Lorsch. Ein Tanz mit dem Feuer beendete am Sonntagabend die vierte Auflage des Lorscher Birkengartenfestivals, das über vier Tage hinweg das weiträumige Areal zwischen Schwimmbad und Vogelpark in ein stimmungsvolles Ambiente versetzte. ArtArtistica erzählte in einer mitreißenden Performance eine flammende Liebesgeschichte. Zu einem Crossover zwischen spanisch-orientalischen und klassischen Klängen zeichnete das Paar im Spiel mit lodernden Fackeln perfekt aufeinander abgestimmte Bilder. Mal schienen die beiden die Flammenwerfer zu zünden, um unmittelbar darauf einen Funkenflug zu entfachen, der wie ein Feuerwerk das Liebesszenario zu besiegeln schien. Ihr Auftritt malte optische wie akustische Zeichen in die kühle Sommernacht.
Blödsinn in Noten
Zuvor hatte die Band Türzueszieht die Stimmung im Birkengarten kräftig hochschaukeln können. Die Truppe aus Frankfurt, die ein breites Spektrum an Musikinstrumenten zum Einsatz bringt, weiß Comedy und Nonsens in süffige Noten zu verpacken. Sucht sich in "Granada" noch die tiefempfundene spanische Melancholie ihren Weg, zählt in einem anderen Song der kurios verbrämte Wettstreit zwischen Kartoffelbrei und Handkäs. Dem Publikum, das sich gemütlich auf Kissen und Decken zu den Füßen der Künstler ausbreitete, gefiel die durchaus würzige Kost. Allein die zwei Beispiele zeigen, wie vielfältig das Bühnenprogramm im viertägigen Festival-Powerplay ausfiel.
Der BA sprach mit Veranstalter Harry Hegenbarth:
Hat das Festival mit der diesjährigen Ausgabe an Charme gewinnen können, Herr Hegenbarth?
Hegenbarth: Ja. Jedes Jahr drehen wir an ein paar Schrauben. Die Bühne haben wir um zwei Meter nach hinten versetzt und den Publikumsbereich erweitert. Einige neue Essensstände sind hinzugekommen. Wir haben uns bemüht, mit mehr Grün und Licht eine noch nettere Atmosphäre zu zaubern.
Und das wirkt?
Hegenbarth: Es stoßen immer mehr Leute zu uns, die sich einbringen wollen: von Vereinen, von Organisationen oder Gruppen. Das ist eine weitere Säule. Heute Mittag war beispielsweise die gesamte Wiese bevölkert. Überall gab es für die Kinder etwas zu erleben und zu entdecken. Tombola, Schminken, Töpfern oder eben Fußballspiele. Daneben traten der Bildungsclown und der Forscherzirkus auf.
Was waren in diesem Jahr die neuen Höhepunkte?
Hegenbarth: Vor allem Lorsch ist das Highlight. Die Leute sind geblieben, obwohl es genieselt hat. Dass sich das Festival eigenständig erweitert, liegt auch an vielen Besuchern aus der Welterbestadt. Das durchgehende Bühnenprogramm ist ein wichtiger Bestand. Die Feuershow zum Abschluss, wie sie auf der Premiere vor vier Jahren schon zu sehen war, hat sich der Bürgermeister gewünscht.
Das Wetter zeigte sich nicht unbedingt von einer festivalfreundlichen Seite.
Hegenbarth: Trotzdem: An allen vier Tagen war der Platz durchweg ausgebucht. Selbst zur Fußballzeit. Public Viewing am Samstag wird mir besonders in Erinnerung bleiben. Ein solches Spiel wird man lange, lange nicht mehr sehen. Und wir haben es mit so vielen Leuten zusammen geschaut. Zur Feier des Tages gab es dann hier zum Abschluss das Bier zum halben Preis.
Behielt das Festival dennoch seine Stimmung?
Hegenbarth: Auch als sich alles um Fußball drehte, schalteten wir das Ambiente nicht aus. Die 400 Kerzen brannten währenddessen. Zudem wurden die Bäume illuminiert und die Lichter in Lampions angeknipst. Die Kombination ist einzigartig. Am Freitagabend, als das Programm zu Ende ging, spielten Harfe und Geige am Wasser. Leise Töne und ohne Verstärker waren ein wunderschöner Ausklang des Abends. Das ist alles hier möglich.
"Public Viewing am Samstag wird mir besonders in Erinnerung ...
"Public Viewing am Samstag wird mir besonders in Erinnerung bleiben. Ein solches Spiel wird man lange, lange nicht mehr sehen."
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