Lorsch. Lorsch. Eine schöne Überraschung erlebten Schwimmbad-Besucher am Mittwochnachmittag in Lorsch: gleich hinter dem Eingang waren mehrere Stände aufgebaut. Dort konnten sie sich mit Melonenstückchen oder Pfirsichen versorgen oder einen Becher Holunderblütensirup abholen - kostenlos. Gratis waren auch die Serviceleistungen und Informationen. Allesamt drehten sie sich um das Thema Sonnenschutz. Auf die Beine gestellt hatte die Aktion der Kreis Bergstraße.
Überrascht reagierten auch einige der Freibad-Besucher, die das Angebot der Experten annahmen, und zum Beispiel testen ließen, wie lange sie sich mit gutem Gewissen ungeschützt in der Sonne aufhalten könnten: 14 Minuten, erfuhr ein junger Mann. Dieses Ergebnis hatte er nicht erwartet - und doch wies er damit für seinen Hauttyp einen Durchschnittswert auf. Die meisten Menschen seien allerdings der Meinung, sie könnten unbedenklich länger als eine Stunde ungeschützt draußen sein, berichtete Robert Gahler, der für die Krankenkasse DAK die Messungen durchführte.
Die Bergstraße gilt als „Sunshine-State“, als sonnenintensivster Landkreis in Hessen, erinnerte Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz in Lorsch. Prävention sei wichtig, wenn man die Sonnentage genießen wolle, so Stolz mit Blick auf den Sommer, der gerade begonnen hat. Das unterstrich auch Dr. Alexander Magerl. Die Schädigung der Haut beginne sogar bereits vor der Rötung, warb der Dermatologe für Aufmerksamkeit für das größte Sinnesorgan des Menschen.
Risiko für „Grillhähnchen“
Die Häufigkeit mehrerer Krebserkrankungen nimmt inzwischen ab, die durch Weißen Hautkrebs gehören jedoch nicht dazu. Diese Krebsart nimmt im Gegenteil zu. Gerade in der Gruppe derjenigen, die in den 1970er und 1980er Jahren gerne als „Grillhähnchen“ intensiv in der Sonne unterwegs waren, seien im Alter ab 60 Jahren nicht wenige von Problemen betroffen, so der Hautarzt mit Praxis in Bensheim. In jedem Lebensalter aber ließe sich das Risiko und damit die Zahl möglicher späterer Operationen „halbieren“, riet er zu Vorsicht und Vernunft.
Der richtige Sonnenschutz ist dafür wichtig. Auch mit Sonnencremes, die hohe Lichtschutzfaktoren von 30 oder 50 haben, ist man aber nur wenige Stunden sicher und „nicht den ganzen Tag geschützt“, gab Magerl zu bedenken. Statt einfach blind draufloszuschmieren, sei es auf jeden Fall sinnvoll, die individuelle Eigenschutzzeit zu ermitteln. So lässt sich dann errechnen, wie lange man mit dem jeweiligen Sonnencreme-Faktor geschützt ist. Auch als Berufskrankheit ist Hautkrebs bei Menschen anerkannt, die sehr viel im Freien arbeiten müssen.
Im Rahmen der Aktion im Freibad konnte jeder Besucher auch seine Sonnenbrille untersuchen lassen. Verfügt sie über einen guten UV-Schutz? Der Lorscher Optikermeister Martin Siekmann informierte über die Wirkung kurzwelliger Sonnenlichtstrahlen, die den Augen schaden und einen vorzeitigen Grauen Star begünstigen können. Die meisten Besucher, die das spontane Angebot nutzten und ihre Brille ins Testgerät legten, zeigten sich anschließend beruhigt darüber, beim Kauf ihrer Brillen aber offenbar einen guten Griff getan zu haben.
Beim Optikermeister konnte man auch Brillen mit Polarisationsfilter ausprobieren und erleben, wie diese zum Beispiel Spiegelungen reduziert. Apothekerin Jennifer Martin bekommt von Familien häufig die Frage gestellt, ob sie die Sonnencreme-Tube aus dem vor Vorjahr auch in diesem Sommer noch nutzen könnten. Falls in der Tube noch viel drin sein sollte, habe man möglicherweise etwas falsch gemacht, meinte sie. Beim Cremen sollte man jedenfalls nicht geizig sein.
Vier Esslöffel Creme sollen es sein
Empfohlen wird für einen Erwachsenen die Menge von vier Esslöffeln pro Eincremen, berichtete die Fachfrau. Bedient sich die ganze Familie im Strandurlaub, dann hält eine Packung Sonnenmilch rund einen Tag lang. Es müsse keineswegs immer das teuerste Produkt sein, so die Fachfrau auf Nachfrage. Man könne auch unterschiedliche Produkte nutzen, etwa für das Gesicht eine Creme aus der Apotheke, für andere Körperteile ein Angebot aus der Drogerie.
„Kleiderschutz schlägt Sonnenschutz“, erinnerte der Hautarzt nebenbei daran, dass man gut angezogen mit Textilien vor ultravioletter Strahlung grundsätzlich besser geschützt ist, als wenn die Sonne direkt auf nackte Haut trifft. Dass das regelmäßige Nachcremen natürlich auch lästig ist und außerdem das Badewasser und generell die Umwelt belastet, war an den Infoständen gleichfalls ein Thema. Bürgermeister Christian Schönung wies deshalb darauf hin, dass es im Lorscher Waldschwimmbad auch schattige Aufenthaltsplätze unter Bäumen gibt.
Die Bezirkslandfrauen um Claudia Jöst freuten sich darüber, dass ihr Sirup-Ausschank gut ankam und die Melonenstückchen gefragt waren. Bei Hitze soll man bekanntlich viel trinken - aber keinen Alkohol als Durstlöscher wählen.
Sirup oder kühlen Tee trinken
Wem ewig Mineralwasser zu fad sei, der solle kühle Tees oder eben Sirup zubereiten, empfahlen sie. Rezepte für Rosenblüten-Sirup, Holunder- und Pfefferminz-Sirup lagen für Interessierte zum Mitnehmen aus.
Auch die Lorscher DLRG war am Aktionsstand präsent. Die Mitglieder verteilten unter anderem Broschüren mit den Baderegeln. „Wir sind vor Ort“, machte für die Lebensretter Conny Stöhr deutlich, dass die DLRG über Ansprechpartner etwa bei plötzlichen gesundheitlichen Schwierigkeiten wie etwa Kreislaufproblemen im Schwimmbad verfügt.
Wie man sich verhalten sollte, wenn man doch zu viel Sonne abbekommen hat, darüber informierte unter anderem Ute Fuchs vom Kreisgesundheitsamt. Sie erklärte am Stand, wie man Erste Hilfe zum Beispiel im Falle eines Sonnenstichs oder Hitzschlags leisten kann. (sch)
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