Ökoprojekt

In Lorsch gibt's jetzt sieben Bienenfutter-Automaten

Von 
Nina Schmelzing
Lesedauer: 
Vor dem Kindergarten St. Nazarius wurde gestern der erste von insgesamt sieben Bienenfutter-Automaten in Lorsch eingeweiht. © Neu

Lorsch. Die Stadt Lorsch hat eine Reihe von Kaugummi-Automaten angeschafft. Gestern wurde der erste in der Stadtmitte feierlich eingeweiht. Aufgestellt wurde er direkt vor dem Kindergarten St. Nazarius – und Kitaleiter Manuel Jänsch und sein Team haben offiziell die Patenschaft für das besondere Modell übernommen. Jetzt wird gehofft, dass der Automat für viel Aufmerksamkeit sorgen wird und viele Lorscher dort Geld einwerfen.

Mit dem nostalgisch aussehenden Automaten werden Kinder schließlich nicht zum Kaugummi-Kauf animiert. Wer in die auffallend knallgelben Kästen ein 50-Cent-Stück einwirft und dann den Schaltergriff fest umdreht, der erhält zwar eine der typischen Kunststoffkapseln. Darin enthalten ist aber keine Süßigkeit, sondern Blumensamen. Die ehemaligen Kaugummi-Automaten wurden nämlich zu Bienenfutter-Automaten umgestaltet.

Die Bienenretter-Aktion gehört zu dem Paket an Initiativen, mit denen Lorscher angeregt werden sollen, ihre Stadt grüner zu machen und Schottergärten daheim zurückzuverwandeln in ökologisch wertvollere Areale. Filme, unter anderem mit der Kita Villa Kunterbunt, wurden bereits gedreht, erinnert Monika Schumacher, Mitarbeiterin des städtischen Bauamts. Weitere Kurse mit Gärtnermeistern als Referenten, angeboten in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule, laufen und die Teilnahme ist für Lorscher kostenlos. Eine Aktion mit der Wingertsbergschule soll in Kürze folgen.

Bienenfest und Bienentag

Um die wichtige Funktion von Bienen weiß man in Lorsch sowieso schon lange. Bürgermeister Christian Schönung erinnerte in seiner Ansprache gestern an den berühmten Lorscher Bienensegen, den Segensspruch aus dem zehnten Jahrhundert, und an das Bienenfest, das vor wenigen Tagen zusammen mit dem Frühlingsmarkt gefeiert wurde. Der Weltbienentag – der 20. Mai – bot nun das ideale Datum, um die Bienenfutter-Automaten aufzustellen.

Die Bienenfutter-Automaten, erfunden vom Dortmunder Sebastian Everding, unterstützt vom Frankfurter Institut für nachhaltige Entwicklung, und mittlerweile in vielen Kommunen bundesweit zu sehen, verstehen sich als eine pädagogisch wertvolle Aktion. Damit es auch Ungeübten gelingt, eine Blühfläche anzulegen, ist eine Aussaat-Anleitung beigegeben und auf die häufigsten Fehler – zum Beispiel: das Gießen zu vergessen – wird hingewiesen.

Insgesamt hat Lorsch sieben Automaten geordert und sieben Kindergärten übernehmen die jeweilige Patenschaft. Neben der Kita St. Nazarius haben die Kita St. Benedikt, der Naturkindergarten, die Villa Kunterbunt, die Wiesenkinder, der evangelische Kindergarten und der Kindergarten Viehweide diese Aufgabe übernommen. Entsprechende Urkunden wurden überreicht.

Nutzen sollen die Automaten aber nicht nur die Eltern der Kitakinder, sondern alle Interessierten mit Garten oder Balkon. Welche Pflanzen genau erblühen werden, wenn man mit der Pflege alles richtig macht, wusste gestern zwar niemand zu sagen. Versichert wurde aber, dass es sich bei den beiden verschiedenen Blühmischungen, die zur Auswahl stehen – für einjährige und mehrjährige Pflanzen –, um regionale Saaten handelt. Man kann sich also überraschen lassen.

Kunststoff-Kapseln in die Box

Auf Ökologie wird bei dem Projekt Wert gelegt. So sind die Kaugummi-Automaten nicht fabrikneu produziert, sondern gebrauchte Originalteile wurden gereinigt, aufgefrischt und neu zusammengesetzt. Upcycling nennt man das, wenn man Ausgedientes kreativ und ressourcenschonend für neue Zwecke nutzt. Die Kaugummi-Kapseln sollen ebenfalls wiederverwendet werden. Neben den Automaten hängt deshalb eine Box für die Rückgabe.

Erfreulich für Lorsch ist es, dass es für die Automaten Geld gab. Eine Förderung von 5000 Euro erhielt die Stadt, weil sie mit dem geplanten Projekt bei der Umweltlotterie Hessen gelistet war und ein Gewinner aus dem Kreis Bergstraße sich dann dafür einsetzte, dass Lorsch den Zuschlag bekommt. Insgesamt konkurrierten im Wettbewerb über 20 Bergsträßer Projekte darum. Das Bienenprojekt konnte nun nahezu kostenneutral realisiert werden.

Die Bedienung ist kinderleicht. Die Kita-Kinder führten das vor. Dennoch ist an den Automaten ein Warnhinweis angebracht: „Nicht für Kinder unter 14 Jahren geeignet.“ Grund ist, dass Saatgut weder Spielzeug ist noch zum Verzehr geeignet, die Nutzung wegen eventueller Verwechslungsgefahr unter Aufsicht von Erwachsenen erfolgen soll. Wenn ein Automat leer sein sollte, kann man das im Stadthaus melden. Mit zweimal 200 Kapseln je Automaten gehen sie an den Start.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Redaktion

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger