorscher Seelsorger oft in der „Ewigen Stadt“, in der er sich gut auskennt und die er als eine Art „zweite Heimat“ für sich bezeichnet. Diesmal hat er bei dem Aufenthalt gemeinsam mit vielen Katholiken auch für den schwerkranken Papst gebetet. Jeden Abend traf er sich dazu mit Freunden auf dem Petersplatz.

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Auch am Todestag – Joseph Ratzinger starb an Silvester – habe er sich daher in unmittelbarer Nähe zum früheren Papst befunden, berichtet Bartmann auf Nachfrage. Papst Benedikt behalte er als „großartigen Papst“ und ebensolchen Menschen in Erinnerung, so der Lorscher Pfarrer, den auch das immense theologische Wissen des Verstorbenen beeindruckt hat.

Als Kardinal kennengelernt

Michael Bartmann ist Joseph Ratzinger nicht nur einmal persönlich begegnet. Zwar nicht in der Zeit, als der Bayer schon Papst geworden war, aber zuvor, als Ratzinger Kardinal war, hat er ihn erlebt, zum Beispiel am deutschen Friedhof in Rom und im Kreis von weiteren Kardinälen. Von vielen Katholiken in der italienischen Hauptstadt sei Benedikt als „Benedetto Magnus“ verehrt worden. Dass dem nach 500 Jahren ersten deutschen Papst besonders in seinem Heimatland auch viel harte Kritik entgegengebracht wurde, sei in der internationalen Gemeinschaft der Gläubigen durchaus auch auf Kopfschütteln und Verwunderung gestoßen.

Hochgeschätzt seien nicht zuletzt die Schriften des Papstes Benedikt. Ihm gelangen theologische Standardwerke, vielfach übersetzt und immer wieder in neuer Auflage erschienen. Wenn ein theologisches Buch heutzutage eine Auflage von 250 000 Exemplaren erreiche, nötigt das nicht allein Bartmann Respekt ab. Michael Bartmann bezeichnet Ratzinger, den er als bescheidenen Menschen erlebt hat, als einen der „klügsten Menschen des 20. Jahrhunderts“.

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dpa
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Im Gottesdienst an Neujahr haben die Katholiken von St. Nazarius bereits kurz an den verstorbenen Papst emeritus erinnert. Es gab außerdem zuvor an Silvester mittags das Trauergeläut in der Kirche, das vom Bistum für 12 Uhr für alle Gemeinden angeordnet worden war. Das Requiem am morgigen Donnerstag wird einen festlichen Charakter haben.

Pfarrer Michael Bartmann wird den Gottesdienst gestalten, der um 19 Uhr in der Kirche beginnt. Musikalisch bereichert wird die Messe unter anderem mit Gesang von Monika Volk. Auch einige weihnachtliche Weisen werden dazugehören. Jeder interessierte Gläubige ist eingeladen, den Gottesdienst mitzufeiern. Von ähnlichen Messen in der direkten Umgebung ist in Lorsch bislang nichts bekannt. Die Katholiken in Bensheim wollen im Rahmen ihres regelmäßigen Gedenkens an Verstorbene am Donnerstag um 18 Uhr in St. Laurentius aber ebenfalls den Namen des Papstes nennen, heißt es auf Nachfrage.

Nicht vor Ort, aber live dabei

Wenn das Requiem abends in Lorsch beginnt, wird Papst Benedikt bereits beigesetzt sein. An der Totenmesse in Rom, geleitet von Papst Franziskus, wollen auch viele Gäste aus Deutschland teilnehmen. Bundespräsident Steinmeier hat sich ebenso wie zum Beispiel Bayerns Ministerpräsident Markus Söder angekündigt. Michael Bartmann wird nicht vor Ort sein, er wird aber den Fernseher einschalten. Mehrere Sender übertragen die Trauerfeier morgen live. „Das gucke ich mir an“, sagt Bartmann. Für diese Zeit habe er sich freigenommen, sagt der Lorscher Pfarrer.

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