Heimatgeschichte - Einhäuser Bürgerinitiative erinnert sich an die Zeit, als der kleine Fluss des Dorfes noch einem Abwasserkanal glich

Früher stank die Weschnitz zum Himmel

Von 
Albert Herrmann
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Einhausen. Inzwischen sind bei Einhausen wieder Fischarten wie Döbel, Schmerle, Gründling und Flussbarsch, aber auch Rotauge, Hasel, Laube, Groppe und der dreistachlige Stichling heimisch. Das war nicht immer so.

Bis Anfang der 70er Jahre kannten die Einhäuser die Weschnitz noch als eine Art Abwasserkanal, der oft im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stank.

Ein Oberregierungsschulrat, der als Vorsitzender einer Prüfungskommission in der Einhäuser Volksschule weilte, sah sich gar einmal "gezwungen", nach vierzig Minuten den Schulsaal zu verlassen. Er klagte über Kopfschmerzen und Übelkeit und fragte nach der Toilette.

Den zweiten Teil der Prüfung verlegte er nach Lorsch, da er in der verpesteten Luft nahe der Weschnitz nicht bleiben könne. Da es um die Gesundheit von nahezu 600 Schülern ging, sicherte er zu, sofort einen Bericht an seine vorgesetzte Dienststelle zu geben.

Bürgerinitiative wird gegründet

Im August 1973 gründeten besorgte Bürger die erste Einhäuser Bürgerinitiative mit dem Namen "Saubere Weschnitz", unter ihnen auch Hans Diehl, Helmut Hedderich und Hans Knaup. Die engagierten Bürger forderten den Bau beziehungsweise die Verbesserung von Kläranlagen entlang der Weschnitz, die Gewährleistung eines umweltfreundlichen Betriebes dieser Anlagen, akzeptable Lösungen des Klärschlammproblems und die ständige Überwachung der Weschnitz und Veröffentlichung der Messwerte.

Im Jahr 1978 wurde die Einhäuser Kläranlage in Betrieb genommen, die Bürgerinitiative "Saubere Weschnitz" hatte ihre Ziele erreicht. Heute können sich die ehemaligen Vorstandsmitglieder Hans Knaup, Helmut Hedderich und Hans Diehl über den Zustand der Weschnitz freuen: "Unser Einsatz hat sich gelohnt."

Für Ulrich Androsch, Geschäftsführer des Gewässerverbandes Bergstraße, und seine Mitstreiter geht es neben dem Schutz der Menschen und ihrer Güter vor Hochwasserschäden auch um den Schutz der Gewässer. "Wir brauchen die Vermittlung besserer Kenntnisse von Pflanzen- und Tierarten und mehr Wissen um die Lebensraumgrundlagen - auch im schulischen Bereich", sagt Androsch.

Der Lebensraum Gewässer mit seiner komplexen und empfindlichen Artenvielfalt braucht mehr Beachtung, Sorgfalt und Schutz", betont der Fachmann.

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