Offene Kirche

Langer Applaus für die großen Hits von Cat Stevens

Musiker begeisterten mit ihrem „Remember“-Programm / Lob für die besondere Atmosphäre

Von 
Nina Schmelzing
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Sehr gut besucht war die Lorscher Kirche am Montagabend, als Musik von Cat Stevens präsentiert wurde. © Neu

Lorsch. Cat Stevens zieht an. Obwohl der weltbekannte Sänger und Songwriter Ende der 1970er Jahre seine Karriere abrupt beendete, zum Islam konvertierte und mit westlicher Musik nichts mehr zu tun haben wollte, kennt auch heute noch fast jeder seine poetischen Lieder und kann sie mitsingen. Als Adrian Schwartz, Elmar Schork und Peter Lotz jetzt mit ihrem Programm „Remember Cat Stevens“ in St. Nazarius gastierten, war das katholische Gotteshaus beinahe so gut besucht wie zu Weihnachten.

Erstmals trat das Trio am Montagabend in der beliebten Lorscher Reihe „Offene Kirche“ auf und begeisterte und verzauberte mit den verträumten Songs des jungen Cat Stevens. Das Publikum ließ die Musiker am Programmschluss erst nach zwei Zugaben gehen.

Mit „The Wind“ eröffneten die drei Gitarristen passend mit einem leicht religiös angehauchten Werk. Stevens philosophiert über seinen Lebensweg, Gott, einen Teufelssee. Von den Zuhörern in der Kirche, die durch hunderte brennende Kerzen in ein besonderes Licht getaucht war, gab es sofort Applaus. Es folgte der von Stevens geschriebene Titel „First Cut Is The Deepest“, der dem britischen Sänger einen seiner ersten großen Hits bescherte und mit dem auch andere Künstler Erfolge feierten. Um zerbrochene Liebe geht es auch bei „Lady d’Arbanville“. In dem Lied versucht Stevens den Laufpass zu verarbeiten, den ihm die junge Schauspielerin Patti d’Arbanville gegeben hatte. Als die 16-Jährige ihn verließ, habe er sie musikalisch ins Grab gelegt und doch die Hoffnung nicht aufgegeben, es könnte alles wieder gut werden, erläuterte Lotz.

„Sie müssen das nicht glauben“, ergänzte der Sänger und Bassist, der auch die Moderation übernahm, als er die „esoterischen Neigungen“ des Künstlers erwähnte und im Anschluss „Longer Boats“ erklang. Überirdische Lebewesen spielen darin eine Rolle. Im Alter von nicht einmal 20 Jahren hat Stevens erste Hits in den Top-Ten. Mit 22 gelingt ihm – zunächst zurückgeworfen allerdings durch einen längeren Klinikaufenthalt wegen einer Tuberkulose-Erkrankung – endgültig der Durchbruch. Er erobert die Welt mit sanften Pop- und Folkliedern, die von Liebe und Frieden erzählen und vom Staunen über die Schöpfung.

Der Song „Morning Has Broken“ stammt zwar nicht von Cat Stevens, erst er hat die ursprünglich gälische Hymne aber berühmt gemacht. „Sie dürfen mitsingen“, ermunterte Lotz das Lorscher Publikum und viele ließen sich das nicht zweimal sagen. So textsicher wie am Montagabend wird in Kirchen heutzutage nur noch selten im großen Kreis gesungen. Das sehr populär gewordene Lied haben anschließend mehrere Künstler ins Repertoire aufgenommen, es hat sogar Eingang ins Evangelische Gesangbuch gefunden.

„Wir spielen nicht jeden Tag in einer so wunderbaren Umgebung“, bedankte sich Lotz für die stimmliche Unterstützung des Publikums und lobte die besondere Atmosphäre in St. Nazarius. Das Team der „Offenen Kirche“ hatte unter anderem für die ansprechenden LED-Lichtinstallationen und die Kerzen gesorgt.

Ob „Wild World“ oder „Moonshadow“ oder das als ein früher Öko-Song geltende „Where Do The Children Play?“ – der Bergsträßer Peter Lotz und seine Kollegen spielten zahlreiche der großen Hits. Mit eingeschalteten Smartphones wiegten sich viele Zuhörer zu den Melodien. Auch die fröhliche Filmmusik zu „Harold and Maude“ mit so ermutigenden und freiheitsliebenden Texten wie „If You Want To Sing Out, Sing Out“, fehlte nicht.

Wer der Welt solche berührenden und starken Lieder schenkt, wie kann der in den späten 1980er Jahren den Tötungsaufruf eines Ajatollah Chomeini gegen den Schriftsteller Salman Rushdie verteidigen? Peter Lotz erinnerte an die Fatwa des Iraners gegen den Autor der „Satanischen Verse. Er sei falsch verstanden worden, hieß es von Seiten des Musikers, der – nach einem Einreiseverbot in die USA – auf sein Engagement für Frieden verwies. Eine überzeugendere direkte Distanzierung aus dem Mund des Weltstars, der sich kurz vor seinem 30. Lebensjahr in Yusuf Islam umbenannte, findet man verstörenderweise aber nicht.

Zurück zur Bühne

Seit Mitte der 2000er Jahre tritt er doch wieder auf, als Yusuf alias Cat Stevens. Ein Stück aus der jüngeren Zeit, „Roadsinger“, präsentierte das Trio in St. Nazarius. Das weckte aber längst nicht so viel Zustimmung wie zum Beispiel „Peace Train“, das Stevens 1971 schrieb und vom Lorscher Publikum laut mitgesungen und mit rhythmischen Klatschen begleitet wurde. Mit Beifall im Stehen wurde „Remember Cat Stevens“ verabschiedet von einem Publikum, das beseelt nach Hause ging.

Pfarrer Michael Bartmann hatte die Zuhörer in der Kirche begrüßt. Die Ehrenamtlichen, die seit 20 Jahren die „Offene Kirche“ veranstalten, zeigten sich erfreut über die sehr gute Resonanz. Das Konzert konnte gratis besucht werden, Spenden waren erwünscht. Das ist auch beim nächsten Abend so: am 4. November gastiert Dieter Kordes.

Redaktion

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