Lorsch. Die katholische Kirche kennt rund 6.500 Heilige. Viele lebten vor Hunderten von Jahren, ihre Namen sind aber bis heute jedem geläufig: Sankt Martin zum Beispiel oder Sankt Nikolaus. Auch die Heiligen Hildegard von Bingen und Mutter Teresa, zwei Frauen, die jeweils bis weit ins Seniorenalter wirkten, sind durch ihr Lebenswerk bis heute berühmt. Nun soll ein neuer Heiliger dazukommen. Einer, der nie Kutte oder Gewänder wie anno dazumal trug, sondern Jeans – und der sehr früh sein Leben verlor.
Frommer Teenager wird als „Influencer Gottes“ verehrt
Denn es handelt sich um einen Jugendlichen, und zwar um einen Millennial, also einen Vertreter der Generation, die ab 1980 geboren wurde. Carlo Acutis heißt er. Der Teenager, 1991 als Sohn eines Investmentbankers in London geboren, in Mailand aufgewachsen und 2006 im italienischen Monza gestorben, wird als ein moderner Heiliger verehrt werden. Weil er, wie für seine Generation üblich, von Kindheit an mit dem Internet vertraut war und den Computer aber vor allem zur Verbreitung seines Glaubens nutzte, wird Acutis gern als „Cyber-Apostel“ tituliert oder als „Influencer Gottes“ bezeichnet und als „Schutzheiliger des Internets“.
Die Kirche will ihn am kommenden Sonntag (7.) heiligsprechen. In Rom wird Papst Leo das übernehmen, Acutis gehört zu den ersten Menschen, die er heiligspricht. Die Vorbereitungen dazu, die Seligsprechung, hatte noch sein Vorgänger Papst Franziskus vorgenommen, kurz vor dem ursprünglichen Termin der Heiligsprechung im Frühjahr starb er aber.
Auch in Lorsch soll die Heiligsprechung ein Thema sein. Im Gottesdienst am Sonntag (7.) will Pfarrer Michael Bartmann in St. Nazarius um 11 Uhr – unmittelbar nach den Feierlichkeiten in Rom – dazu predigen. Den Gottesdienst wird der Lorscher Pfarrer gemeinsam mit seinem Kollegen Pfarrer Ludwig Siemes gestalten.
Ein Bild des neuen Heiligen wird dazu in der Kirche aufgestellt sein und Pfarrer Bartmann hat von seinem jüngsten Rom-Besuch auch Andachtsbilder mit dem Porträt des Italieners für die Bergsträßer Katholiken mit nach Lorsch gebracht. An Jugendliche der Pfarrei Heilige Edith Stein Lorsch-Einhausen, die Firmlinge insbesondere, wurden E-Mails mit einer Einladung zu dem besonderen Gottesdienst verschickt.
Natürlich gibt es auch Kritik an Heiligsprechungen. Sie bleibt auch im Fall von Carlo Acutis nicht aus. Mancher bemängelt, dass die Erhebung zum Heiligen viel zu früh erfolge. Während bei vielen anderen Personen viele Jahrzehnte gewartet wurde, ist der Tod von Acutis noch keine 20 Jahre her. In der kurzen Zeit bis zu seinem Tod im Alter von 15 Jahren durch Blutkrebs beschäftigte sich Acutis intensiv mit seiner Religion, besuchte täglich eine Kirche und feierte Eucharistie. Er soll sich um Obdachlose gekümmert haben und zwei Krankenheilungen wurden von der Kirche als Wunder durch seine Fürsprache anerkannt.
Acutis konnte sich aber auch mit der Playstation vergnügen, wie fast alle Gleichaltrigen. Er beweise, dass tiefer Glaube nicht altmodisch ist und sich mit modernen Technologien selbstverständlich vereinen lasse, argumentieren die Fürsprecher unter anderem. Sie freuen sich darüber, dass mit Carlo Acutis am Sonntag nun eine Art junger Alltagsheld mit einem sehr guten Draht zur heutigen Jugend heiliggesprochen wird.
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