Lorsch. Am 12. September blickt die deutsche Kleinkunst-Szene nach Lorsch: zum neunten Mal wird im Theater Sapperlot der „Lorscher Abt“ vergeben. Eine helle Bühne für Kabarett-Talente, Comedians und Musiker, die es ins Finale geschafft haben. Vier Künstler sind nominiert. Die Auswahl repräsentiert die komplette Spannweite der Unterhaltungsbranche. Eine Jury wählt den Sieger, die Zuschauer entscheiden über den Publikumspreis.
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Die Finalisten 2023 sind die Kabarettistin Mia Pittroff, der Liedermacher Sven Garrecht sowie der Comedian Michael Steinke und das Varieté-Duo Strange-Comedy. Als Newcomer des Jahres wurde Linus Faber (Moderne Zauberkunst) ausgewählt.
Das musikalische Rahmenprogramm der Gala gestaltet der Heidelberger Pianist und Entertainer Harald Krüger. Moderiert wird der Abend vom Klavierkabarettisten Daniel Helfrich, der auch die monatliche Reihe Kultursalon koordiniert und präsentiert: eine Plattform für Künstler aller Couleur. Aus der letzten Staffel wurden die Kandidaten für das Finale selektiert. Eine anspruchsvolle Aufgabe angesichts der immensen künstlerischen Wucht und Vielfalt des Live-Formats, das im März seine 100. Ausgabe feierte.
Aus über 30 Künstlern und Ensembles der vergangenen Salon-Saison hat das Sapperlot in einem langen und konzentrierten Auswahlprozess die vier Finalisten für 2023 herausgefiltert, die sich am 12. September Jury und Publikum präsentieren werden.
Das Team um Theaterchef Hans-Peter Frohnmaier will mit der Veranstaltung nicht nur den mittlerweile bekannten deutschen Kleinkunstpreis an einen besonderen Künstler (oder an ein Duo) überreichen, sondern auch ein Ausrufezeichen für die kulturelle Strahlkraft in der Region setzen. Bis zuletzt bleibt es spannend, wer die kunstvolle Trophäe aus der Werkstatt des Lorscher Metallbildhauers Jürgen Heinz in Händen halten wird. Die Finalisten haben ihr Kommen bereits zugesagt, und auch die Jury hat sich formiert.
In diesem Jahr besteht das entscheidende Gremium aus Christian Maatje (Hessischer Rundfunk), dem Kabarettisten Frederic Hormuth (Heppenheim), dem Hemsbacher Bürgermeister Jürgen Kirchner, den Bergsträßer Journalisten Gabi Dewald (Lorsch) und Thomas Tritsch (Bensheim) sowie der Groß-Gerauer Kulturreferentin Angelika Borchert (Theater Trommer Sommer).
Die Schirmherrschaft hat erneut Landrat Christian Engelhardt übernommen. Kooperationspartner sind neben der Stadt Lorsch die Volksbank Darmstadt-Südhessen und die Firma PromediPharm Bensheim, die den Newcomerpreis sponsert. Auch der Freundeskreis Sappalostra gehört zu den Förderern des Kleinkunstpreises, der den Finalisten eine prominente Bühne schenkt und mit einer Siegerprämie verbunden ist.
Der erste Preis ist mit 1000 Euro dotiert und mit einem Gastspielauftritt in der Kulturbühne MAX in Hemsbach verbunden. Die Platzierten erhalten je 600 Euro. Für den Publikumspreis und den Newcomerpreis gibt es je 500 Euro.
Hoffnung machen sich folgende Finalisten: Sven Garrecht ist ein frisches Gesicht in der deutschen Liedermacherszene. Er vereint Dichtkunst, Musik und Poetry Slam in einem charismatischen Mix. Der Kabarettist, Berufsmusiker und Instrumentalpädagoge für Saxophon, Klavier und Klarinette besticht mit tiefsinnigen Fragen und frechem Humor. Besonders gern bringt der Mann aus Seligenstadt traditionelle Denkmuster ins Wanken. Hoch musikalisch, frech und humoristisch hinterlistig inszeniert er launisch-süffige Songs über die Erscheinungen des Alltags.
Mit dem Varieté-Duo Strange Comedy kommen zwei versierte Chaoten mit internationalem Renommee ins Sapperlot. Shelly Mia Kastner und Jason McPherson inszenieren eine surreale Welt aus Comedy, Akrobatik und Clownerie, in der sich im fliegenden Wechsel situationskomische Illusion und virtuose Verwandlungen aneinanderreihen. Das Unerwartete ist die Regel bei diesem kanadisch-amerikanischen Paar, das in Wiesbaden lebt und auf den Show-Bühnen der ganzen Welt zu Hause ist. Die Künstler aus San Francisco haben bereits beim Cirque du Soleil in Las Vegas und im Berliner Wintergarten-Varieté gespielt.
Mia Pittroff ist eine Meisterin im Poetry-Slam und ein echtes Multitalent. Vor allem aber ist sie Fränkin. Und als solche hat sie mit dem „Fränkischen Chanson“ auch gleich ein eigenes Genre erfunden. Ihr Markenzeichen: Trockener Humor, groteske Bilder und treffsichere Pointen, die im sprachlichen Sound ihrer Heimat von der Bühne rollen. Die Wahlberlinerin lässt sich stilistisch kaum verorten und tanzt souverän zwischen den Genres. Ein Landkind im Großstadtflair zwischen leichter Kost und ballaststoffreichem Kabarett, das sich traut, der „political correctness“ auch mal ans Schienbein zu treten.
Charmant und ein wenig boshaft
Charmant, amüsant und immer auch ein wenig boshaft: Michael Steinke hatte keine einfache Kindheit. In den 1970er-Jahren geboren, wuchs er zwischen Mustertapeten und Pril-Blumen auf. Nach dieser traumatischen Phase hat der Düsseldorfer dann bald den Weg auf die Bühne gefunden, um das Erlebte künstlerisch-therapeutisch zu verarbeiten. Dort begibt sich der mehrfach ausgezeichnete Comedian auf eine kurzweilige Zeitreise, die der Vollblut-Entertainer als bildstarken Nostalgie-Trip sehr souverän und nah am Publikum inszeniert.
Zauberei auf hohem Niveau
Linus Faber serviert versierte Zauberkunst und Illusionen aus Eigenbau. Seine Show ist jung, frisch und charmant und bewegt sich in ihrer modernen Art weit jenseits magischer Einheitskost. Keine Langohr-Kaninchen aus dem speckigen Zylinder – stattdessen große Augen beim Publikum, das im Sapperlot einen dynamischen Nachwuchsmagier mit Zauberei auf hohem Niveau erleben wird.
Die bisherigen Preisträger sind seit 2014 Martin Zingsheim, Alix Dudel, Armin Fischer, Norbert Bürger, Thomas Schreckenberger, Kay Ray, Friedemann Weise und – 2022 – Götz Frittrang. 2021 hat der Abt aufgrund der Pandemie pausiert. tr
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