Lorsch. In der Hochzeit der Corona-Pandemie war die Innenstadt in nie gekannter Form verwaist. Die Läden, die Kulturstätten und die Gastronomie mussten geschlossen bleiben oder waren nur sehr eingeschränkt zu nutzen. Das Lorscher Zentrum war an manchen Tagen gespenstisch menschenleer. „Schlimmer geht’s nimmer“, dachten damals nicht wenige Menschen. Inzwischen, seitdem neue Krisen hinzugekommen sind, ist sich mancher da aber nicht mehr so sicher.
Was kann man tun, um die Innenstadt, das Herz von Lorsch, weiterhin und auf Dauer lebendig zu halten und um Leerstände möglichst zu verhindern? Die Lorscher Stadtverordnetenversammlung will einem nicht auszuschließenden Attraktivitätsverlust des Zentrums in Krisenzeiten jedenfalls nicht schulterzuckend zusehen, sondern handeln und Unterstützung anbieten. Sie hat jetzt – einstimmig – eine Initiative namens „Offensive Innenstadt“ beschlossen.
Eingebracht wurde der Antrag dazu von den Fraktionen CDU und Grünen gemeinsam. Er sieht vor, Haushaltsmittel aus dem Konto der Kommunalen Corona-Hilfen für ein Anreizprogramm zur Verfügung zu stellen. Insgesamt 20 000 Euro sollen es sein, die Einzelhändlern helfen können. Die Erweiterung bestehender Betriebe, die Vorbeugung von Leerständen sowie Konzepte für Zwischen-Nutzungen von Geschäften oder auch die Anwerbung von neuen Einzelhändlern sollen damit bezuschusst werden können.
Handel steht unter großem Druck
„Die Folgen der Corona-Pandemie sowie die allgemeine wirtschaftliche Situation stellen den stationären Einzelhandel weiterhin vor große Herausforderungen“, machten die Antragsteller klar. Es lasse sich zum Beispiel nicht abschätzen, wie sich die Lage der allgemeinen Kaufkraft entwickeln werde. Unstrittig sei, dass der Handel im innerstädtischen Bereich „unter großem Druck“ stehe – auch in Lorsch. Unabhängig davon, ob die Fallzahlen steigen oder sinken, sei zu befürchten, dass die „kommende Zeit für Einzelhändler wohl noch schwieriger wird“, meinte Ferdinand Koob (CDU). Die Summe von 20 000 Euro könne manchem als „sehr hoch“ erscheinen. Es sei aber „kein einfaches Unterfangen“, die Herausforderung zu bewerkstelligen. Das Geld – maximal 10 000 Euro pro Vorhaben – sei „nur ein kleiner Baustein“, der aber einen wesentlichen Beitrag liefern könnte.
„Passgenaue“ Lösungen bei einem drohenden Leerstand, könnten diesen möglicherweise verhindern helfen. Auch Pop-Up-Stores nannte er als eine Überlegung. Besser als ein unschöner langer Leerstand ist es allemal, wenn Ladenfläche auf diese Weise kurzfristig und übergangsweise, etwa von Kreativen genutzt wird.
Mit der Umsetzung der Maßnahmen im Rahmen der „Offensive Innenstadt“ wird, so haben es die Stadtverordneten beschlossen, die Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) beauftragt. Die EGL sei in der Stadtentwicklung „stark aufgestellt“, so Koob. Sie sollte bei der jetzigen Aufgabe „möglichst freie Hand haben“, plädierte er.
Auch Matthias Schimpf (Grüne) warnte, dass Kommunen von der Größe Lorschs wegen der Corona-Folgen und der allgemeinen Preiserhöhungen unter besonderem Druck ständen. Neben den Fachgeschäften solle auch das geplante Ärztehaus auf dem ehemaligen Feuerwehrgelände Frequenz ins Zentrum bringen, erinnerte er. Alle Initiativen aber „bringen nichts, wenn die Kundschaft fehlt“.
Keine Konkurrenz zu anderer Hilfe
Die „Offensive Innenstadt“ solle keine Konkurrenz zu bestehenden Förderprogrammen von Bund und Land sein, unterstrich Schimpf. Erneut wies der Grünen-Chef darauf hin, wie weitsichtig es gewesen sei, das Kommunale Corona-Hilfskonto einzurichten. Die Lorscher Stadtverordneten hatten 2020 beschlossen, ein solches Konto anzulegen, auf dem im Haushalt eingestellte, aber wegen Corona nicht benötigte Mittel versammelt wurden – Geld für abgesagte Stadtfeste etwa. Mit den Mitteln sollten dann Kultur, Wirtschaft und Vereine in Lorsch gefördert werden, und das gelang.
„Wir haben Vorsorge getroffen“ und „wir haben Wort gehalten“, erklärte Schimpf mit Blick auf die bisher unterstützten Lorscher Verwendungen und auf andere Städte, die mehr zu ringen hätten.
SPD: Samstagsmittags ist es tot
Er sei „gespannt“ auf die Konzepte, sagte Dirk Sander (SPD). Auch in seiner Fraktion sei das Thema präsent. Die Innenstadt brauche Frequenz, betonte auch Sander. „Samstagsmittags ist die Stadt tot“, urteilte der SPD-Fraktionsvorsitzende. Freitags dagegen, wenn auf dem Benediktinerplatz der Wochenmarkt läuft, sei das Zentrum belebt. Auch Marketing-Aktionen seien deshalb wichtig.
Der Einzelhandel in kleinen und mittleren Kommunen stehe seit Jahren „unter Druck“, meinte auch Christian Walter (PWL). Lorsch habe unter anderem mit der EGL und einem cleveren Management die Probleme im Rahmen gehalten. Andernorts laufe es nicht überall so gut. Es sei richtig, schon im Vorfeld gezielt zu schauen, wie Unterstützung aussehen könnte. Man könnte in Einzelfällen vielleicht auch über das Teilen von Geschäften beraten, regte Walter an. Das Geld für die „Offensive Innenstadt“ zugunsten des Standorts Lorsch sei gut investiert. Walter erinnerte aber auch: „Auch unsere Mittel sind begrenzt.“
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