Naturschutz - Insekten sind nützlich / Funde an den Forst melden

Hirschkäfer mögen Malzbier und Marmelade

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Einhausen. Mit ein wenig Glück kann man ihm an warmen Sommertagen in der Abenddämmerung begegnen: Dem Hirschkäfer (Lucanus cervus), der größten europäischen Käferart. Auch im Jägersburger Wald sind die Insekten - die männlichen Käfer werden bis zu 75 Millimeter lang, die Weibchen 45 - unterwegs.

Wer die schwarzbraunen Hirschkäfer öfter krabbeln sieht - auch auf Terrassen oder in Regentonnen findet man derzeit welche - und das an die Forstverwaltung meldet, kann mithelfen, die Lebensbedingungen der Großkäfer zu verbessern. Schließlich spielen die - europaweit geschützten Käfer - im Naturhaushalt eine wichtige Rolle - und sind auch für Land- und Forstwirtschaft recht nützlich.

Beute für Vögel und Wildschweine

In den Sommermonaten fliegen die dämmerungs- und nachtaktiven Käfer um Baumkronen und sammeln sich an Saftflüssen von Bäumen, vor allem an Eichen. Hier kommt es oft zu Zweikämpfen zwischen den Männchen, bei denen es um Weibchen und Nahrungsquellen geht. Meist gehen diese Kämpfe, die bei gleichstarken Männchen mehrere Stunden dauern können, für den Unterlegenen glimpflich aus.

Die Männchen gehen mit aufgerichteten Mandibeln - das ist der geweihartig vergrößterte Oberkiefer - aufeinander los und versuchen, sich mit diesen Waffen zu packen. Dabei verhaken sie sich oft ineinander. Jeder der Rivalen hält sich mit seinen Füßen an der Rinde fest und versucht, mit heftigen Bewegungen den anderen von der Rinde loszureissen. Gelingt dies, so wird der Gegner mit einer heftigen Kopfbewegung in die Luft geschleudert. Der Besiegte fällt vom Baumstamm und der Sieger bekommt die Gunst des Weibchens oder den Zugang zur Nahrungsquelle.

Da der große Käfer für manche Vögel, wie Falken, Krähen, Eulen und Spechte, eine attraktive Beute darstellt, kann man gelegentlich abgetrennte Köpfe oder Flügeldecken finden. Wildschweine umwühlen Baumstümpfe, oft Eichenstubben, mit besonderer Gründlichkeit, um an die großen Larven zu gelangen. Hirschkäfer bevorzugen alte Eichen- und Eichenmischwälder sowie Buchenwälder mit einem ausreichenden Anteil an Totholz und absterbenden Althölzern in wärmebegünstigter Lage.

200 Helfer sammeln Informationen

Den hessischen Wäldern wird mit der zweiten Bundeswaldinventur im Bundesvergleich die größte Naturnähe bescheinigt. Die meisten Wälder sind Mischwälder mit mehreren Baumschichten und einem hohen Anteil absterbender oder bereits abgestorbener Holzmasse. Gute Chancen für den Hirschkäfer, dem die Verantwortlichen des Hessen-Forstes besondere Fürsorge widmen.

Um mehr Informationen über den eindrucksvollen Großkäfer zu sammeln, startete bereits vor einigen Jahren der Fachbereich "Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA)" des Hessen-Forstes das Hirschkäfer-Beobachtungsnetz. Es umfasst heute mehr als zweihundert Naturfreunde aus ganz Hessen und wächst weiter an.

Im Vordergrund dieser Aktivitäten steht das Ziel, den Zustand der hessischen Hirschkäfervorkommen besser einschätzen und bei Bedarf die Lebensbedingungen der Art verbessern zu können.

Es sollen Fragen beantwortet werden wie: Wo kommt der Hirschkäfer vor? Wo ist er besonders häufig anzutreffen? Welche Baumarten besiedelt er? Gibt es starke Schwankungen der Bestände? Denn nur wo die Vorkommen bekannt sind, können die Belange des Hirschkäfers bei der Landesplanung und bei der Bewirtschaftung von Waldflächen berücksichtigt werden.

Was also tun, wenn man auf dem Balkon oder gar im Gartenteich einen noch lebenden Hirschkäfer findet? "In eine geräumige Schachtel setzen", raten die Experten des Fachbereiches "FENA" des Hessen-Forstes, "und mit Zuckerwasser, Marmelade oder Malzbier aufpäppeln.

Wichtig: Tiere wieder aussetzen

Die Hirschkäfer müssen jedoch möglichst bald in einem Wald oder Park wieder ausgesetzt werden, damit sie in ihrer nur wenige Wochen kurzen Lebenszeit die Möglichkeit zur Fortpflanzung erhalten".

Die Naturschützer bei Hessen-Forst freuen sich über jede Information: "Melden Sie uns Ihre Hirschkäferfunde" - wer diesen Button auf der Homepage des Hessen-Forstes (www.hessen-forst.de) anklickt, kann mit den Experten Kontakt aufnehmen, findet weitere Informationen und kann einen eigenen Beitrag zu ihrem Schutz leisten. ahe

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