Freilichtlabor

Vielfältiges Programm in Lauresham lockt nach Lorsch

Am Sonntag (5.) findet der „Tag der Experimentellen Archäologie“ im Freilichtlabor statt. Dafür sind Vorführungen und Vorträge geplant.

Von 
Nina Schmelzing
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Lauresham vermittelt jedem Besucher einen Eindruck vom Mittelalter. Zugleich hat es sich zu einem international vernetzten Forschungsort entwickelt. © SVG

Lorsch. In Lauresham sind Besucher am Sonntag (5.) zum Tag der Experimentellen Archäologie eingeladen. Im Freilichtlabor stellen Lauresham-Leiter Claus Kropp und sein Team Themen des Frühen Mittelalters zum Zuschauen und Mitmachen vor und bieten mit Vorträgen ein öffentliches Forum für die Wissenschaft. Man kann Forschern über die Schultern schauen und erhält einen Einblick in die Lauresham-Arbeit und die der Kooperationspartner. Eingeladen sind alle Interessierten, Familien wie Fachpublikum.

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Der Besuch ist kostenfrei, für das leibliche Wohl wird gesorgt. Auf dem 1:1-Modell eines karolingischen Zentralhofes des 8./9. Jahrhunderts mit Häusern, landwirtschaftlichen Flächen und Nutztieren gibt es von 10 bis 17 Uhr Vorführungen, Vorträge und Experimente. Sie vermitteln einen Eindruck von der Vielzahl der Projekte, die Lauresham betreibt und wissenschaftlich auswertet.

Lauresham ist in internationale Netzwerke eingebunden

Dazu zählt die Erforschung des frühmittelalterlichen Ackerbaus ebenso wie die Eisenverhüttung oder die Untersuchung des Raumklimas jener Zeit. Viele Unternehmungen tragen Naturschutz- und Nachhaltigkeits-Siegel, behandeln Themen, die auch für Gegenwart und Zukunft Relevanz haben können: So kooperiert Lauresham mit Partnern etwa bei „A Year On The Field“, das Bedingungen nachhaltiger Lebensmittel- und Textilproduktion untersucht. Bei „WIR in Lorsch“ geht es um Revitalisierung lokaler Wertschöpfungsketten in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion.

Es gibt Vorträge, auch in englischer Sprache von Fachleuten aus dem Ausland. Lauresham, mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, arbeitet mit Institutionen weltweit zusammen, ist in internationale Netzwerke eingebunden. Ein Beispiel ist die Internationale Vereinigung Agrarhistorischer Museen, deren Generalsekretärin Debra Reid aus den USA anreist, um die Lecture for Experimental Archaeology zu halten.

Freilichtlabor bietet Einblicke in Transportmöglichkeiten und Verkehrswege des Mittelalters

Mit Vorträgen und Infoständen stellen sich Mitglieder eines neu gegründeten Arbeitskreises Experimentelle Archäologie und Archäotechnik vor, etwa das Römerkastell Saalburg und die Keltenwelt am Glauberg. Unter dem Titel „Experimentelle Archäologie und Archäotechnik erleben“ ist eine Fotoschau zu sehen, in der weltweite Beispiele die Arbeitsweise dieser Teilwissenschaft der Archäologie zeigen. Die Ausstellung läuft bis 15. September.

Informieren kann man sich über zahlreiche Projekte und Fragestellungen: Wie wurden vor 1200 Jahren Ackerflächen bewirtschaftet? Was kann von alten Bewirtschaftungsweisen für die Zukunft gelernt werden? Wie effektiv konnten Menschen einst ihre Häuser heizen? Um Einblicke in Transportmöglichkeiten und Verkehrswege des Mittelalters zu erhalten, rekonstruiert das Freilichtlabor seit Jahren Teilabschnitte mehrerer Straßen und Wege als auch einen einachsigen Wagen und kooperiert zudem mit der TU Darmstadt, was Wasserwege und die Rekonstruktion eines mittelalterlichen Einbaums betrifft.

Wie wurden im Frühmittalter Güter gelagert? Dies wird im Grubenhausprojekt seit 2018 untersucht. Was weiß man über die Wildnis vor 1200 Jahren? Das Auerrindprojekt erforscht den im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen, stellt sich mit Exponaten vor. In Lauresham werden Eisenverhüttungsexperimente durchgeführt. Experten entfachen ein Rennfeuer, das gewonnene Eisen wird verarbeitet.

Projekte um Schuppenpanzer und Kartoffelanbau

Furche um Furche – frühgeschichtlichen Pflügen ist Lauresham mit Rekonstruktionen alter Pflüge auf der Spur und arbeitet nun in Kooperation mit Römerkastell Saalburg sowie Keltenwelt Glauberg auch an römischen und eisenzeitlichen Rekonstruktionen. An der Laureshamschmiede werden am Sonntag Pflugschare geschmiedet, verschiedene Stufen der Rekonstruktion gezeigt, auf dem Acker erprobt.

Seit vielen Jahren versucht Lauresham mit Partnern, die komplette Ausrüstung eines frühmittelalterlichen Panzerreiters zu rekonstruieren. In 2024 dreht sich das Projekt um den Schuppenpanzer und die Durchschlagskraft von Pfeilen. Auf vier Kontinenten wird derzeit in einem Kooperationsprojekt der Kartoffelanbau dokumentiert, Wissen ausgetauscht, über nachhaltige Lebensmittel informiert. Zuvor standen Flachs und Weizen im Fokus.

Lauresham verfügt über mehrere Eichenkastenbrunnen, wovon einer im Rahmen eines Jahresprojektes im Freiwilligen Ökologischen Jahr mit einer verkleinerten Brunnenstube abgetieft werden soll. Am Sonntag wird die Brunnenstube fertiggestellt.

Infos zu Zugtieren und zu nützlichen Insekten in Lauresham

Seit 2021 betreibt das Freilichtlabor mit Partnern einen Lehr- und Versuchsacker für Zugtiere beziehungsweise tierische Anspannung im 21. Jahrhundert mit dem Ziel, zu zeigen, wieso diese Art der Landwirtschaft auch heute wichtig sein kann.

Auch das frühmittelalterliche Textilhandwerk wird in Lauresham gepflegt und erforscht. Funde unter anderem aus Tilleda in Sachsen-Anhalt geben Einblick in die Arbeit mit Textilien und bildeten die Grundlage für das Lauresham-Webhaus.

Viele Fachvorträge werden angeboten: Um 11 Uhr beginnt Debra Reid mit „Reflecting on 50 Years of Objects in Use: What’s Next“, um 12 Uhr spricht Entomologe Andreas Schmidt über Bodenfallen-Untersuchungen zur Erfassung von Käfern auf den Äckern von Lauresham.

Um 13 Uhr referiert Anne Loreth vom Institut für Kulturpflanzenforschung über die Optimierung der Nützlingsförderung zur Stärkung des biologischen Pflanzenschutzes über Ergebnisse aus Lauresham. Um 14 Uhr informiert Rüdiger Schwarz vom Römerkastell Saalburg über römisches Holzhandwerk, um 15 Uhr stellen Axel Posluschni und Thomas Lessig-Weller von der Keltenwelt Glauberg ein Objekt aus einem Kriegergrab der Hallstattzeit vor.

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