Lorsch - Ehemaliger Bürgermeister wäre gestern 100 Jahre alt geworden / Vertreter von Stadt und Magistrat legen Blumen nieder

Gedenken an Georg Werner

Von 
Anneliese Parzinger
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Bürgermeister Christian Schönung, erster Stadtrat Friedrich Emig, Stadtverordnetenvorsteherin Christiane Ludwig-Paul und Magistratsmitglied Angela Velten gedachten des ehemaligen Lorscher Bürgermeisters zum 100. Geburtstag.

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Lorsch. Ehre für eine Lorscher Persönlichkeit: Georg Werner hat Lorsch als erster frei gewählter Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg fast 30 Jahre lang geprägt. Er war damit einer der am längsten amtierenden Verwaltungschefs seit Einführung des Bürgermeisteramts durch die Kommunalreform von 1821. Am 24. Oktober wäre sein 100. Geburtstag gewesen. Aus diesem Anlass legten Bürgermeister Christian Schönung, Stadtverordnetenvorsteherin Christiane Ludwig-Paul, erster Stadtrat Friedrich Emig und Angela Velten für den Magistrat eine Blumenschale am Gedenkstein in der Einhäuser Landstraße nieder.

Mit 33 Jahren ins Amt gewählt

Als Sohn einer Lorscher Handerkerfamilie lernte Georg Werner den Beruf des Kaufmanns. Bis zu Beginn des Krieges war er im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen in Frankfurt tätig. Er kehrte in seine Beruf zurück, als er 1943 verwundet wurde. Ab Mai 1945 war Georg Werner bei der Sparkasse Lorsch als Kassierer beschäftigt. Nach dem Krieg war Werner entschlossen, den Wiederaufbau seiner Heimatgemeinde mit voranzutreiben: So wurde er nach der ersten freien Kommunalwahl im Januar 1946 Gemeindevertreter und am 23. März als Kandidat der CDU, die bei der Wahl eine Zweidrittelmehrheit erzielte, Lorscher Bürgermeister - mit 33 Jahren. Vom 1. April 1946 bis 31. März 1975, also genau 29 Jahre lang, war Werner im Amt. Zunächst wurde er zweimal für sechs Jahre und dann zweimal für zwölf Jahre wiedergewählt, bis er sein Amt aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste.

Georg Werner und die kommunalen Mandatsträger hatten in der Nachkriegszeit vielfältige Probleme zu lösen. So mussten öffentliche Einrichtungen und die Infrastruktur in der Region wiederaufgebaut werden. Es gab eine hohe Zahl von Arbeitslosen, Wohnungen waren Mangelware. Als Lorscher Bürgermeister war Georg Werner auch mit der Aufnahme und Integration von 1300 Vertriebenen betraut.

Das Jahr 1948 brachte die Währungsreform. Als Startkapital hatte die Gemeinde Lorsch insgesamt rund 57 000 DM zur Verfügung, was große Herausforderungen für die Politiker bedeutete. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung in den fünfziger Jahren musste daher zunächst in den Bau von Wohnungen und Straßen investiert. Auch manches andere Projekt, das in der Amtszeit von Georg Werner in Angriff genommen wurde, drückt der Gemeinde noch heute einen Stempel auf - darunter die Wingertsbergschule, die Nibelungenhalle, die alte Friedhofskapelle, das Waldschwimmbad, das Altenwohnheim, das Wasserwerk Feuerstein, die Kläranlage, die Rückhaltebecken, die Lorsch vor Überschwemmungen der Weschnitz und des Landgrabens schützen.

Aber auch Neubaugebiete entstanden in dieser Zeit: "In der Oberstraße", In den Brückeläckern", "Im Neuen Garten", "Im Metzgerslöchel" und am "Gänsberg". Im Jahr 1964 feierte die Gemeinde Lorsch ihr 1200-jähriges Bestehen und bekam die Stadtrechte verliehen.

Engagement für Europa

Geprägt durch zwei Weltkriege mit viel Leid und Elend war Georg Werner auch ein Verfechter der europäischen Idee. Im Sommer 1966 fuhr er nach Le Coteau, um mit der französischen Stadt eine Partnerschaft zu beschließen, die bereits im Jahr 1967 beurkundet wurde. Im Jahr 1973 folgte die Verschwisterung mit der belgischen Stadt Zwevegem und es entstand ein Dreierbündnis, das bis heute Bestand hat.

Weiterhin fällt in die Amtszeit von Georg Werner auch die Patenschaft für die frühere Sudetendeutsche Gemeinde Giebau. "Er war kein großer Redner", so Bürgermeister Christian Schönung, "aber er war ein Macher." Das lasse sich an der langen Liste feststellen, in denen der ehemalige Bürgermeister Lorsch ein neues Gesicht gegeben habe. Ausgezeichnet wurde Georg Werner für seine Leistungen mit dem Landesehrenbrief und dem Bundesverdienstkreuz.

Dabei sah Lorschs ehemaliger Bürgermeister die eigenen Leistungen und Erfolge stets mit Bescheidenheit. So erinnert sich Christian Schönung, dass Georg Werner bei seinem letzten öffentlichen Auftritt anlässlich seines 75. Geburtstages 1987 gesagt habe: "Einer allein vermag nicht viel, wir haben es alle zusammen geschafft. Mein Herz schlägt nach wie vor für meine, unsere Heimatstadt Lorsch."

Am 1. November 1991 starb Georg Werner und wurde auf dem Lorscher Friedhof beigesetzt.

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